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Russischer Öltanker in der Ostsee: Schlepper bringen "Eventin" in Sicherheit

Ein maroder russischer Tanker sorgt in der Ostsee für Aufsehen. Was bedeutet das für die Sicherheit in deutschen Gewässern?

Ein havarierter Öltanker aus der berüchtigten russischen Schattenflotte sorgt seit Tagen für Aufsehen in der Ostsee. Der Tanker "Eventin", beladen mit rund 99.000 Tonnen Öl, hatte nach einem Blackout an Bord die Kontrolle verloren und trieb nördlich der Insel Rügen. Um eine potenzielle ökologische Katastrophe zu verhindern, leitet das Havariekommando eine riskante Rettungsaktion ein.

Ein Schleppverband aus drei Schleppern – der "Bremen Fighter", der "VB Luca" und der "VB Bremen" – bewegt das manövrierunfähige Schiff in ein sichereres Gebiet nordöstlich vor Kap Arkona. Diese neue Position bietet mehr freien Seeraum und minimiert die Gefahr, dass der Tanker bei starkem Wind südwärts treibt und auf Grund läuft.

"Die Bedingungen vor Ort sind schwierig", erklärte ein Sprecher des Havariekommandos. Bei Windstärken von fünf bis sechs Beaufort und bis zu 2,5 Meter hohen Wellen bleibt die Lage angespannt. Dennoch konnte ein Team von Notschlepp-Spezialisten die Schleppverbindung erfolgreich herstellen und das havarierte Schiff sichern.

Die "Eventin" steht auf einer Liste von 192 Schiffen, die laut Greenpeace zur sogenannten Schattenflotte gehören. Diese veralteten und oft unversicherten Tanker transportieren russisches Öl, um westliche Sanktionen zu umgehen. Russland fährt die Tanker unter fremder Flagge, um die Herkunft der Ladung zu verschleiern und die Sanktionen der EU und G7 zu unterlaufen. Im Dezember setzte die Europäische Union rund 50 dieser Schiffe auf eine Sanktionsliste.

Mit der Ladung von fast 100.000 Tonnen Öl könnte ein Unfall der "Eventin" schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben. Experten warnen, dass die Nutzung alter, oft schlecht gewarteter Tanker das Risiko von Havarien und Ölkatastrophen in internationalen Gewässern erhöht.

Der Vorfall zeigt, wie gefährlich die russischen Umgehungsstrategien für den globalen Handel und die Umwelt sind. Zwar ist die Evakuierung der 24-köpfigen Besatzung nicht erforderlich, doch das Risiko für Flora und Fauna in der Ostsee bleibt alarmierend hoch. ozd/afp


OZD-Kommentar

Russlands Schattenflotte: Eine tickende Zeitbombe

Die Havarie der "Eventin" ist mehr als ein technischer Zwischenfall – sie ist ein Symbol für die Risiken und Widersprüche der globalen Sanktionen gegen Russland. Während der Westen mit harten Sanktionen den Druck auf Moskau erhöhen will, gefährden marode Schiffe aus der Schattenflotte die Meere. Der Fall zeigt: Sanktionen allein reichen nicht aus, um russische Praktiken effektiv zu unterbinden.

Die EU muss hier mehr tun. Strengere Kontrollen und ein konsequentes Vorgehen gegen unsichere Schiffe sind notwendig, um die Sicherheit auf den Weltmeeren zu gewährleisten. Sonst werden sich ähnliche Vorfälle häufen – und irgendwann könnte es zu einer Katastrophe kommen.

Prognose: Die "Eventin" wird den Schleppverband sicher erreichen, doch der Fall wird die Debatte über die Risiken der Schattenflotte erneut befeuern. Neue Sanktionen und strengere Regelungen könnten in den nächsten Monaten folgen.


Biographie und Erklärung

Wer ist das Havariekommando?
Das Havariekommando ist eine deutsche Behörde, die 2003 gegründet wurde und für Notfälle auf Nord- und Ostsee zuständig ist. Es koordiniert Rettungseinsätze, Umweltschutzmaßnahmen und die Sicherheit im maritimen Bereich. Mit Sitz in Cuxhaven wird es gemeinsam vom Bund und den norddeutschen Küstenländern getragen.

Was ist die russische Schattenflotte?
Die russische Schattenflotte besteht aus alten und meist unversicherten Tankern, die unter fremder Flagge fahren. Ihr Ziel ist es, westliche Sanktionen zu umgehen und russisches Öl trotz der internationalen Beschränkungen in den Weltmarkt einzuspeisen. Sie ist ein Kernbestandteil von Russlands Strategie, die Einnahmen aus dem Energiesektor zu sichern.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP