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Unglaublicher Missbrauch im Turnen: Wandel oder Rückschritt?

Missbrauchsvorwürfe erschüttern den Deutschen Turner-Bund. Experten sehen in der Krise jedoch auch eine Chance für grundlegende Veränderungen hin zu einem sicheren und gewaltfreien Sport.

Die Missbrauchsvorwürfe ehemaliger Turnerinnen haben den Deutschen Turner-Bund (DTB) in den Fokus einer Debatte um Gewalt im Sport gerückt. Während die Enthüllungen schockieren, sehen Experten wie Maximilian Klein von Athleten Deutschland auch eine Gelegenheit für tiefgreifenden Wandel. „Der DTB hat sich seit 2020 zu einem Vorreiter für sicheren und gewaltfreien Sport entwickelt“, betonte Klein in einem Kommentar auf der Website des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Die aktuellen Vorwürfe, unter anderem von ehemaligen Spitzenturnerinnen wie Tabea Alt und Michelle Timm, beziehen sich vor allem auf den Bundesstützpunkt in Stuttgart. Sie werfen ein Schlaglicht auf Missstände, die trotz der Einführung des Safe Sports Codes weiterbestehen. Dieses Regelwerk, das im Oktober 2024 verabschiedet wurde, soll systematisch gegen physische, psychische und sexualisierte Gewalt im Sport vorgehen.

„Das historische Potenzial, Millionen Menschen besser zu schützen, ist da“, so Klein. Doch Fehler in der Umsetzung könnten Betroffene weiter frustrieren. Besonders wichtig sei daher der Ausbau unabhängiger Beratungs- und Unterstützungsangebote.

Seit den Vorfällen am Stützpunkt in Chemnitz im Jahr 2020 hat sich der DTB nach Meinung von Experten positiv entwickelt. Dennoch gibt es Kritik an der Geschwindigkeit und Konsequenz, mit der Reformen umgesetzt werden. Klein ist überzeugt: „Was wie Rückschritt aussieht, kann Ausdruck von Fortschritt sein.“

Je intensiver die Aufarbeitung und Prävention, desto mehr Missstände würden aufgedeckt. Der langfristige Erfolg sei, dass Gewalt und Missbrauch im Sport irgendwann der Vergangenheit angehören. „In den 2030er Jahren könnte der Schutz von Kindern und Jugendlichen zur Selbstverständlichkeit werden“, erklärte Klein.

Die Debatte zeigt, wie schwierig, aber auch notwendig der Wandel im Sport ist. Der Safe Sports Code und die Aufmerksamkeit, die Missbrauchsfälle erhalten, können eine Grundlage für Veränderungen schaffen. Doch es bleibt viel zu tun: von konsequenter Umsetzung der Maßnahmen bis hin zur Unterstützung der Betroffenen.



OZD-Kommentar:

Missbrauch im Sport: Das System muss sich ändern

Die Missbrauchsvorwürfe im Deutschen Turner-Bund sind ein weiterer Beweis dafür, wie tief verwurzelt die Probleme im Sportsystem sind. Der DTB mag Fortschritte gemacht haben, doch es reicht nicht aus, einige Regelwerke einzuführen. Der Schutz von Sportlerinnen und Sportlern muss oberste Priorität haben.

Die Geschichten von Turnerinnen wie Tabea Alt und Michelle Timm zeigen, wie wichtig unabhängige Beratungs- und Kontrollstrukturen sind. Nur wenn das System grundlegend reformiert wird, kann Vertrauen zurückgewonnen werden.

Prognose:
Der DTB wird sich weiter bemühen, die Missstände aufzuarbeiten. Doch der Weg zu einem sicheren und gewaltfreien Sport ist lang und braucht nicht nur Geduld, sondern auch konsequentes Handeln.



Biographien und Erklärungen:

Wer ist Maximilian Klein?
Maximilian Klein ist stellvertretender Geschäftsführer von Athleten Deutschland, einer Interessenvertretung für Leistungssportlerinnen und -sportler. Er setzt sich für Reformen und Schutzmaßnahmen im Sport ein.

Was ist der Safe Sports Code?
Der Safe Sports Code ist ein im Oktober 2024 verabschiedetes Regelwerk des DOSB, das den Schutz vor physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt im Sport verbessern soll. Es zielt auf Prävention, Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen ab.

Was ist Athleten Deutschland?
Athleten Deutschland ist eine unabhängige Organisation, die sich für die Rechte und Interessen von Leistungssportlerinnen und -sportlern einsetzt. Sie fordert mehr Transparenz, Fairness und Sicherheit im deutschen Sportsystem.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP

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