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Syrien kämpft gegen Drogenhandel: Eine Million Captagon-Pillen in Flammen

Der Drogenhandel, der Syrien unter dem Assad-Regime weltweit berüchtigt machte, soll gestoppt werden. Ein symbolischer Schritt in der Neuordnung des Landes.

In Syrien wurden am Mittwoch große Mengen illegaler Drogen vernichtet, darunter rund eine Million Pillen des Aufputschmittels Captagon. Ein Videojournalist der Nachrichtenagentur AFP dokumentierte, wie im Hof eines Gebäudes in Damaskus, das einst dem syrischen Sicherheitsapparat gehörte, ein Feuer entzündet wurde, um die Drogen zu verbrennen. Ein Vertreter des neuen Regimes erklärte, dass sie eine „große Menge“ Captagon gefunden hätten, was das Ende einer dunklen Ära im Land markieren könnte.

Neben den Captagon-Pillen, die als rosafarbene Tabletten erkennbar sind, fanden sich auch Drogen wie Cannabis und das Schmerzmittel Tramadol in den Beständen. Der Drogenhandel mit Captagon hatte Syrien während der Ära des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad zum größten Drogenproduzenten der Welt gemacht. Syrien war in dieser Zeit ein Zentrum des Captagon-Handels, dessen Einnahmen alle anderen legalen Exporte übertrafen, wie Recherchen der AFP aus dem Jahr 2022 belegen.

Besonders Saudi-Arabien war der größte Markt für Captagon, wo die Droge sowohl von der Elite als auch von Arbeitern konsumiert wird, um mit den extremen Arbeitsanforderungen in der Region Schritt zu halten. Ursprünglich als Medikament zur Behandlung von Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen entwickelt, wurde Captagon in der Region zu einer weit verbreiteten Partydroge.

Der Drogenhandel war ein unverzichtbarer Bestandteil des Regimes von Baschar al-Assad, dessen Regierung auch während des langen Bürgerkriegs von 2011 bis 2023 immer wieder mit dem illegalen Drogenhandel in Verbindung gebracht wurde. Doch mit dem jüngsten Machtwechsel in Syrien, als Kämpfer der Islamistenmiliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) vor knapp zweieinhalb Wochen die Hauptstadt Damaskus einnahmen, scheint sich das Blatt zu wenden. Die jahrzehntelange Herrschaft der Assad-Familie wurde mit diesem Aufstand beendet.

Seitdem haben die neuen Machthaber, die in der Hauptstadt die Kontrolle übernommen haben, damit begonnen, die staatlichen Strukturen neu zu ordnen und den Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg gezeichneten Landes voranzutreiben. Der symbolische Akt der Zerstörung der Drogenbestände stellt einen ersten Schritt in ihrem Bestreben dar, mit den verheerenden Praktiken der alten Regierung zu brechen und einen Neuanfang zu wagen.

OZD/AFP

OZD-Kommentar:

Der symbolische Akt der Drogenvernichtung: Ein Hoffnungsschimmer oder nur eine Geste?

Die Vernichtung von rund einer Million Captagon-Pillen in Damaskus mag wie ein bedeutender Schritt in eine neue Ära für Syrien erscheinen, doch es bleibt abzuwarten, ob dieser symbolische Akt auch echte Veränderungen mit sich bringt. Der Drogenhandel war unter dem Assad-Regime ein zentrales Instrument der Finanzpolitik und der Machtaufrechterhaltung. Dass das neue Regime nun mit der Zerstörung von Drogenbeständen aufzeigt, dass es einen anderen Kurs einschlagen will, ist vielversprechend, könnte aber auch als politische Geste interpretiert werden, die den tatsächlichen Problemen im Land nicht gerecht wird.

Syrien steht vor der enormen Herausforderung, nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg wieder zu einem funktionierenden Staat zu werden. Der Schritt gegen den Drogenhandel könnte ein Indiz für echte Reformen sein, jedoch bleibt die Frage offen, ob die neuen Machthaber die tieferliegenden Probleme des Landes nachhaltig angehen können. Der internationale Druck und die wirtschaftliche Notlage könnten in den kommenden Monaten ein entscheidender Faktor für die politischen Entscheidungen sein.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Baschar al-Assad? Baschar al-Assad war von 2000 bis 2023 Präsident von Syrien. Er trat das Amt nach dem Tod seines Vaters Hafez al-Assad an. Assad regierte mit eiserner Hand, und seine Regierung war in zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen während des syrischen Bürgerkriegs verwickelt. Besonders der Drogenhandel mit Captagon brachte ihm internationales Misstrauen und Sanktionen ein.

Was ist Captagon? Captagon ist ein amphetaminähnliches Aufputschmittel, das ursprünglich als Medikament zur Behandlung von Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen entwickelt wurde. Im Nahen Osten wurde die Droge jedoch zunehmend zu einem weit verbreiteten Freizeitmittel, das vor allem von Arbeitern und der Elite konsumiert wird. In Syrien war Captagon während des Assad-Regimes ein wichtiger Bestandteil des illegalen Drogenhandels und wurde zu einem der größten Exporte des Landes.

Was ist Hajat Tahrir al-Scham? Hajat Tahrir al-Scham (HTS) ist eine militante islamistische Gruppierung, die in Syrien aktiv ist. Sie entstand 2017 aus der Al-Nusra-Front, einer syrischen Al-Qaida-Ablegerin. HTS hat sich im Laufe der Zeit als eine der dominierenden Gruppen im syrischen Bürgerkrieg etabliert und kontrolliert mittlerweile weite Teile des Nordwestens Syriens, einschließlich der Stadt Idlib.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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