Die CO2-Emissionen in Deutschland sind im Jahr 2024 erneut gesunken, erreichten einen historischen Tiefstand und hielten die nationalen Klimaziele insgesamt ein. Doch trotz des Erfolgs im Energiesektor bleiben Verkehr und Gebäude die großen Problemfelder. Vorläufigen Zahlen der Denkfabrik Agora Energiewende zufolge lagen die Emissionen bei 656 Millionen Tonnen – drei Prozent weniger als im Vorjahr und 48 Prozent unter dem Niveau von 1990.
Der Löwenanteil des Emissionsrückgangs entfiel auf die Energiewirtschaft, wo der Anteil erneuerbarer Energien auf einen Rekordwert von 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs stieg. Besonders die Stilllegung von Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von 6,1 Gigawatt trug maßgeblich bei. Gleichzeitig profitierten Verbraucher von sinkenden Börsenstrompreisen, die im Jahresdurchschnitt um 18 Prozent niedriger lagen als 2023.
"Deutschland zeigt im Stromsektor, wie eine Transformation gelingen kann", erklärte Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Dennoch verwies er darauf, dass andere Sektoren weit hinterherhinken.
Im Verkehrssektor blieb Deutschland erneut deutlich hinter seinen Klimazielen zurück. Die Emissionen lagen um 19 Millionen Tonnen CO2 über dem erlaubten Wert. Zwar führte ein Rückgang des Lkw-Verkehrs zu einer leichten Verbesserung, doch der Pkw-Verkehr stieg an. Auch im Gebäudebereich sorgte milde Witterung für einen minimalen Rückgang der Emissionen – ohne diesen Effekt wäre der Anstieg noch deutlicher ausgefallen.
Die verfehlten Klimaziele in den Sektoren Verkehr und Gebäude werden für Deutschland teuer. Nach EU-Vorgaben muss die Bundesregierung voraussichtlich Emissionsrechte anderer Mitgliedstaaten zukaufen. Andernfalls drohen milliardenschwere Strafzahlungen.
Agora Energiewende führte die Defizite auf Unsicherheiten bei Haushalten und Unternehmen zurück. Der Absatz von Wärmepumpen sank 2024 um 44 Prozent, während die Neuzulassungen von Elektro-Pkw um 26 Prozent zurückgingen. Auch energetische Sanierungen verloren an Dynamik. „Diese Entwicklung zeigt, dass wir dringend eine soziale und wirtschaftliche Basis für die Transformation schaffen müssen“, betonte Müller.
Die Fortschritte im Energiesektor zeigen, dass eine erfolgreiche Transformation möglich ist. Doch Müller mahnt: "In der nächsten Legislaturperiode muss es gelingen, die Dynamik des Stromsektors auch auf andere Sektoren zu übertragen." Politische Maßnahmen, die soziale Ausgewogenheit gewährleisten und gleichzeitig Investitionen fördern, seien unverzichtbar.
ozd/afp
OZD-Kommentar:
Deutschland braucht mehr als grüne Zahlen
Der Rückgang der CO2-Emissionen in Deutschland ist eine gute Nachricht – doch die Fortschritte sind unausgewogen. Während der Stromsektor zeigt, wie Klimaschutz funktionieren kann, bleiben Verkehr und Gebäude in einem Teufelskreis aus Zielverfehlungen, Unsicherheiten und fehlenden Investitionen gefangen.
Die Zahlen belegen: Ohne eine breite gesellschaftliche und wirtschaftliche Unterstützung für die Transformation werden die Defizite zementiert. Höhere Kosten für EU-Emissionsrechte könnten den Druck auf die Politik erhöhen. Doch die Lösung liegt nicht in Strafzahlungen, sondern in einem klaren und sozial gerechten Kurswechsel.
Prognose:
Ohne
ambitionierte Maßnahmen wird Deutschland in den Sektoren Verkehr und
Gebäude weiter hinterherhinken. Steigende Kosten und ein wachsender
Rückstand könnten die Klimaziele 2030 gefährden. Die nächste Regierung
muss handeln – und zwar schnell.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Verantwortlich?
Der Verkehrsminister Deutschlands ist Volker Wissing. Er ist Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP) und hat das Amt seit Dezember 2021 inne. Wissing setzt sich für die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und die Förderung nachhaltiger Mobilität ein.
Wer ist Simon Müller?
Simon
Müller ist Direktor von Agora Energiewende Deutschland, einer
Denkfabrik, die Strategien und Analysen zur Förderung des Klimaschutzes
und der Energiewende entwickelt.
Was ist Agora Energiewende?
Agora
Energiewende ist eine unabhängige Denkfabrik, die sich auf die
Transformation des Energiesystems hin zu Klimaneutralität spezialisiert
hat. Sie veröffentlicht regelmäßig Berichte und Analysen zu
Klimaschutzmaßnahmen.
Was ist das deutsche Klimaschutzgesetz?
Das
Klimaschutzgesetz legt jährliche Sektorziele für die
Treibhausgasemissionen fest. Werden diese überschritten, muss die
Bundesregierung Maßnahmen ergreifen oder EU-Emissionsrechte zukaufen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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