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Stasi-Akten bleiben ein Thema: 28.000 Anträge in 2024

Die Zahl der Anträge zur Einsicht in Stasi-Akten bleibt auch 2024 hoch. Über 28.000 Bürger haben 2024 bereits ihre Akten eingesehen, eine Entwicklung, die seit der Öffnung der Stasi-Unterlagen nicht nachlässt.

Das Interesse an der Einsicht in Stasi-Akten bleibt auch im Jahr 2024 ungebrochen. Laut dem Bundesarchiv wurden bis Mitte des Jahres 28.571 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern gestellt. Im Jahr 2023 waren es 30.696 und im Jahr 2022 immerhin 29.064. Neben diesen persönlichen Anfragen gibt es zudem tausende Anfragen von Forschungseinrichtungen, Medien und anderen Institutionen.

Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, bezeichnete die Einsichtnahme in die Stasi-Akten als eine „Erfolgsgeschichte für die Gesellschaft“. Die Öffnung der Unterlagen sei „absolut richtig und wichtig“ gewesen, erklärte er im Kontext des 35. Jahrestages der Erstürmung der Stasi-Zentrale. Diese Maßnahme habe einer erneuten Traumatisierung der Opfer entgegengewirkt und dazu beigetragen, Versöhnung zu ermöglichen.

Hollmann mahnt zudem, das Unrecht der DDR und ihrer Geheimpolizei nicht zu vergessen und stets zu erinnern, besonders in Zeiten, in denen zunehmend eine Verklärung der DDR in Teilen der Gesellschaft zu beobachten sei.

Die Öffnung der Stasi-Akten begann nach dem Ende der DDR und der Auflösung der Staatssicherheit im Dezember 1989. Am 15. Januar 1990 öffneten sich die Tore der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg, was einen bedeutenden Moment in der Geschichte der Wiedervereinigung darstellt. Seitdem haben mehr als 7,5 Millionen Anträge zu Stasi-Unterlagen das Bundesarchiv erreicht, von denen über 3,4 Millionen Bürgeranträge stammen.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Transparenz als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die fortwährende Nachfrage nach Einsicht in die Stasi-Akten zeigt, wie wichtig das Thema auch nach mehr als drei Jahrzehnten für die Gesellschaft bleibt. Die Akten sind nicht nur ein wichtiges Mittel für die Opfer der DDR-Diktatur, um ihr eigenes Schicksal zu verstehen, sondern auch ein zentrales Instrument der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte. Dass diese Akten heute noch in so hoher Zahl angefragt werden, ist ein klares Signal dafür, dass die Vergangenheit weiterhin nicht abgeschlossen ist.

In einer Zeit, in der die DDR und ihre Machenschaften zunehmend romantisiert werden, stellt sich die Frage, wie lange diese Aufarbeitung noch aktuell bleibt. Es bleibt zu hoffen, dass der Zugang zu den Akten weiterhin ein wichtiger Bestandteil des demokratischen Gedächtnisses bleibt. Vielleicht werden die nächsten Jahre noch mehr Aufschluss über das Ausmaß des Unrechts und die Auswirkungen auf die Gesellschaft bringen.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Michael Hollmann?

Michael Hollmann ist seit 2014 Präsident des Bundesarchivs, der deutschen Institution, die für die Aufbewahrung und Erschließung öffentlicher Dokumente zuständig ist. Hollmann hat sich während seiner Amtszeit stets für die Sicherung und Öffnung von Stasi-Unterlagen eingesetzt und diese als wichtigen Bestandteil der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit hervorgehoben.

Was ist das Bundesarchiv?

Das Bundesarchiv ist eine deutsche Institution, die für die Sammlung, Aufbewahrung und Erschließung von Unterlagen des Bundes zuständig ist. Es sichert das historische Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland und stellt Bürgern sowie Institutionen wichtige historische Quellen zur Verfügung. Das Bundesarchiv spielt eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der deutschen Geschichte, insbesondere im Hinblick auf die Stasi-Akten.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP