Der Gastbeitrag von Elon Musk in der "Welt am Sonntag" hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Der US-Milliardär und CEO von Tesla sowie Betreiber des Online-Dienstes X (ehemals Twitter) hatte in dem Artikel die AfD als die einzige politische Kraft dargestellt, die in Deutschland vor einem "wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruch" retten könne. Musk sprach sich in dem Beitrag für eine "kontrollierte Einwanderungspolitik" aus und bezeichnete die AfD als "letzten Funken Hoffnung für das Land", um die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren und einen "Identitätsverlust" zu verhindern.
Dieser Beitrag löste nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Redaktion der "Welt" große Kritik aus. Eva Marie Kogel, die Meinungschefin der "Welt" und der "Welt am Sonntag", kündigte am Samstag ihren Rücktritt, nachdem der Beitrag gedruckt wurde. Sie äußerte sich auf dem Online-Dienst X und schrieb, dass sie nach dem Andruck des Textes ihre Kündigung eingereicht habe. Kogel erklärte, dass die Veröffentlichung des Gastbeitrags eine Grenze überschritten habe.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte ebenfalls mit scharfer Kritik. DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster warf der Redaktion der "Welt" vor, Musk einen "Freifahrtschein" zu geben, um Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei wie die AfD zu verbreiten. Beuster forderte alle Redaktionen auf, sich nicht im bevorstehenden Bundestagswahlkampf instrumentalisieren zu lassen.
Die politische Reaktion auf den Beitrag war ebenfalls stark. Andreas Audretsch, Wahlkampfleiter der Grünen, sprach von einer Gefahr für die Demokratie und warnte vor dem Einfluss von Tech-Milliardären und autokratischen Akteuren auf den öffentlichen Diskurs. Musks Unterstützung der AfD und seine Verbindung zu rechtsextremen Kräften stießen auf scharfe Ablehnung. Audretsch unterstrich, dass dies eine ernsthafte Bedrohung für die Meinungsfreiheit in Deutschland darstelle.
Obwohl der Beitrag von Musk von Jan Philipp Burgard, dem designierten Chefredakteur der "Welt", mit einer Gegenrede versehen war, wurde die Veröffentlichung allgemein als problematisch empfunden. Kritiker werfen der Zeitung vor, den politischen Diskurs und die journalistische Integrität zugunsten von Provokation und Auflagensteigerung zu gefährden.
Die Kontroverse über Musks Einfluss auf den deutschen Wahlkampf und den politischen Diskurs zeigt, wie tiefgreifend der Einfluss von Tech-Milliardären auf den globalen Journalismus und die politische Landschaft geworden ist.
OZD / ©dpa
OZD-Kommentar:
Elon Musk, die AfD und die Grenzen des Journalismus
Die Veröffentlichung von Elon Musks Gastbeitrag in der "Welt am Sonntag" hat nicht nur die Medienwelt, sondern auch die politische Landschaft erschüttert. Musk, der sich bereits in der Vergangenheit immer wieder durch kontroverse Aussagen hervorgetan hat, überschreitet hier eine Grenze. Durch die Unterstützung der AfD, die von vielen als rechtsextreme Partei wahrgenommen wird, greift Musk aktiv in den politischen Diskurs ein.
Der Rücktritt von Eva Marie Kogel als Meinungschefin der "Welt" ist ein klares Zeichen dafür, dass auch innerhalb der Redaktion massive Bedenken hinsichtlich der Veröffentlichung des Beitrags bestanden. Musks Einfluss auf die Medien ist nicht zu unterschätzen, und die Frage bleibt, inwiefern solche Beiträge die journalistische Unabhängigkeit gefährden. Auch wenn der Artikel eine Gegenrede enthielt, bleibt der Eindruck bestehen, dass hier vor allem politisches Kalkül im Spiel war – mit bedenklichen Folgen für den Ruf der Zeitung und den politischen Diskurs in Deutschland.
Die scharfe Reaktion des DJV und die politischen Statements von Grünen und anderen Kritikern machen deutlich, dass Musks Einmischung in den Wahlkampf weit über den Rahmen einer persönlichen Meinungsäußerung hinausgeht. Die Medien und ihre Redaktionen müssen sich der Verantwortung stellen, wenn es darum geht, solche Gastbeiträge zu veröffentlichen – und es stellt sich die Frage, wie lange sich der Journalismus noch als Sprachrohr für Milliardäre und ihre politischen Agenden missbrauchen lassen wird.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Elon Musk?
Elon Musk ist ein US-amerikanischer Unternehmer und CEO von Tesla, SpaceX und Twitter (jetzt X). Geboren 1971 in Pretoria, Südafrika, wurde Musk durch die Gründung von Unternehmen wie PayPal und Tesla bekannt. Als einer der reichsten Menschen der Welt hat Musk erheblichen Einfluss auf verschiedene Industrien, von Elektromobilität bis Raumfahrt und Kommunikation. Musk ist bekannt für seine polarisierenden Aussagen und sein Engagement in politischen und sozialen Diskussionen.
Wer ist Eva Marie Kogel?
Eva Marie Kogel ist eine erfahrene Journalistin und war von 2022 bis 2024 die Ressortleiterin für Meinungsseiten bei der "Welt am Sonntag". Zuvor arbeitete sie bei verschiedenen renommierten deutschen Medien, darunter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Süddeutschen Zeitung". Kogel hat einen Ruf als unabhängige und kritische Journalistin, die für ihre klaren und fundierten Positionen bekannt ist. Ihre Kündigung nach der Veröffentlichung von Musks Beitrag markiert einen Wendepunkt in ihrer Karriere und unterstreicht die Bedeutung redaktioneller Verantwortung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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