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Syriens Außenminister auf historischer Reise nach Saudi-Arabien

Der neue syrische Außenminister Assaad al-Schibani startet eine diplomatische Offensive und reist als Teil einer hochrangigen Delegation nach Saudi-Arabien. Dieser historische Besuch markiert einen Wendepunkt in den syrisch-saudiarabischen Beziehungen.

Die erste Auslandsreise der neuen syrischen Regierung führte Außenminister Assaad al-Schibani am Mittwoch nach Saudi-Arabien. Begleitet wurde er von Verteidigungsminister Nurhaf Abu Kasra und dem Geheimdienstchef Anas Chattab. Der Besuch, so al-Schibani, sei der Beginn eines neuen Kapitels in den bilateralen Beziehungen zwischen Syrien und dem "brüderlichen Königreich von Saudi-Arabien".

Al-Schibani äußerte sich zuversichtlich in seiner Botschaft, dass dieser Besuch eine neue Ära für Syrien einleiten werde und eine „lange gemeinsame Geschichte“ zwischen den beiden Ländern fortsetzen solle. Diese Reise kommt nach Jahren der Spannungen und politischen Isolation Syriens, die durch den Bürgerkrieg und die Unterstützung von Saudi-Arabien für die Rebellen gegen die Assad-Regierung gekennzeichnet waren. Laut syrischen Staatsmedien wurde der Besuch auf Einladung des saudi-arabischen Außenministers organisiert.

Die Delegation wurde am internationalen Flughafen von Riad von Walid bin Abdulkarim al-Chereidschi, dem Vize-Außenminister Saudi-Arabiens, empfangen. Fotos des Treffens zeigten eine herzliche Begrüßung, in der al-Chereidschi und al-Schibani sich die Hand gaben, ein symbolischer Akt, der die diplomatische Annäherung unterstreicht.

Dieser Besuch folgt auf die Nachricht, dass die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Schams (HTS) am 8. Dezember die syrische Hauptstadt Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft der Assad-Familie beendet hatte. Der geflüchtete Machthaber Baschar al-Assad fand Zuflucht in Russland. Saudi-Arabien, das in der Vergangenheit als Gegner Assads galt und Rebellen unterstützte, hat in letzter Zeit jedoch seine Haltung geändert. Im vergangenen Jahr stellte Riad seine diplomatischen Beziehungen zur Assad-Regierung wieder her und trug zur Rückkehr Syriens in die Arabische Liga bei. Dies markiert das Ende der internationalen Isolation des Landes.

Ein weiteres Zeichen der Entspannung war die Ankunft einer saudi-arabischen Delegation im vergangenen Monat in Damaskus, bei der HTS-Chef Ahmed al-Scharaa eine wichtige Rolle spielte. In einem Interview mit dem saudi-arabischen Sender Al Arabiya erklärte er, dass Saudi-Arabien eine "große Rolle in Syriens Zukunft" spielen werde, und hob hervor, dass das Land "große Investitionsmöglichkeiten" für seine Nachbarn biete.

Trotz der jüngsten politischen Veränderungen in Syrien liegt das Land weiterhin in Trümmern, sowohl wirtschaftlich als auch infrastrukturell. Saudi-Arabien startete am Mittwoch eine humanitäre Luftbrücke nach Syrien. Zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern, darunter Lebensmittel, Notunterkünfte und medizinische Versorgung, landeten in Damaskus, um die schwierigen Lebensbedingungen der syrischen Bevölkerung zu verbessern.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

„Syrien und Saudi-Arabien: Ein Neustart in der Region?“

Der Besuch von Syriens Außenminister Assaad al-Schibani in Saudi-Arabien markiert einen bedeutenden Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Nach Jahren der Isolation und geopolitischen Spannungen, ausgelöst durch den Bürgerkrieg und die Unterstützung Saudi-Arabiens für die Rebellen, scheint sich ein neues diplomatisches Kapitel aufzutun.

Der Besuch wird von vielen als Zeichen der Annäherung und als ein Versuch verstanden, den Einfluss anderer regionaler Mächte wie des Iran und Russlands in Syrien zu begrenzen. Saudi-Arabien, das in der Vergangenheit gegen die Assad-Regierung stand, setzt nun auf eine pragmatische Außenpolitik, die auch wirtschaftliche Chancen in Syrien in den Vordergrund stellt. Der Ausbau der humanitären Hilfe und die Investitionsmöglichkeiten, die al-Scharaa ansprach, könnten die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit sein.

Doch trotz des diplomatischen Tauwetters ist die Lage in Syrien nach wie vor instabil. Die wirtschaftliche Erholung ist fraglich, und die militärische Präsenz ausländischer Mächte bleibt ein geopolitisches Spannungsfeld. In den kommenden Wochen werden die Auswirkungen dieses diplomatischen Öffnens für Syriens Außenpolitik und die gesamte Region noch deutlicher werden.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Assaad al-Schibani?
Assaad al-Schibani ist der Außenminister Syriens und wurde nach dem Sturz von Baschar al-Assad zum führenden Diplomaten des Landes ernannt. Al-Schibani, ein erfahrener Politiker und Diplomat, hat eine zentrale Rolle in der Umstrukturierung der syrischen Außenpolitik nach der Absetzung Assads übernommen. Als Außenminister verfolgt er das Ziel, die internationalen Beziehungen Syriens zu normalisieren und die Isolation des Landes zu beenden.

Was ist Saudi-Arabien?
Saudi-Arabien ist ein mächtiges Königreich auf der Arabischen Halbinsel und eines der führenden Länder im Nahen Osten. Es ist bekannt für seine bedeutende Rolle in der OPEC, seine riesigen Ölreserven und seinen politischen Einfluss in der arabischen Welt. Das Land ist ein wichtiger Akteur in regionalen Konflikten und hat sowohl in Syrien als auch im Jemen militärische Interventionen durchgeführt. Saudi-Arabien hat sich in den letzten Jahren bemüht, seine geopolitischen Allianzen neu zu gestalten, unter anderem durch die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Syrien.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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