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Volkswagen einigt sich mit IG Metall: 35.000 Jobs fallen bis 2030 weg – aber keine Werksschließungen

Volkswagen und IG Metall haben sich auf ein milliardenschweres Sparpaket geeinigt,. Doch der Preis ist hoch: Bis 2030 sollen über 35.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Wir erklären die wichtigsten Details der Einigung.

Nach langen und harten Verhandlungen haben sich Volkswagen und die IG Metall auf ein milliardenschweres Sparpaket geeinigt. Die Vereinbarung beinhaltet eine Jobgarantie bis 2030, aber auch den Abbau von über 35.000 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren. Der Kompromiss zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft sieht vor, dass keine VW-Werke unmittelbar geschlossen werden und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausgeschlossen sind. Im Gegenzug verzichten die Beschäftigten auf sofortige Lohnerhöhungen.

Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer erklärte in Berlin, dass die Hauptziele der Verhandlungen die Reduzierung von Überkapazitäten an den deutschen Standorten sowie eine Senkung der Arbeits- und Entwicklungskosten gewesen seien. Die Einigung ermögliche es, jährlich rund vier Milliarden Euro einzusparen und die jährliche Kapazität an deutschen Standorten um 734.000 Fahrzeuge zu reduzieren.

Doch die Beschäftigten zahlen einen hohen Preis: Eine geplante Lohnerhöhung von fünf Prozent wird auf unbestimmte Zeit verschoben und soll erst ab 2031 umgesetzt werden. Ab 2027 könnten jedoch neue Tarifverhandlungen vorgezogen werden, um künftige Entgeltsteigerungen zu ermöglichen. Die Gewerkschaft betonte, dass die Beschäftigten sich für den "sozialverträglichen" Jobabbau opfern, um die Standorte zu sichern.

Der Jobabbau wird durch freiwillige Altersregelungen und Personalinstrumente wie die Nichtbesetzung freier Stellen erfolgen. Volkswagen plant, die Fahrzeugfertigung in Dresden Ende 2025 zu beenden. Auch in Osnabrück soll die Produktion des T-Roc-Cabrios bis 2027 enden. Die genaue Zukunftsperspektive dieser Standorte soll jedoch noch erarbeitet werden.

Die Einigung betrifft rund 120.000 Beschäftigte von Volkswagen und wurde kurz vor Weihnachten erzielt. Das Unternehmen hatte ursprünglich angekündigt, dass ohne eine Einigung möglicherweise Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen drohten.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich erleichtert über die Einigung, betonte jedoch, dass trotz des Erhalts vieler Arbeitsplätze der Abbau von 35.000 Stellen eine harte Entscheidung sei. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärte, dass die Einigung "nicht die ökonomisch beste Maßnahme" sei und es fraglich sei, ob die hohen Abfindungen der betroffenen Mitarbeiter im Budget des Unternehmens berücksichtigt werden könnten.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte sich ebenfalls erleichtert, dass Volkswagen seine Zukunftsfähigkeit sichern könne, warnte jedoch davor, den Jobabbau zu verharmlosen. Das Land Niedersachsen hält rund 20 Prozent der VW-Anteile und hat ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen des Unternehmens.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

Volkswagen auf dem Weg in eine neue Ära: Der Preis der Tarifeinigung

Die Einigung zwischen Volkswagen und der IG Metall markiert einen Wendepunkt für den deutschen Automobilhersteller, der sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Der geplante Abbau von über 35.000 Arbeitsplätzen und der Verzicht auf Lohnerhöhungen sind bittere Pillen für die Beschäftigten, doch sie sichern den Fortbestand der deutschen Werke und die Wettbewerbsfähigkeit von VW. Der langfristige Erfolg dieser Einigung wird davon abhängen, wie gut Volkswagen den Übergang zum Elektrozeitalter und die Umsetzung der Sparmaßnahmen gestalten kann.

Dennoch bleibt die Frage, wie sich die massive Reduzierung der Belegschaft und die Schließung von Werken langfristig auf die Arbeitsmarktstruktur und die gesamte Automobilbranche auswirken werden.

Erklärungen und Hintergründe:

Warum gibt es den Jobabbau bei Volkswagen?
Volkswagen steht unter enormem Druck, sich für die Zukunft neu zu positionieren. Die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und die steigende Konkurrenz durch neue Marktteilnehmer wie Tesla erfordern massive Einsparungen und eine Reduzierung von Überkapazitäten in der Produktion. Der Jobabbau ist ein Versuch, die Kostenstruktur des Unternehmens zu optimieren und gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit zu wahren.

Was sind "sozialverträgliche" Arbeitsplatzabbau?
Ein sozialverträglicher Abbau bedeutet, dass die betroffenen Mitarbeiter durch Instrumente wie Frühverrentung, Altersteilzeit oder die Nichtbesetzung freier Stellen aus dem Unternehmen ausscheiden. Dies soll die Härten für die Beschäftigten mildern und einen abrupten Verlust von Arbeitsplätzen vermeiden.

Welche Rolle spielt Niedersachsen bei Volkswagen?
Das Land Niedersachsen besitzt rund 20 Prozent der Anteile an Volkswagen und hat ein Vetorecht bei wesentlichen Unternehmensentscheidungen. Ministerpräsident Stephan Weil ist daher direkt in die Verhandlungen involviert und hat ein besonderes Interesse an der Zukunft des Unternehmens und der Sicherung von Arbeitsplätzen in seiner Region.


Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP

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