Die ukrainische Hauptstadt Kiew wurde am Freitagmorgen von einem russischen Raketenangriff erschüttert, der mindestens ein Menschenleben forderte und elf Verletzte hinterließ. Mehr als 600 Wohngebäude sind ohne Wärmeversorgung, darunter Schulen und Krankenhäuser. Diplomatische Vertretungen aus sechs Ländern wurden beschädigt, was internationale Empörung auslöste.
Laut der ukrainischen Luftwaffe wurden alle fünf Iskander-Raketen mit dem Patriot-Luftabwehrsystem abgefangen. Dennoch verursachten herabfallende Trümmerteile in fünf Stadtbezirken Brände und Schäden. Eine Rakete explodierte in der Nähe eines Geschäftszentrums im Stadtzentrum, nachdem ihr Sprengkopf nicht zerstört werden konnte. "Es gab eine Explosion nach der anderen", schilderte die 45-jährige Anwohnerin Xenia. "Selbst im Schutzraum fielen mir Ziegelsteine auf den Kopf", berichtete die Ärztin Victoria.
Unter den beschädigten Gebäuden befinden sich die diplomatischen Vertretungen von Portugal, Argentinien, Albanien, Nordmazedonien, Montenegro und den Palästinensern. Portugals Außenminister Paulo Rangel verurteilte den Angriff und forderte Russland formell zur Rechenschaft. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem "abscheulichen Angriff" und betonte, dass die Missachtung des Völkerrechts durch den Kreml "neue Dimensionen" erreiche.
Moskau rechtfertigte den Angriff als Vergeltung für einen ukrainischen Raketenangriff auf eine russische Chemieanlage. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, dass Wladimir Putin jede Attacke mit westlichen Waffen mit einer "Antwort" quittieren werde. Der Angriff sei ein "kombinierter Schlag mit Langstrecken-Präzisionswaffen" gewesen, der sich gegen das Hauptquartier des ukrainischen Geheimdienstes SBU und eine Rüstungsfabrik richtete.
Das Ausmaß der Zerstörung ist besonders verheerend, da Kiew bei winterlichen Temperaturen kämpft, während hunderte Gebäude ohne Heizung sind. In den Straßen der Stadt zeugen zerstörte Fenster, verkohlte Autos und traumatisierte Bewohner von der Eskalation.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte scharf auf Putins Äußerung, ein "Hightech-Duell" über Kiew abhalten zu wollen: "Menschen sterben, und er findet das interessant...Blödmann." Neben Kiew meldeten auch andere Regionen wie Cherson verheerende Angriffe. Dort wurden zwei Menschen getötet, und Zehntausende Haushalte sind ohne Strom.
OZD / ©AFP
Kommentar: Putins Raketenangriff – ein gefährliches Spiel mit der Eskalation
Der Raketenangriff auf Kiew zeigt erneut, wie brutal und skrupellos Wladimir Putin in seinem Krieg gegen die Ukraine vorgeht. Trotz aller militärischen Verluste setzt der Kreml auf eine Strategie der Eskalation, um den Westen einzuschüchtern und die Ukraine zu destabilisieren. Der gezielte Beschuss diplomatischer Einrichtungen ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und ein erneuter Beweis für die Respektlosigkeit des Kremls gegenüber internationalen Normen.
Die Rechtfertigungen aus Moskau sind durchschaubar. Der Verweis auf angebliche Vergeltung verdeckt kaum die Tatsache, dass Russland den Krieg systematisch auf die zivile Bevölkerung und Infrastruktur ausweitet. Die Angriffe auf Wohngebäude und diplomatische Vertretungen sind nicht nur Kriegsverbrechen, sondern auch ein Versuch, den Willen der Ukraine zu brechen – ein Ziel, das bisher nicht erreicht wurde.
Prognose:
Während
die Ukraine weiterhin auf westliche Unterstützung angewiesen ist, wird
Russland die Angriffe auf zivile und symbolische Ziele wahrscheinlich
intensivieren. Gleichzeitig könnte der Westen mit weiteren Sanktionen
und militärischer Unterstützung reagieren, um Putin in die Schranken zu
weisen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, ob eine
Eskalation verhindert werden kann.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Wladimir Putin?
Wladimir Putin ist seit 1999 der dominierende politische Akteur in Russland, zunächst als Präsident, später als Premierminister und wieder als Präsident. Unter seiner Herrschaft hat Russland seine Machtpolitik ausgebaut, darunter die Annexion der Krim 2014 und den seit 2022 andauernden Krieg gegen die Ukraine. Putin wird international für Menschenrechtsverletzungen und die Missachtung des Völkerrechts kritisiert.
Was ist das Patriot-Luftabwehrsystem?
Das Patriot-Luftabwehrsystem ist ein hochmodernes Raketensystem, das von den USA entwickelt wurde. Es dient zur Abwehr von Flugkörpern, darunter ballistische Raketen und Drohnen. Die Ukraine setzt dieses System seit 2022 erfolgreich gegen russische Raketenangriffe ein.
Was ist die Iskander-Rakete?
Die Iskander ist eine ballistische Kurzstreckenrakete, die von Russland entwickelt wurde. Sie kann präzise Ziele in einer Entfernung von bis zu 500 Kilometern treffen und wird oft für Angriffe auf kritische Infrastruktur und strategische Ziele eingesetzt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.