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Volkswagen kündigt drastische Maßnahmen an – mehr als 35.000 Stellen betroffen

Nach der Tarifeinigung bei Volkswagen richtet die Konzernführung den Fokus klar auf Kostensenkung., während die Mitarbeiter auf Jobgarantien bis 2030 setzen können

Nach einer schwierigen Tarifrunde hat die Volkswagen-Führung ihre strategischen Ziele für die kommenden Jahre skizziert. Konzernchef Oliver Blume kündigte nach der Einigung mit der IG Metall an, dass der Fokus in den nächsten Jahren klar auf der Senkung der Kosten liege. „Die bisherigen Effizienzprogramme haben uns eine gute Basis geschaffen, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns, besonders bei den Kosten“, sagte Blume in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das Ziel sei nicht, kurzfristig zu entlasten, sondern Volkswagen langfristig auf Erfolgskurs zu bringen. „Wir wollen eine klare Zukunftsperspektive bieten, statt nur Pflaster zu kleben“, betonte Blume.

In einem weiteren Schritt wurde bekannt, dass Volkswagen mehr als 35.000 Stellen abbauen will. Dieser Stellenabbau soll bis 2030 erfolgen und ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen. Laut Blume entspricht dies der Reduzierung der Kapazität von zwei bis drei großen Werken. Trotz des Stellenabbaus gibt es jedoch eine Jobgarantie bis 2030, und unmittelbare Werksschließungen wurden ausgeschlossen. Die Reduzierung soll „sozialverträglich“ erfolgen, was bedeutet, dass die betroffenen Mitarbeiter verschiedene Optionen, wie etwa Frühverrentungen oder interne Versetzungen, nutzen können.

„Das gibt uns die Möglichkeit, auch im Volumensegment wettbewerbsfähige Fahrzeuge in Deutschland zu produzieren“, so Blume weiter. Das Unternehmen setzt also darauf, dass die Kostensenkungen die Grundlage dafür bilden, VW langfristig als wirtschaftlichen und verlässlichen Arbeitgeber in Deutschland zu sichern.

Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer machte deutlich, dass die Investitionsentscheidungen künftig von der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Werke abhängen werden. „Wir haben klare Ziele und Maßnahmen für jeden Standort definiert, mit denen wir die Wettbewerbsfähigkeit steigern wollen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Zugleich kündigte Schäfer an, dass bis 2027 neun neue Modelle auf den Markt kommen sollen. VW strebt an, auch im Elektrozeitalter die Marktführerschaft in Europa zu behaupten, mit mindestens drei Modellen der Marke im Top-Zehn-Ranking der EU.

Die Einigung, die am Freitag nach tagelangen harten Verhandlungen zwischen Volkswagen und der IG Metall erzielt wurde, umfasst ein milliardenschweres Sparpaket. Ein wichtiger Bestandteil der Vereinbarung ist die Jobgarantie bis 2030 sowie die Zusage, dass keine Werke geschlossen werden. Dafür verzichten die Beschäftigten auf sofortige Lohnerhöhungen.

Konzernchef Blume sprach in einem internen Mitarbeitergespräch von den emotionalen Auswirkungen der schwierigen Verhandlungen. „Es waren sicherlich die heftigsten Verhandlungen, die ich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn erlebt habe“, gab Blume zu. Besonders die Unsicherheit über die Zukunft der Standorte und die Beschäftigten habe ihn belastet. „Das hat emotional auch etwas mit mir gemacht“, gestand Blume.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Volkswagen vor einem Neuanfang – Kostensenkung oder Zukunftssicherung?

Mit den angekündigten Kostensenkungen und dem Abbau von mehr als 35.000 Arbeitsplätzen stellt Volkswagen einen entscheidenden Kurswechsel vor. Das Unternehmen will sich durch Effizienzsteigerung und weniger Kosten im internationalen Wettbewerb besser positionieren – doch das geht zu Lasten vieler Arbeitsplätze. Die Frage ist, ob der Stellenabbau und die damit verbundenen Maßnahmen langfristig zu einer Stabilisierung führen oder VW in den nächsten Jahren vor weitere Herausforderungen stellen werden.

Die Investitionen in neue Modelle und die Fokussierung auf den Elektromarkt zeigen jedoch, dass der Konzern nicht nur an kurzfristigen Einsparungen interessiert ist, sondern auch an einer nachhaltigen Zukunftsperspektive. Sollte der Plan aufgehen, könnte Volkswagen gestärkt aus der Krise hervorgehen. Doch dies wird nur dann möglich sein, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte gewahrt werden kann. Die kommenden Monate werden zeigen, wie erfolgreich VW mit dieser Strategie sein wird.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Oliver Blume?
Oliver Blume ist seit 2022 Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns. Zuvor war er seit 2015 Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, einem Tochterunternehmen von Volkswagen. Blume ist Ingenieur und hat eine lange Karriere in der Automobilindustrie. Unter seiner Führung wurde Porsche zu einem der führenden Hersteller im Bereich Sportwagen und Elektromobilität. Als CEO von Volkswagen steht Blume vor der Herausforderung, den Konzern durch den Wandel zur Elektromobilität und eine Reihe von kostensparenden Maßnahmen zu führen.

Wer ist Thomas Schäfer?
Thomas Schäfer ist Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen. Zuvor war er CEO der Škoda Auto und hat sich dort einen Namen gemacht, indem er das Unternehmen durch eine erfolgreiche Phase des Wachstums und der Modernisierung führte. Schäfer gilt als pragmatischer Manager, der besonders in Zeiten der Umstrukturierung die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen soll. Als Chef der Marke VW hat er eine Schlüsselrolle in der Implementierung der Elektromobilitätsstrategie und der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Was ist die IG Metall?
Die IG Metall ist die größte Einzelgewerkschaft Deutschlands und eine der größten in Europa. Sie vertritt die Interessen von Arbeitnehmern im Metall- und Elektrobereich, darunter viele der größten deutschen Unternehmen wie Volkswagen. Die IG Metall setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Arbeitsplatzsicherung ein. Sie ist ein wichtiger Verhandlungspartner in Tarifverhandlungen und für die soziale Absicherung von Beschäftigten in der Industrie.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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