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UniCredit stockt Commerzbank-Anteil auf – Steht eine Übernahme bevor?

Die italienische UniCredit hat ihren Anteil an der Commerzbank auf nunmehr 28 Prozent aufgestockt. Dies gab die zweitgrößte Bank Italiens am Mittwoch bekannt.

Der direkte Anteil an dem deutschen Finanzinstitut liegt bei 9,5 Prozent, während der Rest von 18,5 Prozent in Derivaten gehalten wird. Unicredit erklärte, dass die Erhöhung der Anteile ein Ausdruck des „Glaubens an Deutschland und seine Unternehmen“ sowie des Vertrauens in den starken deutschen Bankensektor sei.

Ein Sprecher der Commerzbank nahm die Nachricht zur Kenntnis, kommentierte jedoch nicht weiter. Die Bank konzentriere sich vielmehr auf ihre eigene Weiterentwicklung, hieß es von Seiten der deutschen Bank.

UniCredit war bereits im September mit einem Anteil von neun Prozent bei der Commerzbank eingestiegen, erhöhte ihre Beteiligung später und verdrängte den Bund als größten Einzelaktionär. Zuletzt hielt Unicredit bereits 21 Prozent, bevor nun der Anteil auf 28 Prozent anwuchs. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte in der Vergangenheit immer wieder für eine vollständige Übernahme der Commerzbank geworben, allerdings betonte er zuletzt, dass eine Entscheidung über diesen Schritt frühestens in einem Jahr fallen würde.

Das Vorhaben, die Commerzbank zu übernehmen, stößt jedoch auf Widerstand. Sowohl die Geschäftsführung als auch die Belegschaft der Commerzbank sind strikt gegen eine komplette Übernahme. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte scharfe Kritik an den Absichten der Unicredit.

Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) gab kürzlich zu verstehen, dass er nicht mit einer feindlichen Übernahme der Commerzbank rechne. „Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung, und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will“, erklärte Kukies.

OZD/AFP

OZD-Kommentar

UniCredit und Commerzbank: Ein Spannungsfeld zwischen Übernahmegedanken und Widerstand

Die jüngste Erhöhung der Anteile von UniCredit an der Commerzbank auf 28 Prozent wirft nicht nur Fragen über die Zukunft der Bank auf, sondern beleuchtet auch die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Interessen und politischen Bedenken. Unicredit hat das Ziel klar formuliert: Die vollständige Übernahme der Commerzbank. Doch der Widerstand aus der deutschen Politik und von Seiten der Commerzbank selbst ist unübersehbar.

Für die deutsche Regierung, insbesondere die SPD, sind solche Übernahmegedanken problematisch. Ein Verlust der Kontrolle über eine deutsche Großbank an eine ausländische Institution wird in der aktuellen politischen Lage nicht gerne gesehen. Der Widerstand von Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Jörg Kukies zeigt, dass hier mehr auf dem Spiel steht als nur eine Unternehmensübernahme. Es geht auch um nationale Interessen und den Erhalt der wirtschaftlichen Unabhängigkeit.

Doch Unicredit könnte die Chance nutzen, ihre strategischen Ziele weiter voranzutreiben, wenn sie in den kommenden Monaten ein stärkeres wirtschaftliches Gewicht in der Commerzbank erreicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich die politische Front und die Commerzbank selbst auch im zweiten Halbjahr 2024 gegen eine vollständige Übernahme wehren können.

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Unicredit ihre Übernahmepläne weiterhin verfolgt oder ob die deutsche Politik ein Machtwort spricht. Die Entscheidung könnte nicht nur Auswirkungen auf die Bankenlandschaft in Deutschland haben, sondern auch auf die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien in der Finanzpolitik.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Andrea Orcel?
Andrea Orcel ist der CEO der UniCredit Bank und eine prominente Figur in der internationalen Finanzwelt. Orcel, geboren 1963 in Italien, hat eine lange Karriere im Investmentbanking und in der Unternehmensführung hinter sich. Er begann seine Karriere bei Merrill Lynch und war später bei UBS tätig, bevor er 2021 CEO von Unicredit wurde. Unter seiner Führung hat Unicredit einen strategischen Umbau durchlaufen und sich international stärker positioniert. Orcel ist bekannt für seine klaren Ambitionen, Unicredit zu einer der führenden Banken Europas zu machen.

Was ist die Commerzbank?
Die Commerzbank ist eine der größten privaten Banken Deutschlands mit Hauptsitz in Frankfurt. Sie wurde 1870 gegründet und bietet eine breite Palette von Finanzdienstleistungen für Privat- und Geschäftskunden. Die Commerzbank spielt eine zentrale Rolle im deutschen Bankensektor und ist international tätig. Die Bank hat in den letzten Jahren mehrere Herausforderungen gemeistert, darunter eine umfassende Restrukturierung und die Anpassung an die sich verändernde Finanzlandschaft. Ihre Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und ihre Verflechtungen mit der globalen Finanzwelt machen sie zu einem besonders wertvollen Unternehmen.

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Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP

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