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Syrische Wende: Geheimdienste sollen aufgelöst werden

Syrien steht nach dem Sturz von Baschar al-Assad vor einer radikalen Neuordnung: Der neue Geheimdienstchef Anas Chattab kündigte die Auflösung aller Geheimdienste an.

Syrien befindet sich nach dem Sturz von Baschar al-Assad in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Der neue Geheimdienstchef Anas Chattab kündigte die vollständige Auflösung der bestehenden Geheimdienste an. In einer Erklärung, die von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana verbreitet wurde, sagte Chattab, dass die Geheimdienstorganisationen, die unter dem Regime von Assad als Werkzeug der Unterdrückung dienten, nun vollständig aufgelöst werden sollten. Stattdessen sei eine Neuordnung geplant, die den Sicherheitsapparat neu strukturiert und darauf abzielt, dem syrischen Volk zu dienen.

„Die Sicherheitsdienste des alten Regimes waren zahlreich und vielfältig, aber allen war gemein, dass sie dem Volk aufgezwungen wurden, um es fünf Jahrzehnten lang zu unterdrücken“, so Chattab in seiner Rede. Der neue Geheimdienstchef kritisierte die „Unterdrückung und Tyrannei des alten Regimes“ und bezeichnete das von Assad geführte System als extrem grausam gegenüber der syrischen Bevölkerung.

Die geheime Macht des alten Regimes hatte die syrischen Bürger über Jahre hinweg terrorisiert. Unter der Herrschaft von Baschar al-Assad und seines Vaters Hafis verschwanden zahlreiche Menschen in den Gefängnissen der Geheimdienste. Besonders während des syrischen Bürgerkrieges, der nunmehr fast 14 Jahre anhält, wurden mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen getötet, viele von ihnen Opfer schwerer Folter. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist dies ein dunkles Erbe des Assad-Regimes.

Die überraschende Wende nahm ihren Lauf, als Kämpfer unter der Führung der islamistischen HTS-Miliz am 8. Dezember Damaskus eroberten und die jahrzehntelange Herrschaft von Assad in Syrien beendeten. Assad floh nach Russland und hinterließ ein zerrüttetes Land. Der Fall von Damaskus bedeutet nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch einen Neuanfang für Syrien – zumindest auf politischer Ebene.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

Ein symbolischer Neuanfang oder nur ein Bluff?

Die Ankündigung, dass die syrischen Geheimdienste aufgelöst werden sollen, ist ein bedeutender Schritt und ein deutliches Zeichen des Neuanfangs. Es könnte eine wirkliche Chance für Syrien sein, sich von der repressiven Vergangenheit zu befreien. Doch es bleibt fraglich, ob diese Reformen nicht nur eine symbolische Geste sind, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, ohne dass sich wirklich viel ändert. Die Wurzeln des alten Regimes sind tief, und die Strukturen der Macht in Syrien werden sich nicht einfach von heute auf morgen auflösen.

In den nächsten Wochen werden wir beobachten müssen, wie sich diese Ankündigung in die Praxis umsetzen lässt. Es ist zu erwarten, dass die internationalen Reaktionen und die mögliche Unterstützung durch die Bevölkerung entscheidend sein werden. Die Zukunft Syriens könnte von der Fähigkeit abhängen, diesen Neuanfang tatsächlich zu verwirklichen – oder ob er am Ende nur als politische Propaganda verblasst.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Anas Chattab?

Anas Chattab ist der neue Geheimdienstchef Syriens. Obwohl noch nicht viel über seine politische Vergangenheit bekannt ist, wird er als zentrale Figur im Übergangsprozess des Landes gesehen. Mit der Auflösung der syrischen Geheimdienste und der geplanten Neuordnung des Sicherheitsapparats hat Chattab eine der herausforderndsten Aufgaben übernommen. Chattab tritt mit dem Ziel an, die dunkle Ära des alten Regimes hinter sich zu lassen und eine stärkere Bindung an das Volk zu etablieren.

Was ist die HTS-Miliz?

Die HTS-Miliz (Hayat Tahrir al-Sham) ist eine islamistische Gruppierung, die aus verschiedenen Milizen in Syrien hervorgegangen ist und unter anderem für den Sturz von Baschar al-Assad verantwortlich gemacht wird. Ihre Mitglieder sind vor allem in der syrischen Provinz Idlib aktiv, und sie sind bekannt für ihren radikal-islamischen Ansatz.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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