Der designierte US-Präsident Donald Trump hat die jüngsten Entwicklungen in Syrien als „feindliche Übernahme“ durch die Türkei bezeichnet. Ankara habe den Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad „schlau“ organisiert, sagte Trump am Montag in Mar-a-Lago. „Die Türkei hat eine feindliche Übernahme vollzogen, ohne dass dabei viele Menschen ums Leben gekommen sind“, erklärte er vor Journalisten.
Mit scharfen Worten kritisierte Trump den gestürzten syrischen Präsidenten Assad und bezeichnete ihn als „Schlächter“, der entsetzliche Verbrechen begangen habe, insbesondere gegen Kinder. Trump erinnerte dabei an seinen früheren Raketenangriff auf syrische Militärbasen während seiner ersten Amtszeit. „Ich habe ihn mit 58 Raketen angegriffen, unglaubliche Raketen“, sagte er und verwies auf den symbolischen Akt der damaligen US-Intervention.
Dennoch bekräftigte Trump seine Haltung, dass die USA sich nicht aktiv in den Konflikt einmischen sollten. „Das Chaos in Syrien ist nicht unser Kampf“, betonte der künftige Präsident. Er machte jedoch deutlich, dass die Türkei nun eine Schlüsselrolle in Syrien spielt, nachdem Kämpfer der HTS-Miliz am 8. Dezember Damaskus eingenommen und Assads Regime gestürzt hatten.
Die Türkei hat inzwischen ihre Unterstützung für die neue Regierung in Damaskus signalisiert. Verteidigungsminister Yasar Güler erklärte am Wochenende, dass die Türkei bereit sei, militärische Hilfe zu leisten. Dabei betonte er, dass die oberste Priorität Ankaras die Bekämpfung kurdischer Kämpfer in Syrien sei.
Die USA, so Trump, sollten den Entwicklungen in Syrien weiterhin wachsam folgen, sich jedoch auf strategische Interessen beschränken. Der Sturz Assads, der für Folter, Entführungen und Morde verantwortlich gemacht wird, eröffne eine neue Phase in der geopolitischen Dynamik der Region. ozd
OZD-Kommentar:
Ein gefährliches Machtvakuum in Syrien?
Donald Trumps Beschreibung des türkischen Vorgehens in Syrien als „feindliche Übernahme“ mag provokant klingen, doch sie trifft den Kern der aktuellen geopolitischen Realität. Mit dem Sturz Assads hat die Türkei ihre Position im Nahen Osten gestärkt und gleichzeitig einen politischen und militärischen Machtvakuum geschaffen, das immense Risiken birgt.
Die Türkei nutzt geschickt die Situation, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen – vor allem die Bekämpfung kurdischer Milizen, die Ankara als Bedrohung ansieht. Dies geschieht jedoch auf Kosten der Stabilität in der Region. Die neue Regierung in Damaskus, unterstützt von der Türkei und der HTS-Miliz, steht vor immensen Herausforderungen, um die Kontrolle über das zerrüttete Land zu sichern.
Die USA scheinen sich unter Trumps Führung auf eine Beobachterrolle zurückzuziehen. Doch genau das birgt Risiken. Ein erstarktes und militärisch aktives Ankara könnte langfristig die Machtbalance in der Region kippen. Auch Russlands Rolle als Unterstützer Assads bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Prognose:
In
den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die neue syrische Führung in
der Lage ist, Stabilität zu schaffen. Die Türkei wird versuchen, ihre
Ziele konsequent umzusetzen, während die USA eine klare Strategie für
den Umgang mit der neuen Situation entwickeln müssen. Eine weitere
Eskalation, insbesondere in den kurdisch kontrollierten Gebieten, ist
jedoch wahrscheinlich.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Donald Trump?
Donald
Trump ist ein US-amerikanischer Geschäftsmann, ehemaliger Präsident und
designierter 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Er gewann die Wahl
am 5. November und wird am 20. Januar erneut ins Amt eingeführt. Trump
verfolgt eine nationalistische Politik, die auf „America First“ basiert,
und hat eine ambivalente Haltung gegenüber internationalen Konflikten.
Wer ist Baschar al-Assad?
Baschar
al-Assad war von 2000 bis 2023 Präsident Syriens. Nach dem Sturz seines
Vaters Hafis al-Assad setzte er die autoritäre Herrschaft fort. Assads
Regime wurde international wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen verurteilt. Am 8. Dezember 2023 wurde Assad von
Kämpfern unter der Führung der HTS-Miliz gestürzt.
Was ist die HTS-Miliz?
Die
Hajat Tahrir al-Scham (HTS) ist eine islamistische Miliz, die aus der
Al-Nusra-Front hervorgegangen ist, dem ehemaligen syrischen
Al-Kaida-Ableger. Die HTS gibt an, keine Verbindung mehr zu Al-Kaida zu
haben. Sie wird jedoch von vielen westlichen Staaten als
Terrororganisation eingestuft. Die HTS spielte eine führende Rolle beim
Sturz Assads.
Was sind die Golanhöhen?
Die
Golanhöhen sind ein strategisches Gebiet zwischen Syrien und Israel, das
seit 1967 von Israel besetzt ist. Die Region hat eine große Bedeutung
für die Sicherheit Israels und ist immer wieder ein Zankapfel in
geopolitischen Konflikten.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP