Knapp drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs blockiert die Ukraine nun den Transit von russischem Erdgas durch ihr Staatsgebiet. Der Vertrag, der diesen Gastransport ermöglichte, läuft am Dienstag, den 31. Dezember, aus. Die ukrainische Regierung hatte bereits im Sommer angekündigt, dass sie das Abkommen zum Jahreswechsel nicht verlängern werde. Ab Mittwoch werden somit Länder wie die Slowakei, Moldau und in Teilen auch Ungarn von der Versorgung mit russischem Gas über die Ukraine abgeschnitten.
Im Dezember 2023 bekräftigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass sein Land es Russland nicht gestatten werde, "zusätzliche Milliarden mit unserem Blut" zu verdienen. Diese harte Haltung ist Teil der kontinuierlichen Bemühungen Kiews, sich wirtschaftlich und politisch von Russland zu lösen und sich stärker an Europa zu binden. Während die EU-Mitgliedstaaten 2023 nur noch weniger als zehn Prozent ihres Erdgasbedarfs aus Russland deckten – im Vergleich zu über 40 Prozent im Jahr 2021 – beziehen mehrere östliche Mitgliedstaaten noch immer einen erheblichen Teil ihres Gases aus russischen Quellen, bedingt durch geographische Nähe oder politische Abhängigkeiten.
Der Gas-Transit durch die Ukraine war in den letzten Jahrzehnten eine bedeutende Einnahmequelle für Kiew, doch in Zeiten des Krieges hat sich die geopolitische Lage verändert. Der Ukraine geht es weniger um wirtschaftliche Gewinne, sondern um die Verhinderung der russischen Nutzung von Energiesteuerungen als politisches Druckmittel. Der Stopp des Gastransits bedeutet für die betroffenen Länder eine erhebliche Herausforderung, da sie nach Alternativen suchen müssen, um ihre Energieversorgung sicherzustellen.
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OZD-Kommentar:
Energiepolitik und geopolitische Verschiebungen: Ein Wendepunkt für Europa
Der Stopp des russischen Gas-Transits durch die Ukraine ist mehr als nur eine Energiefrage – er ist ein bedeutender politischer Schritt in einem bereits angespannten geopolitischen Kontext. Für die betroffenen Länder, insbesondere in Zentral- und Osteuropa, bedeutet dies eine dringende Notwendigkeit, ihre Abhängigkeit von russischen Energieträgern schnell zu reduzieren. Doch die Umstellung auf alternative Energiequellen wird nicht einfach und wird wohl auch die Preise weiter in die Höhe treiben.
Es ist zu erwarten, dass die betroffenen Staaten ihre Anstrengungen zur Diversifikation ihrer Energiequellen verstärken und sich noch stärker auf erneuerbare Energien sowie alternative Gaslieferanten ausrichten werden. In den kommenden Wochen könnte dies zu einer verstärkten Zusammenarbeit innerhalb der EU führen, auch in Form von Notfallplänen für die Energieversorgung.
Die politische Dimension dieser Entwicklung zeigt sich jedoch besonders deutlich: Die Ukraine hat mit diesem Schritt ein weiteres Mal ihre klare Absage an Russland und die russische Nutzung von Energie als geopolitisches Druckmittel untermauert. Auch für Europa könnte dies ein weiterer Schritt hin zu einer nachhaltigeren, unabhängigereren Energiezukunft sein – doch der Weg dorthin wird mit Herausforderungen gepflastert sein.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist der Präsident der Ukraine und eine der bekanntesten politischen Figuren des Landes. Seit seinem Amtsantritt 2019 hat er sich als Reformator und gegen Korruption kämpfender Politiker profiliert. Besonders während des russischen Angriffskriegs ab 2022 zeigte er eine entschlossene Führung. Seine Haltung gegenüber Russland ist kompromisslos, und er setzt alles daran, die Ukraine politisch, militärisch und wirtschaftlich von Russland zu entkoppeln.
Was ist die Ukraine?
Die Ukraine ist ein Land in Osteuropa, das seit 1991 unabhängig ist. Es ist geografisch strategisch gelegen und grenzt an Russland, die EU und das Schwarze Meer. Seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 und dem Beginn des Krieges im Donbas hat die Ukraine eine schwierige Beziehung zu Russland. Der russische Angriffskrieg 2022 stellte die Ukraine vor eine der größten Krisen in ihrer Geschichte.
Was ist die EU?
Die Europäische Union (EU) ist ein politisches und wirtschaftliches Bündnis von 27 europäischen Staaten, das sich der Förderung von Frieden, Wohlstand und Zusammenarbeit verschrieben hat. Seit ihrer Gründung hat die EU eine zentrale Rolle in der internationalen Politik gespielt, insbesondere in den Bereichen Handel, Sicherheit und Menschenrechte.
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