Im Jahr 2024 hat die weltweite Zahl der Vertriebenen einen neuen Höchststand erreicht. Laut der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UNHCR, steigen die Fluchtbewegungen weiter – getrieben von gewaltsamen Konflikten, Klimaveränderungen und instabilen politischen Verhältnissen. Von den mehr als 122 Millionen Vertriebenen weltweit sind 58 Prozent Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen fliehen mussten. Besonders dramatisch sind die Auswirkungen auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen 71 Prozent der globalen Flüchtlinge Zuflucht suchen. Die meisten von ihnen fliehen in die benachbarten Länder.
Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, fasst die Situation zusammen: "Die Zahlen sind erschütternd, doch hinter jeder Zahl steht ein Mensch mit Hoffnung auf Sicherheit und Zukunft. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diesen Menschen Schutz und Perspektiven zu bieten. Die weltweiten Fluchtbewegungen erfordern Solidarität, politische Verantwortung und nachhaltiges Handeln."
Syrien – Hoffnung nach Jahren des Leids
Besonders dramatisch ist nach wie vor die Lage in Syrien. Seit mehr als 14 Jahren leidet die syrische Bevölkerung unter den Auswirkungen eines verheerenden Bürgerkriegs. Bis heute leben mehr als 13,8 Millionen Syrerinnen und Syrer als Flüchtlinge – sowohl innerhalb des Landes als auch im Ausland. Die meisten von ihnen haben Zuflucht in den Nachbarländern wie der Türkei, dem Libanon und Jordanien gesucht. Trotz der anhaltend schwierigen Lage gibt es nun Anlass zur Hoffnung: Die aktuellen Entwicklungen im Land lassen vermuten, dass das Leid der syrischen Bevölkerung ein Ende finden könnte.
Die Rolle des Sudan und anderer Krisenherde
Neben Syrien und der Ukraine treiben auch andere Konflikte die weltweite Zahl der Vertriebenen in die Höhe. Besonders dramatisch ist die Situation im Sudan, wo seit April 2023 mehr als 11,8 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen wurden. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2024 flohen mehr als 1,7 Millionen Menschen über die Landesgrenzen. Auch in der Demokratischen Republik Kongo und Myanmar sind Millionen von Menschen betroffen. Der Konflikt im Gaza-Streifen und die schwierige Lage im Libanon haben erneut zu massiven Vertreibungen geführt – mehr als 1,7 Millionen Menschen wurden dort gewaltsam vertrieben.
"2024 hat uns erneut gezeigt, welche Stärke und Resilienz Geflüchtete täglich beweisen. Trotz Krieg, Verfolgung und Verlust der Heimat begegnen sie ihrem Schicksal mit Mut. Ihr Überlebenswille mahnt uns, solidarisch an ihrer Seite zu stehen", so Ruhenstroth-Bauer weiter.
Trotz der düsteren Zahlen ruft die UNO-Flüchtlingshilfe dazu auf, auch 2025 wieder Solidarität zu zeigen und sich durch Spenden und Engagement für die Geflüchteten einzusetzen.
OZD / UNO-Flüchtlingshilfe
OZD-Kommentar:
Fluchtbewegungen als globale Herausforderung – Handeln ist gefragt
Die aktuellen Zahlen über die weltweiten Fluchtbewegungen zeigen einmal mehr, wie drängend die Situation für Millionen von Menschen weltweit ist. Die Verantwortung, diesen Menschen Schutz und Perspektiven zu bieten, liegt nicht nur bei den Nachbarländern der Krisengebiete, sondern bei der gesamten internationalen Gemeinschaft. Auch wenn die politische Diskussion häufig auf die Herausforderungen in Europa fokussiert ist, darf nicht vergessen werden, dass der Großteil der Flüchtlinge in ärmeren Ländern lebt und dort Schutz sucht.
Was wir in den kommenden Wochen erwarten können, ist eine weiterhin steigende Zahl von Vertriebenen, besonders aus den Krisenregionen im Sudan, der Ukraine und dem Gaza-Streifen. Gleichzeitig könnten die Bemühungen um eine langfristige Lösung für Syrien und den Sudan neue Perspektiven schaffen – doch auch in diesen Regionen ist noch viel zu tun. Es bleibt zu hoffen, dass die internationale Gemeinschaft noch stärker in die Pflicht genommen wird, humanitäre Hilfe bereitzustellen und die Ursachen für diese Migrationsbewegungen langfristig zu bekämpfen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Peter Ruhenstroth-Bauer?
Peter Ruhenstroth-Bauer ist der nationale Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe (Deutschland). Er leitet die Organisation, die als deutscher Partner des UNHCR tätig ist und sich auf die Unterstützung von Geflüchteten und Vertriebenen weltweit konzentriert. Ruhenstroth-Bauer ist eine zentrale Figur in der humanitären Arbeit Deutschlands und setzt sich stark für die Rechte von Flüchtlingen und deren Integration ein.
Was ist die UNO-Flüchtlingshilfe?
Die UNO-Flüchtlingshilfe e.V. ist der deutsche Partner des UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen). Die Organisation unterstützt Geflüchtete und Binnenvertriebene weltweit und setzt sich für ihre Rechte auf Schutz, Sicherheit und eine bessere Zukunft ein. Sie unterstützt Projekte in den betroffenen Ländern und sorgt für direkte Hilfe vor Ort.
Was ist der UNHCR?
Der UNHCR, oder auch Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, wurde 1950 gegründet, um Flüchtlingen weltweit zu helfen. Der UNHCR setzt sich für den Schutz von Flüchtlingen ein und sorgt für humanitäre Hilfe, rechtliche Unterstützung und die Förderung der Integration. Der UNHCR arbeitet eng mit verschiedenen Ländern und Partnerorganisationen zusammen, um Lösungen für die Flüchtlingskrise zu finden.
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Foto: Pixabay und © UNHCR/Ying Hu