Der südkoreanische Kryptowährungsunternehmer Do Kwon ist am Donnerstag einem Bundesrichter in New York vorgeführt worden, nachdem er von den USA ausgeliefert wurde. Kwon, der fast ein Jahr lang vor den Behörden von Südkorea und den USA auf der Flucht war, muss sich nun wegen Betrugs und Geldwäsche in einem US-amerikanischen Gericht verantworten. Die Anklage umfasst neun Punkte, und bei einem Schuldspruch in allen Anklagepunkten könnte ihm eine Haftstrafe von bis zu 130 Jahren drohen.
US-Justizminister Merrick Garland erklärte, dass Kwon für die betrügerische Täuschung von Anlegern über den wahren Wert seines Unternehmens Terraform Labs verantwortlich gemacht wird. Die Ermittlungen ergaben, dass Kwon Anleger um mehr als 40 Milliarden Dollar (38,8 Milliarden Euro) betrogen haben soll. Im Mai 2022 kollabierte die von ihm gegründete Kryptowährung Terra, was zu einem massiven Finanzverlust führte.
Kwon, der als Mitgründer und CEO von Terraform Labs mit Sitz in Singapur agierte, war maßgeblich an der Schaffung der Kryptowährungen TerraUSD und Luna beteiligt. Er stellte diese als sogenannte Stablecoins vor, die an den US-Dollar gekoppelt sind, um Wertschwankungen zu verhindern. In Wirklichkeit jedoch sicherte Kwon diese Währungen nicht durch stabile und sichere Anlagen wie Staatsanleihen ab. Als Terra und Luna im Mai 2022 kollabierten, führte dies zur Insolvenz von Terraform Labs.
Nach dem Zusammenbruch seiner Kryptowährungen floh Kwon aus Südkorea, nachdem gegen ihn dort ein Haftbefehl erlassen worden war. Südkorea hatte Interpol eingeschaltet, um Kwon weltweit zur Fahndung auszuschreiben. Im März 2023 wurde er in Montenegro festgenommen, als er versuchte, mit einem gefälschten costaricanischen Pass nach Dubai zu fliegen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte er zu den weltweit meistgesuchten Wirtschaftskriminellen.
Neben den Ermittlungen in den USA wird auch in Südkorea gegen Kwon ermittelt, und sein Geschäftspartner, dessen Initialen als J.C.H. bekannt wurden, wurde Anfang 2024 von Montenegro nach Südkorea ausgeliefert.
OZD/AFP
OZD -Kommentar:
Kryptowährungen und die Schattenseiten des Marktes: Die Lektion von Do Kwon
Der Fall von Do Kwon verdeutlicht einmal mehr die enormen Risiken, die mit der unregulierten Welt der Kryptowährungen verbunden sind. Kwon hatte das Vertrauen vieler Anleger missbraucht und mit Terraform Labs ein Finanzimperium aufgebaut, das auf falschen Versprechungen beruhte. Der Zusammenbruch von Terra und Luna hat nicht nur viele Investoren ruiniert, sondern auch die Bedenken hinsichtlich der Stabilität von Stablecoins verstärkt.
Die Ermittlungen und die Strafverfolgung gegen Kwon in den USA und Südkorea werfen ein Schlaglicht auf die Probleme, die der wachsende Kryptowährungsmarkt mit sich bringt. Trotz des scheinbar unaufhaltsamen Wachstums der Branche bleibt der Markt anfällig für Betrug und Manipulation. Die weltweiten Behörden müssen reagieren, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen und die Integrität des Marktes zu sichern.
Prognose: In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie die Gerichtsverfahren gegen Kwon verlaufen und welche weiteren rechtlichen Schritte gegen andere Akteure im Kryptosektor unternommen werden. Angesichts der zunehmenden politischen und regulatorischen Aufmerksamkeit wird der Kryptowährungsmarkt vermutlich mit schärferen Vorschriften und Kontrollen konfrontiert werden, die die Sicherheit der Investoren gewährleisten sollen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Do Kwon?
Do Kwon ist ein südkoreanischer Unternehmer und Mitgründer von Terraform Labs, einem Unternehmen, das die Kryptowährungen TerraUSD und Luna entwickelte. Er war eine der zentralen Figuren in der Kryptowährungswelt, insbesondere im Bereich der Stablecoins, die ursprünglich als stabiler als andere Kryptowährungen gelten sollten. Kwon geriet jedoch nach dem Zusammenbruch von Terra und Luna 2022 in die Schlagzeilen, als er des Betrugs und der Täuschung von Investoren beschuldigt wurde. Nach seiner Flucht aus Südkorea wurde Kwon 2023 in Montenegro festgenommen und in die USA ausgeliefert.
Was ist Terraform Labs?
Terraform Labs war ein südkoreanisches Unternehmen mit Sitz in Singapur, das 2018 gegründet wurde und sich auf die Entwicklung von Kryptowährungen und Blockchain-Technologien konzentrierte. Das Unternehmen erlangte Bekanntheit durch die Entwicklung von TerraUSD und Luna, zwei Stablecoins, die ursprünglich als stabiler und sicherer als andere Kryptowährungen angepriesen wurden. Der plötzliche Zusammenbruch dieser Währungen im Mai 2022 führte jedoch zu einem massiven finanziellen Verlust für viele Investoren und löste eine Reihe von rechtlichen und regulatorischen Problemen für Kwon und das Unternehmen aus.
Was sind Stablecoins?
Stablecoins sind Kryptowährungen, die an traditionelle Vermögenswerte wie den US-Dollar oder Gold gekoppelt sind, um die Wertstabilität zu gewährleisten und starke Kursschwankungen zu verhindern. Sie sollen den Nutzern eine sicherere Möglichkeit bieten, in Kryptowährungen zu investieren, ohne den extremen Preisschwankungen der traditionellen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum ausgesetzt zu sein. Die Implementierung und Absicherung von Stablecoins erfordert jedoch eine genaue Regulierung, um ihre Stabilität tatsächlich zu gewährleisten.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP