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Drama: Einsamkeit kennt keine Feiertage: 9.400 Notrufe während der Weihnachtszeit

Mehr als 9.000 Notrufe während der Feiertage sind keine echten Notfälle, sondern Hilferufe aus der Einsamkeit.

In der Zeit von Heiligabend bis Silvester verzeichnete die Malteser Hausnotrufzentrale rund 9.400 Notrufe – ein Anstieg, der vorrangig auf gesundheitliche Notfälle zurückzuführen ist. Doch ein alarmierender Teil dieser Anrufe, nämlich etwa zehn Prozent, ist auf ein viel stilleres Problem zurückzuführen: Einsamkeit. Gerade ältere Menschen, die auf den Hausnotruf angewiesen sind, wenden sich in einer Zeit, die eigentlich für Gemeinschaft und Familie steht, an die Zentrale, um wenigstens ein Gespräch zu führen oder sicherzustellen, dass jemand erreichbar ist.

„Einsamkeit kennt keine Feiertage. Das Gefühl ist leider das ganze Jahr über in etwa gleich stark“, sagt Sonja Lebensky, Leiterin der Malteser Hausnotrufzentrale. Über die Feiertage hinweg spiegeln sich diese Einsamkeitsgefühle wider, wie sie das ganze Jahr über bestehen. Die 200.000 älteren Kunden des Malteser Hausnotrufs können jederzeit über einen Knopf Alarm auslösen, wenn sie Hilfe benötigen. Doch diese Notrufe sind nicht immer mit körperlichen oder medizinischen Notfällen verbunden.

„Zwischen Weihnachten und Silvester waren knapp zehn Prozent aller Anrufe soziale Hilferufe“, erklärt Lebensky. Sie betont, dass diese Anrufe nicht immer auf ein akutes gesundheitliches Problem hinweisen, sondern oft das dringende Bedürfnis nach menschlicher Nähe und Kontakt verdeutlichen. In etwa 20 Prozent der Fälle wurde ein Rettungswagen alarmiert, in 40 Prozent der Fälle rückte ein Malteser-Hintergrunddienst aus, und in 30 Prozent der Fälle wurden Angehörige oder Pflegedienste verständigt.

Zusätzlich zu den offensichtlichen Notrufen gibt es noch eine Dunkelziffer an Anrufen, die als Fehlalarme betrachtet werden. Diese 9.000 Rufe, so Lebensky, verdeutlichen das Ausmaß der Einsamkeit: „Dahinter steht zu einem großen Teil auch der Wunsch der älteren Menschen, sich zu vergewissern, dass immer jemand erreichbar ist.“

Die Malteser reagieren auf diese Situation mit einem besonderen Programm: Rund 400 Ehrenamtliche bieten in 40 Städten und Regionen regelmäßige Telefonkontakte zu einsamen älteren Menschen an. In weiteren 170 Orten in Deutschland besuchen Ehrenamtliche die Senioren auch persönlich, um das Gefühl der Isolation zu mindern.

OZD/Malteser

OZD-Kommentar

Einsamkeit im Alter – ein jahresübergreifendes Problem

Die Zahlen, die der Malteser Hausnotruf zu den Feiertagen veröffentlicht, werfen einen ernüchternden Blick auf das Ausmaß der Einsamkeit älterer Menschen in Deutschland. Der Anstieg der Notrufe während der Feiertage ist nicht nur ein statistisches Phänomen, sondern ein klares Signal für das Bedürfnis nach sozialer Nähe, das gerade in einer Zeit, in der viele ihre Familie um sich haben, besonders deutlich wird.

Doch was passiert an den restlichen 364 Tagen im Jahr? Die Notrufe und die Dunkelziffer an hilfesuchenden Anrufen sind ein Indiz dafür, dass sich viele Senioren im Alltag mit einer Einsamkeit konfrontiert sehen, die nicht in den Feiertagskalender passt. Das ehrenamtliche Engagement der Malteser, die mit regelmäßigen Telefonaten und Besuchen entgegenwirken, ist eine wertvolle Unterstützung. Doch die Frage bleibt: Wie kann die Gesellschaft generell mehr tun, um dem Problem der Einsamkeit im Alter ganzjährig entgegenzuwirken?

In den kommenden Jahren dürfte sich der Bedarf an sozialen Kontakten und Unterstützung für ältere Menschen weiter verstärken, wenn dem Problem nicht mit einer flächendeckenden, langfristigen Lösung begegnet wird.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Sonja Lebensky?
Sonja Lebensky ist die Leiterin der Malteser Hausnotrufzentrale. In ihrer Funktion ist sie für die Koordination der Notrufannahme sowie die Beratung und Unterstützung von älteren Menschen zuständig. Lebensky spielt eine zentrale Rolle in der Aufklärung über die Bedeutung des Hausnotrufs und die sozialen Hilfsangebote, die durch den Malteser Hilfsdienst bereitgestellt werden.

Was ist der Malteser Hausnotruf?
Der Malteser Hausnotruf ist ein Service, der insbesondere älteren und pflegebedürftigen Menschen dabei hilft, im Notfall schnell Hilfe zu rufen. Mit einem kleinen tragbaren Gerät können die Nutzer rund um die Uhr den Notruf aktivieren, um schnelle Unterstützung durch medizinische oder soziale Fachkräfte zu erhalten. Der Dienst bietet nicht nur Hilfe im Falle eines medizinischen Notfalls, sondern auch eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die sich einsam fühlen und nach menschlichem Kontakt suchen.


Alle Angaben ohne Gewähr. Foto: Lena Kirchner/Malteser