Ehemalige Spitzenturnerin Tabea Alt hat mit ihren Missbrauchsvorwürfen eine Diskussion über die Missstände im deutschen Turnsport entfacht. In einem emotionalen Instagram-Post schilderte die 24-Jährige, was sie am Bundesstützpunkt in Stuttgart erlebte: Essstörungen, Straftraining und Demütigungen seien dort an der Tagesordnung gewesen. Alt beschreibt eine Kultur, die vor allem auf Druck und Angst basiere – eine Erfahrung, die offenbar viele Turnerinnen teilen.
Die Reaktion des Deutschen Turnerbundes (DTB) ließ nicht lange auf sich warten. Zwei betroffene Trainer wurden vorläufig freigestellt, und ein Aufarbeitungsprozess wurde angekündigt. Alt sieht darin einen ersten Schritt, fordert jedoch mehr: „Es braucht ein System, in dem Eltern, Athleten, Ärzte und Trainer auf einer Ebene reden und handeln.“
Alt kritisiert auch den Umgang mit Körperbildern. „Man sei zu pummelig, man sei zu dick“, solche Beleidigungen seien weit verbreitet gewesen. Die ehemalige WM-Bronzemedaillengewinnerin betont, dass dies keine Einzelfälle seien, sondern ein strukturelles Problem im Turnsport.
Ob die
angekündigten Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen in den Sport
wiederherzustellen, bleibt fraglich. Der Druck auf den DTB, konkrete
Reformen umzusetzen, wächst. AFP / OZD
Missbrauchsvorwürfe im Turnen: Eine Chance für einen echten Neuanfang
Die Missbrauchsvorwürfe werfen ein grelles Licht auf die dunklen Seiten des Turnsports. Was einst als Kindheitstraum begann, wurde für viele Turnerinnen zum Albtraum. Es ist Zeit für den Deutschen Turnerbund, sich seiner Verantwortung zu stellen und nicht nur auf Missstände zu reagieren, sondern proaktiv für einen sicheren Sport zu sorgen.
Der Safe Sport Code, der physische und psychische Gewalt verhindern soll, ist ein erster Schritt, doch bleibt er oft in der Theorie stecken. Konkrete Umsetzungen und Kontrollen fehlen. Ohne diese Maßnahmen bleibt die Aufarbeitung nur eine symbolische Geste.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob der DTB bereit ist, umfassende Reformen einzuleiten – oder ob die Öffentlichkeit weitere Enthüllungen erleben wird, die das System weiter erschüttern könnten.
OZD-Erklärungen
Wer ist Tabea Alt?
Tabea Alt ist eine ehemalige deutsche Spitzenturnerin, die 2017 mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften in Montreal internationale Bekanntheit erlangte. Alt, geboren 1999 in Ludwigsburg, war eine der hoffnungsvollsten Athletinnen im deutschen Turnsport. Sie nahm an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro teil, bevor sie 2021 ihre Karriere verletzungsbedingt beendete. Heute setzt sie sich aktiv für die Rechte von Athletinnen ein und kämpft gegen Missstände im Turnsport.
Was ist der Deutsche Turnerbund (DTB)?
Der Deutsche Turnerbund (DTB) ist der größte Fachsportverband Deutschlands mit Sitz in Frankfurt am Main. Gegründet 1848, vertritt er heute mehr als fünf Millionen Mitglieder und organisiert den Turnsport auf nationaler Ebene. Der DTB fördert Breiten- und Spitzensport und hat mit dem Safe Sport Code kürzlich Maßnahmen zur Gewaltprävention ergriffen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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