Zum Jahreswechsel blicken die Chefvolkswirte der größten deutschen Banken mit vorsichtigem Optimismus auf das Jahr 2025. Trotz der Herausforderungen, die die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren geprägt haben, sind sie der Ansicht, dass sich neue Wachstumschancen bieten. Robin Winkler, Inlands-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, erklärte, dass sich das Wachstumsmodell der deutschen Wirtschaft in Richtung Hightech-Branchen verschiebe, wobei intellektuelles Eigentum und hochqualifiziertes Personal zunehmend das wichtigste Kapital seien. Er sieht in dieser Entwicklung Chancen für Deutschland, da die Wirtschaftsgeschichte des Landes viele Erfolge im Bereich innovativer Produkte und Produktionsmethoden aufweise.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht ebenfalls positive Anzeichen, nachdem die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren in eine Rezession geraten war. Besonders bemerkenswert sei, dass seit über einem Jahr die Löhne stärker steigen als die Verbraucherpreise, was zu einer Erholung der Kaufkraft führe. Dennoch erwartet Krämer für 2025 ein sehr moderates Wachstum von lediglich 0,2 Prozent. Er betonte, dass dringend wirtschaftliche Reformen erforderlich seien, um eine Abwanderung von Unternehmen zu verhindern, die nach Osteuropa oder in die USA gehen könnten.
Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, setzt auf eine stärkere Inlandsnachfrage, die durch den privaten Konsum angetrieben werden soll. Im Jahr 2024 hätten die Verbraucher ihre höheren Reallöhne noch verstärkt in Ersparnisse investiert, doch 2025 sei mit einer Erhöhung des Konsums zu rechnen. Sinkende Leitzinsen würden zudem weitere Impulse am Aktienmarkt setzen.
Ulrich Kate, Chefvolkswirt der Deka Bank, warnte jedoch davor, dass Deutschland ohne notwendige Reformen im Wachstum weiter hinter anderen Industrienationen zurückbleiben könnte. Die enge Verflechtung mit der globalen Wirtschaft mache die deutsche Volkswirtschaft besonders anfällig für weltwirtschaftliche Veränderungen.
Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, zeigte sich besorgt über mögliche Verwerfungen im internationalen Handel, vor allem durch die Zollpolitik der USA. Exportabhängige Volkswirtschaften wie China und Deutschland könnten unter den Auswirkungen leiden. Holstein wies jedoch darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft auch von einer positiven Konjunkturentwicklung bei den wichtigsten Handelspartnern profitieren könnte, sofern keine neuen Handelshürden eingeführt werden.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
Chancen und Risiken für die deutsche Wirtschaft in 2025
Die Einschätzungen der Chefvolkswirte deutscher Banken für 2025 verdeutlichen ein Bild der Zuversicht, jedoch auch der Vorsicht. Während neue Wachstumsimpulse durch den Fokus auf Hightech-Branchen und steigende Löhne durchaus ermutigend sind, bleiben die Risiken durch internationale Handelskonflikte und notwendige Reformen ein entscheidender Faktor. Es ist klar, dass die deutsche Wirtschaft angesichts der sich wandelnden globalen Rahmenbedingungen und der Strukturwandel in der Industrie in den kommenden Jahren gut auf Reformen angewiesen ist. Entscheidend wird auch sein, ob Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit bewahren und Innovationen im Bereich der Technologie und Nachhaltigkeit vorantreiben kann.
Biographien und Erklärungen:
Wer sind die Chefvolkswirte der deutschen Banken?
Die Chefvolkswirte sind führende Ökonomen der großen deutschen Banken, die die wirtschaftlichen Entwicklungen analysieren und bewerten. Sie sind für die wirtschaftliche Beratung ihrer Banken verantwortlich und geben regelmäßig Ausblicke auf die wirtschaftliche Lage und die Herausforderungen, die die deutsche und globale Wirtschaft betreffen.
Wichtige Banken und ihre Chefvolkswirte:
Deutsche Bank – Robin Winkler
Commerzbank – Jörg Krämer
Helaba – Gertrud R. Traud
Deka Bank – Ulrich Kate
DZ Bank – Michael Holstein
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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