Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Krankenkassen erwarten weitere Beitragserhöhungen

Die gesetzlichen Krankenkassen rechnen mit weiter steigenden Beiträgen aufgrund wachsender Kosten und geplanten Reformen im Gesundheitswesen.

Die gesetzlichen Krankenkassen erwarten, dass die Beiträge auch in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, erklärte in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, dass die Politik es bislang versäumt habe, die Stabilität der Beitragssätze zu gewährleisten. Das Defizit im Jahr 2024 könnte sogar höher ausfallen als bisher erwartet, so Pfeiffer.

Bereits jetzt sei klar, dass es auch 2026 zu weiteren Beitragserhöhungen kommen müsse. Ein Grund für die steigenden Kosten ist der geplante Krankenhaus-Transformationsfonds, der ab 2026 jährlich mit 2,5 Milliarden Euro von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden soll. Diese Regelung wird von der GKV-Spitzenverbandschefin als problematisch angesehen, da der Umbau der Krankenhausstrukturen ihrer Meinung nach eine staatliche Aufgabe sei. Sie prüfe daher eine mögliche Verfassungsklage gegen diese Regelung.

Pfeiffer kritisierte auch die Gesundheitspolitik, die zwar Gesetze zur Erhöhung der Ausgaben erlasse, jedoch versäume, sich um deren Finanzierung zu kümmern. Mehr als die Hälfte der Krankenkassen habe bereits Rücklagen unter der gesetzlichen Mindesthöhe, was zu weiteren Beitragserhöhungen führen werde. Für das Jahr 2024 rechne der GKV-Spitzenverband mit einem Defizit von rund 5,5 Milliarden Euro, was trotz der bereits geplanten Beitragserhöhungen im Januar und im Laufe des Jahres zu erwarten sei.

Ein weiteres Problem sei der ungebremste Anstieg der Ausgaben für Krankenhäuser und Medikamente, der nicht zu einer Verbesserung der Versorgung führe. Laut Pfeiffer werde der durchschnittliche Zusatzbeitrag für 2025 um mindestens 1 Prozentpunkt steigen, was die Belastung der Versicherten weiter erhöhe. Zudem werde der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte ansteigen, was insgesamt eine Reduzierung des Nettoeinkommens der Versicherten bedeute.

„Die Politik nimmt diese Entwicklung einfach hin, anstatt entschlossen gegenzusteuern“, kritisierte Pfeiffer. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag lag 2024 bei 1,7 Prozent und wird voraussichtlich auf 2,5 Prozent steigen. Dieser wird zusammen mit dem allgemeinen Beitragssatz von derzeit 14,6 Prozent fällig und wird zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Steigende Beiträge – Ein Teufelskreis ohne Ausweg?

Die fortlaufenden Beitragserhöhungen der gesetzlichen Krankenkassen stellen nicht nur eine finanzielle Belastung für die Versicherten dar, sondern werfen auch die Frage auf, wie nachhaltig das derzeitige System der Gesundheitsversorgung in Deutschland ist. Doris Pfeiffer kritisiert zu Recht, dass die Politik oft neue Ausgabenpläne aufstellt, ohne eine langfristige Finanzstrategie zu entwickeln. Diese kurzfristige Politik könnte das Vertrauen der Versicherten in das Gesundheitssystem weiter schwächen.

Die geplanten zusätzlichen Kosten, die für die Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft aufgebracht werden sollen, sind ein weiteres Beispiel für den wachsenden Druck auf die Kassen. Doch anstatt der zunehmenden Ausgaben mit einer durchdachten Reform der Gesundheitsfinanzierung entgegenzuwirken, scheint die Politik zu zögern. Es ist zu erwarten, dass die Versicherten in den kommenden Jahren immer wieder mit höheren Beiträgen rechnen müssen, während die Qualität der Versorgung möglicherweise nicht im gleichen Maße verbessert wird.

Für die kommenden Monate ist zu befürchten, dass sich der Trend zu weiteren Beitragserhöhungen fortsetzt, was zu einer noch stärkeren Belastung für die Bürger führen wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik bald Maßnahmen ergreift, um diesem Teufelskreis zu entkommen und die finanzielle Stabilität der gesetzlichen Krankenkassen langfristig zu sichern.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Doris Pfeiffer?

Doris Pfeiffer ist die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, der Dachorganisation der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. In dieser Funktion vertritt sie die Interessen von über 70 Millionen Versicherten, die in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert sind. Pfeiffer setzt sich für eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems ein und fordert eine stärkere politische Verantwortung bei der Gestaltung der Gesundheitsfinanzen. Sie hat in der Vergangenheit immer wieder vor den Folgen von Missmanagement und unzureichender Finanzplanung im Gesundheitswesen gewarnt.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP