Die russischen Streitkräfte haben laut Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt die "strategische Initiative" übernommen. "Das Jahr 2024 wird entscheidend für unsere militärischen Ziele", sagte Putin am Montag bei einem Treffen mit der Armeeführung. Nach Angaben des Verteidigungsministers Andrej Belussow haben russische Truppen in diesem Jahr fast 4500 Quadratkilometer ukrainisches Territorium eingenommen und kontrollieren große Teile der Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja.
Zudem vermeldete Moskau die Einnahme weiterer Dörfer in der Ostukraine. Doch während Putin vom Vormarsch spricht, zeigt sich eine andere Realität: Bei Kämpfen in der russischen Grenzregion Kursk sollen nach ukrainischen Angaben mindestens 30 nordkoreanische Soldaten getötet oder verletzt worden sein. Nordkoreanische Truppen kämpfen demnach in gemischten Einheiten mit russischen Soldaten – ein klares Zeichen der wachsenden militärischen Kooperation zwischen Moskau und Pjöngjang.
Russland und Nordkorea rücken seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 enger zusammen. Während Nordkorea Munition liefert, unterstützt Russland Pjöngjang bei seinem Raketen- und Atomprogramm. Experten warnen vor den langfristigen Konsequenzen dieser Allianz, da sie globale Konflikte weiter anheizen könnte.
Auf internationaler Ebene wird die Eskalation aufmerksam verfolgt. Am Mittwoch treffen sich NATO-Generalsekretär Mark Rutte, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und führende europäische Staatschefs, darunter Olaf Scholz und Emmanuel Macron, um über weitere Unterstützung für die Ukraine zu beraten. Rutte betonte die Notwendigkeit, die Ukraine vor möglichen Verhandlungen mit Russland militärisch zu stärken.
Norwegen kündigte derweil Hilfen in Höhe von 2,7 Milliarden Kronen (rund 228 Millionen Euro) für die ukrainische Marine an. Diese sollen die Verteidigungsfähigkeit gegen die russische Schwarzmeerflotte verbessern und die Getreideexporte der Ukraine sichern.
Während der Westen auf Aufrüstung und Abschreckung setzt, fordert der künftige US-Präsident Donald Trump eine unverzügliche Waffenruhe. Sein Vorschlag könnte die internationale Haltung zur Unterstützung der Ukraine verändern und für neue Spannungen innerhalb der NATO sorgen. ozd
OZD-Kommentar:
Putins Offensive und die geopolitischen Risiken
Putins Behauptung, die russischen Truppen seien an der Front im Vorteil, mag propagandistisch geschickt sein, doch die Realität ist komplexer. Die gemeldeten Gebietsgewinne stehen im Kontrast zu den massiven Verlusten – auch auf russischer Seite. Besonders brisant ist der Einsatz nordkoreanischer Soldaten. Diese neue Dimension des Konflikts könnte die internationale Gemeinschaft vor schwierige Entscheidungen stellen.
Die verstärkte Kooperation zwischen Russland und Nordkorea sendet ein besorgniserregendes Signal. Sie zeigt, dass Moskau bereit ist, auch mit international geächteten Regimen zusammenzuarbeiten, um seine Ziele zu erreichen. Dies stellt den Westen vor eine doppelte Herausforderung: die Ukraine weiterhin zu unterstützen und gleichzeitig die Auswirkungen dieser neuen Allianz zu begrenzen.
Die bevorstehenden Gespräche der NATO-Staaten werden zeigen, ob Europa bereit ist, Selenskyjs Forderungen nach weiteren Waffenlieferungen zu erfüllen. Doch mit Trumps bevorstehendem Amtsantritt und seiner ablehnenden Haltung gegenüber einer intensiven Unterstützung der Ukraine könnten sich die Machtverhältnisse bald verschieben.
Prognose:
2024
wird ein Jahr der Entscheidungen im Ukraine-Konflikt. Während Putin
versucht, seinen Einfluss auszuweiten, muss der Westen seine Einigkeit
bewahren. Sollten die USA unter Trump jedoch ihre Unterstützung
reduzieren, könnte dies die Dynamik des Krieges erheblich verändern und
die Ukraine in eine gefährliche Position bringen. Gleichzeitig birgt die
Allianz zwischen Russland und Nordkorea das Potenzial für eine
Destabilisierung der gesamten Region.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Wladimir Putin?
Wladimir
Putin ist seit 1999 als Präsident oder Ministerpräsident die zentrale
politische Figur Russlands. Er wird als Architekt des autoritären
Systems Russlands und der Expansion des Landes in ehemalige
Sowjetgebiete gesehen. Putin rechtfertigt den Krieg in der Ukraine mit
geopolitischen und historischen Argumenten.
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr
Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Der frühere Schauspieler
und Komiker führt das Land durch den Krieg gegen Russland. Er gilt als
charismatischer Redner und hat die internationale Unterstützung für die
Ukraine maßgeblich geprägt.
Was ist die NATO?
Die
NATO (North Atlantic Treaty Organization) ist ein Verteidigungsbündnis
von derzeit 31 Mitgliedsstaaten, das 1949 gegründet wurde. Ihre
Hauptaufgabe besteht darin, die Sicherheit des Bündnisgebietes zu
gewährleisten. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs unterstützt die NATO die
Ukraine durch Waffenlieferungen, humanitäre Hilfe und militärische
Beratung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP