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Warum Männer ohne Partner(in) leiden

Eine neue Studie zeigt, dass Männer psychologisch stärker auf feste Beziehungen angewiesen sind als Frauen. Erfahren Sie, wie Partnerschaften das Wohlbefinden und die Gesundheit von Männern beeinflussen

In einer umfassenden Untersuchung, die mehr als 50 psychologische und soziologische Studien aus den letzten zwei Jahrzehnten analysiert, zeigt sich, dass feste Beziehungen für Männer psychologisch deutlich bedeutender sind als für Frauen. Die Studie wurde an der Berliner Humboldt-Universität unter der Leitung von Iris Wahring durchgeführt und legt nahe, dass Männer tendenziell stärker darauf fokussiert sind, stabile Partnerschaften zu führen.


„Männer scheinen sich stärker in festen Beziehungen zu engagieren, und diese haben einen positiven Einfluss auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit“, erklärte die Hauptautorin der Studie. Besonders auffällig sei, dass die Lebenserwartung von Männern erheblich davon abhängt, ob sie in einer festen Beziehung leben, während dieser Zusammenhang bei Frauen weniger stark ausgeprägt ist.

Die Studie zeigte zudem, dass Männer nach einer Trennung stärker unter Einsamkeit leiden als Frauen. Sie neigen auch weniger dazu, die Trennung selbst zu initiieren. Frauen erkennen hingegen häufiger die positiven Aspekte einer Trennung und haben weniger Schwierigkeiten, diese zu verarbeiten.

„Feste Beziehungen sind psychologisch wichtiger für Männer als für Frauen“, so Wahring. Ihre Forschungsergebnisse unterstreichen, dass Männer ohne eine feste Partnerin oftmals einen Mangel an sozialen Kontakten und emotionaler Unterstützung verspüren. Diese Faktoren können schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden haben.

Koautor Paul van Lange von der Vrije Universiteit Amsterdam erklärte, dass Männer in festen Beziehungen ein größeres Bedürfnis nach sozialer Unterstützung und emotionaler Nähe haben, was sie anfälliger für gesundheitliche Probleme macht, wenn sie ohne Partner sind.

Die Ergebnisse dieser Studie, die sich auf heterosexuelle Beziehungen und Daten aus westlichen Industrieländern stützen, wurden in der renommierten Fachzeitschrift Behavioral and Brain Sciences veröffentlicht.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Die stille Krise: Warum Männer ohne feste Beziehungen psychologisch leiden

Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf die psychologische Bedeutung von festen Partnerschaften, insbesondere für Männer. Die Erkenntnis, dass Männer tendenziell stärker auf eine feste Beziehung angewiesen sind, mag überraschen, unterstreicht jedoch eine tiefere gesellschaftliche Wahrheit: In einer Welt, die zunehmend von individuellen Erfolgsgeschichten und persönlichen Freiheiten geprägt ist, geraten die emotionalen Bedürfnisse vieler Männer aus dem Blickfeld.

Die Erkenntnis, dass Männer ohne eine Partnerin oft unter einem Mangel an emotionaler Unterstützung und sozialen Kontakten leiden, stellt die traditionelle Vorstellung von Männern als unabhängige und emotionale Felsen infrage. Wenn eine Partnerschaft mehr als nur eine romantische Verbindung ist, sondern eine fundamentale Quelle des Wohlbefindens, zeigt sich eine stille Krise in der psychischen Gesundheit vieler Männer. Dieser Umstand sollte nicht nur als individuelle Herausforderung, sondern auch als gesamtgesellschaftliches Problem verstanden werden.

In den nächsten Wochen könnte die Diskussion um Männer und Beziehungen in den Fokus rücken – möglicherweise begleitet von mehr Initiativen zur Förderung von sozialer Unterstützung und emotionaler Gesundheit für Männer, die ohne Partner sind.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Iris Wahring?
Iris Wahring ist eine führende Forscherin im Bereich der Psychologie und Soziologie, die an der Berliner Humboldt-Universität tätig ist. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf sozialen und psychologischen Aspekten von Beziehungen und deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Wahring hat zahlreiche Studien zur Rolle von Beziehungen im Leben von Männern und Frauen durchgeführt und ist bekannt für ihre analytische Herangehensweise, die gesellschaftliche Normen und psychologische Bedürfnisse hinterfragt.

Was ist die Humboldt-Universität zu Berlin?
Die Humboldt-Universität zu Berlin ist eine der ältesten und renommiertesten Universitäten in Deutschland. Gegründet 1810, hat sie eine lange Tradition in der akademischen Forschung und Lehre. Sie ist bekannt für ihre interdisziplinären Studien und ihre innovativen Forschungsprojekte in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. Die Universität ist ein bedeutender Akteur in der deutschen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft.

Was ist die Vrije Universiteit Amsterdam?
Die Vrije Universiteit Amsterdam (VU) ist eine international angesehene Universität in den Niederlanden, die für ihre Forschung in verschiedenen Disziplinen, darunter Psychologie und Sozialwissenschaften, bekannt ist. Die Universität legt großen Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und nachhaltige Forschung.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP