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20 Milliarden Euro für die Bundeswehr: Größtes Rüstungsprogramm aller Zeiten genehmigt

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat Rüstungsprojekte im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro genehmigt. Zu den größten Vorhaben gehören neue U-Boote und Raketenartillerie. Verteidigungsminister Pistorius begrüßt die Entscheidung als zukunftsweisend für die Bundeswehr.

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat in seiner letzten Sitzung des Jahres 2024 Rüstungsbeschaffungen im Gesamtwert von mehr als 20 Milliarden Euro genehmigt. Insgesamt wurden 38 Einzelvorhaben mit Zustimmungspflicht abgesegnet, wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach der Sitzung in Berlin mitteilte. Es handelt sich hierbei um die größte Zahl an genehmigten Rüstungsprojekten in der Geschichte Deutschlands.

Zu den wichtigsten Beschaffungen gehören vier neue U-Boote und eine Fregatte für die Bundesmarine sowie neue Raketenartillerie für das Heer und Patriot-Lenkflugkörper für die Luftwaffe. Besonders hervorgehoben wurde von Pistorius die Digitalisierung der Landstreitkräfte, die ein weiteres zentrales Element der geplanten Aufrüstung darstellt. Viele dieser Projekte sind langfristig angelegt – so wird es beispielsweise bei der Beschaffung der U-Boote bis zu sieben bis acht Jahre dauern, bis diese in Dienst gestellt werden können.

Der Auftrag für den Bau der U-Boote, der einen Milliardenbetrag umfasst, wurde an den Thyssenkrupp-Konzern vergeben. An deren Werftstandort in Wismar könnten bis zu 1500 neue Arbeitsplätze entstehen, was als wirtschaftlicher Vorteil für die Region Mecklenburg-Vorpommern angesehen wird. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) begrüßte die Entscheidung und betonte die Stärkung der maritimen Industrie.

Pistorius zeigte sich in seiner Stellungnahme zufrieden, auch mit der Unterstützung aus den Reihen der Opposition. "Allen war klar: Das ist nicht das Thema für Wahlkampf", sagte er. Er betonte, dass diese Beschaffungen der Bundeswehr nicht nur der nationalen Sicherheit zugutekommen, sondern auch ein wichtiges Signal an die Nato-Partner seien. Die beschlossenen Projekte sollen die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr langfristig sichern und stärken.

SPD-Verteidigungspolitiker Andreas Schwarz bezeichnete die Entscheidung als "vorweihnachtlichen Kraftakt für unsere Soldatinnen und Soldaten". In diesem Jahr genehmigte der Haushaltsausschuss insgesamt 97 Rüstungsvorhaben im Gesamtwert von fast 60 Milliarden Euro. Voraussetzung für die Zustimmung der Ausschussmitglieder ist, dass die Rüstungsprojekte einen Wert von mehr als 25 Millionen Euro überschreiten. 2023 waren es 55 solcher Vorhaben, die genehmigt wurden.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

Große Investitionen, große Fragen: Die Bundeswehr und ihre Aufrüstung

Die Entscheidung des Bundestages, Rüstungsprojekte im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro zu genehmigen, ist ein starkes Signal für die zukünftige Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Doch bei all den positiven Aspekten wie den neuen Arbeitsplätzen und der verbesserten militärischen Ausrüstung stellen sich auch kritische Fragen: Wie nachhaltig ist diese Aufrüstung? Und was bedeutet sie für die deutschen Steuerzahler und die globale Sicherheitslage?

Obwohl die Rüstungsbeschaffungen auf den ersten Blick notwendig erscheinen, um Deutschlands Sicherheitsverpflichtungen nachzukommen, könnte die schnelle Umsetzung vieler dieser Projekte die Bundeswehr auch vor Herausforderungen stellen. Insbesondere die langen Lieferzeiten für die U-Boote und die Komplexität der Digitalisierung könnten den Erfolg der Investitionen verzögern. Der Fokus sollte nicht nur auf der Quantität der Beschaffungen liegen, sondern auch auf einer durchdachten und effizienten Umsetzung.

In den kommenden Wochen dürften die ersten konkreten Schritte in Richtung der Aufrüstung sichtbar werden. Dies könnte auch Auswirkungen auf die politische Landschaft haben, da sich die Opposition sicherlich weiter zu den finanziellen und sicherheitspolitischen Aspekten der Aufrüstung äußern wird.

Biografien und Erklärungen:

Wer ist Boris Pistorius?

Boris Pistorius ist seit 2023 Bundesminister der Verteidigung und Mitglied der SPD. Zuvor war er seit 2013 Innenminister des Landes Niedersachsen. Pistorius ist bekannt für seine pragmatische Politik und seinen Einsatz für innere Sicherheit und Verteidigungsfragen. In seiner aktuellen Rolle spielt er eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung der Bundeswehr und bei der Umsetzung großer Rüstungsprojekte.

Was ist der Haushaltsausschuss des Bundestages?

Der Haushaltsausschuss des Bundestages ist ein parlamentarisches Gremium, das unter anderem für die Prüfung und Genehmigung von Haushaltsvorlagen und Rüstungsprojekten zuständig ist. Der Ausschuss hat somit eine zentrale Funktion bei der Verabschiedung von finanziellen Mitteln, die für die Bundeswehr und andere staatliche Einrichtungen benötigt werden.


Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP