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Rückkehr von Flüchtlingen: UNO rechnet mit einer Million Syrern bis 2025

Die UNO prognostiziert, dass bis Mitte 2025 etwa eine Million syrische Flüchtlinge nach Syrien zurückkehren werden. Doch es handelt sich nicht um eine erzwungene Rückkehr – Länder wie Deutschland haben Asylverfahren vorerst ausgesetzt.

 Nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad am 8. Dezember 2024 rechnet die UNO damit, dass bis Mitte 2025 etwa eine Million syrische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren werden. Diese Prognose wurde von Rema Jamous Imseis vom UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) am Dienstag veröffentlicht. „Wir rechnen nun damit, dass zwischen Januar und Juni nächsten Jahres etwa eine Million Syrer zurückkehren werden“, erklärte Imseis. Dabei betonte sie, dass es sich nicht um eine „erzwungene Rückkehr“ handle.

Die Schätzung erfolgt nach dem überraschenden Umsturz in Syrien, der durch die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) herbeigeführt wurde. Diese Ereignisse haben internationale Reaktionen ausgelöst, besonders in Europa, wo mehrere Länder die Asylverfahren für syrische Flüchtlinge ausgesetzt und Rückkehrprogramme angekündigt haben. Auch Deutschland hat vorübergehend Asylentscheidungen zu Syrien ausgesetzt, was zu einer neuen Dynamik in der Flüchtlingspolitik führt.

Imseis forderte von den betroffenen Ländern, dass sie das Recht auf Einreise für syrische Flüchtlinge respektieren sollten, um einen Asylantrag zu stellen. Sie betonte, dass den syrischen Flüchtlingen und den internationalen Organisationen ausreichend Zeit gegeben werden müsse, um zu bewerten, ob es sicher sei, in ihr Heimatland zurückzukehren. Das UNHCR hat bereits Mitarbeiter an die syrischen Grenzen entsandt, um die Rückkehrbewegungen und die Situation der Ausreisenden zu beobachten. Viele Syrer kehren zurück, während andere das Land weiterhin verlassen, insbesondere Angehörige von Minderheiten und ehemalige Mitglieder der gestürzten Regierung.

Im Zuge des Regimewechsels in Syrien haben sich neue schutzbedürftige Gruppen gebildet. „Die Risikoprofile, die es vor dem 8. Dezember gab, benötigen vielleicht nicht mehr das gleiche Maß an Schutz“, erklärte Imseis. Mit der neuen politischen Situation seien jedoch andere Gruppen entstanden, die nun besonderen Schutz benötigen könnten.

Die Miliz Hajat Tahrir al-Scham, die zum Sturz von Assad geführt hat, hat ihre Wurzeln in einem syrischen Ableger von Al-Kaida, betont jedoch, dass sie seit 2016 keine Verbindungen mehr zu dem Terrornetzwerk pflege. Ihr Anführer Mohammed al-Dscholani, der mittlerweile unter dem bürgerlichen Namen Ahmed al-Scharaa auftritt, versicherte, dass die syrische Übergangsregierung alle Bürger sowie die staatlichen Institutionen schützen werde. Dieser politische Umschwung könnte weitreichende Folgen für die Situation der syrischen Flüchtlinge haben.

OZD/AFP


OZD-Kommentar

Die Rückkehr der Flüchtlinge: Hoffnung oder Risiko?

Die Ankündigung der UNO, dass bis Mitte 2025 etwa eine Million syrische Flüchtlinge heimkehren könnten, gibt einen ersten Blick auf die Folgen des Umsturzes von Baschar al-Assad. Auf den ersten Blick könnte dies als Hoffnungsschimmer für viele Flüchtlinge gesehen werden, die jahrelang in Nachbarländern wie der Türkei oder im Exil in Europa leben. Doch die Frage bleibt: Ist Syrien tatsächlich sicher genug für eine dauerhafte Rückkehr?

Die internationale Gemeinschaft steht nun vor der Herausforderung, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Rückkehr humanitär und sicher zu gestalten. Dabei müssen auch die politischen Verhältnisse berücksichtigt werden, denn die Rolle von Gruppierungen wie Hajat Tahrir al-Scham könnte die Stabilität im Land beeinträchtigen. Besonders die Minderheiten und ehemaligen Regierungsmitglieder könnten in einer solch instabilen Lage erneut gefährdet sein.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Situation in Syrien weiterentwickelt und ob die internationalen Rückkehrprogramme zu einer tatsächlichen Verbesserung für die Flüchtlinge führen oder ob es sich lediglich um eine politische Geste handelt, die die realen Gefahren übersieht. Eine Zunahme der Rückkehrer könnte in den kommenden Monaten zu einer erheblichen Belastung für die syrische Übergangsregierung werden, die sich gleichzeitig mit internen Spannungen und externem Druck auseinandersetzen muss.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Rema Jamous Imseis?
Rema Jamous Imseis ist eine hochrangige Vertreterin des UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) und verantwortet die Region Naher Osten und Nordafrika. In ihrer Funktion setzt sie sich für die Rechte von Flüchtlingen und deren Rückkehr unter sicheren Bedingungen ein. Sie hat eine lange Karriere im internationalen Flüchtlings- und Migrationsmanagement und ist in dieser Rolle eine wichtige Ansprechpartnerin für die internationale Gemeinschaft in Bezug auf Flüchtlingsfragen im Nahen Osten.

Was ist das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR)?
Das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich weltweit um die Unterstützung von Flüchtlingen und Vertriebene kümmert. Gegründet 1950, setzt sich das UNHCR dafür ein, den Flüchtlingen Schutz zu bieten, ihre Rechte zu verteidigen und ihnen eine sichere Rückkehr oder eine Integration in ihre Gastländer zu ermöglichen. Das UNHCR ist besonders in Krisenregionen aktiv, darunter auch in Syrien, wo Millionen von Menschen nach dem Bürgerkrieg Zuflucht gesucht haben.

Was ist Hajat Tahrir al-Scham (HTS)?
Hajat Tahrir al-Scham (HTS) ist eine islamistische Miliz in Syrien, die ursprünglich aus einem Ableger von Al-Kaida hervorging. Die Gruppe hat sich jedoch seit 2016 von Al-Kaida distanziert. HTS hat bedeutende Gebietsgewinne im Nordwesten Syriens erzielt und spielt eine zentrale Rolle im aktuellen Konfliktgeschehen. Der Anführer der Miliz, Mohammed al-Dscholani, tritt inzwischen unter dem Namen Ahmed al-Scharaa auf und hat angekündigt, dass die Übergangsregierung in Syrien die Sicherheit aller Bürger gewährleisten werde.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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