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Mehr als 530.000 Menschen ohne Obdach

Die Regierung setzt sich das Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden

In Deutschland sind mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen wohnungslos. Das geht aus dem neuen Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hervor, der am Mittwoch vom Kabinett vorgestellt wurde. Laut dem Bericht gab es Ende Januar beziehungsweise Anfang Februar 2024 rund 531.600 wohnungslose Menschen. Sie lebten in Notunterkünften, bei Bekannten oder auf der Straße. Dies markiert einen erheblichen Anstieg im Vergleich zum ersten Wohnungslosenbericht 2022, der noch rund 263.000 Wohnungslosen erfasste.


Die Bundesregierung unterscheidet drei Gruppen von Wohnungslosen: Zum einen die Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe, dann die verdeckt wohnungslosen Menschen, die bei Freunden oder Familie unterkommen, und schließlich die Menschen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben. Laut dem aktuellen Bericht sind rund 439.500 Menschen in der Notfallhilfe untergebracht, weitere rund 60.400 leben verdeckt wohnungslos, und rund 47.300 Menschen sind auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Abzüglich Doppelerfassungen ergibt sich die Zahl von etwa 531.600 Wohnungslosen.

Dieser Anstieg sei jedoch teilweise auf statistische Anpassungen zurückzuführen, erklärte das Bundesbauministerium. Im ersten Bericht hatte die Erhebung noch Lücken, die nun ausgeglichen wurden. So werden nun auch rund 136.900 ukrainische Geflüchtete berücksichtigt, die vor allem 2023 nach Deutschland kamen und in Flüchtlingsunterkünften untergebracht sind.

Von den erfassten wohnungslosen Menschen sind fast zwei Drittel männlich, der Rest ist weiblich. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Menschen, die auf der Straße leben oder verdeckt wohnungslos sind, haben bereits Gewalt erlebt. Auch Diskriminierung und Ausgrenzung sind für viele ein ständiger Begleiter: Rund 60 Prozent der Wohnungslosen haben aufgrund ihrer Situation schon einmal Benachteiligung oder Beschimpfungen erfahren.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Wohnungslosigkeit bis 2030 vollständig zu bekämpfen. Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit, der in Zusammenarbeit mit Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft erarbeitet wurde, sollen langfristige Lösungen geschaffen werden. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) erklärte, dass dieser Plan den Weg zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit ebne.

Wohlfahrtsverbände wie die Diakonie Deutschland und der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe forderten eine konsequente Umsetzung des Aktionsplans. Sie appellierten an die Regierung, den Zugang zu Wohnraum für wohnungslose Menschen zu verbessern und die Anstrengungen zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit zu intensivieren.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Dringender Handlungsbedarf: Wohnungslosigkeit erfordert entschlossenes Handeln

Die aktuellen Zahlen zur Wohnungslosigkeit in Deutschland sind alarmierend und werfen ein düsteres Licht auf die soziale Lage vieler Menschen im Land. Obwohl die Zahlen durch die Erhebung angepasst wurden, ist der Anstieg bedenklich. Die Wohnungslosigkeit betrifft nicht nur die Menschen auf der Straße, sondern auch zahlreiche Geflüchtete, die ohne ausreichende Perspektiven auf dem deutschen Wohnungsmarkt festsitzen.

Der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit ist ein richtiger Schritt, jedoch müssen die Maßnahmen deutlich beschleunigt und durchgreifender umgesetzt werden. Es braucht eine tiefgreifende Reform des Wohnungsmarktes, die insbesondere auch den sozialen Wohnungsbau fördert. Darüber hinaus müssen mehr Unterstützungsstrukturen für die Betroffenen geschaffen werden.

Prognose:

Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, ob die Bundesregierung ihre Ziele erreichen kann. Sollte es gelingen, durch mehr Sozialwohnungen und präventive Maßnahmen die Zahl der Wohnungslosen zu senken, könnte Deutschland bis 2030 einen entscheidenden Schritt in der Bekämpfung der Obdachlosigkeit machen.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Klara Geywitz?

Klara Geywitz ist eine deutsche Politikerin der SPD und seit 2021 Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. In ihrer Rolle setzt sie sich für die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit und die Förderung des sozialen Wohnungsbaus ein. Geywitz hat in der Vergangenheit insbesondere den sozialen Wohnungsbau und die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum in Deutschland vorangetrieben.

Was ist der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit?

Der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit ist eine Initiative der Bundesregierung, die in Zusammenarbeit mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft entwickelt wurde. Ziel ist es, Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu beenden. Der Plan umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit, darunter die Förderung des sozialen Wohnungsbaus, der Ausbau von Notunterkünften und der Zugang zu Hilfsangeboten für betroffene Personen.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP