Der havarierte Tanker „Eventin“, beladen mit 90.000 Tonnen Öl, wurde erfolgreich vor den Hafen von Sassnitz auf Rügen geschleppt. Nach mehreren Tagen intensiver Bergungsoperationen erreichte das Schiff am frühen Sonntagmorgen die Reede bei Sassnitz. Die beiden Notschlepper „Baltic“ und „Bremen Fighter“ hielten das 274 Meter lange Schiff etwa 5,5 Kilometer vor der Küste an Ort und Stelle.
Laut dem Havariekommando wurde die Situation als „stabil“ bewertet. Dank besserer Wetterbedingungen und nachlassendem Wind konnten die Schlepper das Schiff sicher an seiner Position halten. Die zusätzliche Unterstützung des Mehrzweckschiffs „Arkona“ sowie das Bundespolizei-Schiff „Bamberg“ sorgten für eine zuverlässige Absicherung und Koordination des Einsatzes. „Die Lage ist stabil“, bestätigte das Havariekommando, das die Situation weiterhin unter Kontrolle hält.
Der Tanker war seit der Nacht zum Freitag aufgrund eines mutmaßlichen Stromausfalls manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen getrieben. Schlepper hatten das Schiff zunächst in Richtung einer sicheren Position nordöstlich des Kaps Arkona gezogen. Heftige Winde und hohe Wellen erschwerten jedoch die Bergungsoperation, wobei am Samstagnachmittag teils vier Meter hohe Wellen gemessen wurden.
Was die Lage zusätzlich beunruhigte: Der Tanker „Eventin“ steht auf einer Liste von 192 maroden Schiffen, die von Russland zur Umgehung von Sanktionen im Rahmen der Ukraine-Krise eingesetzt werden. Diese sogenannte „Schattenflotte“ besteht aus alten und oft nicht versicherten Schiffen, die unter fremder Flagge fahren, um dem von der EU verhängten Öl-Embargo zu entkommen. Die EU hat bereits rund 50 Schiffe dieser Flotte auf eine Sanktionsliste gesetzt.
Das Havariekommando ist für Unfälle auf der Nord- und Ostsee zuständig und wurde 2003 mit Unterstützung des Bundes sowie der Küstenländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg und Niedersachsen gegründet. Es koordinierte diese aufwendige Bergungsaktion und sorgte dafür, dass eine größere Umweltkatastrophe verhindert wurde.
Der Tanker „Eventin“ wird weiterhin überwacht, während die Bergungsarbeiten fortgesetzt werden. Umweltschützer und Behörden haben den Vorfall aufmerksam verfolgt, um eine mögliche Ölkatastrophe in der Ostsee zu verhindern.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
Die Gefahr bleibt – Wie sicher sind die „Schattenflotten“ auf den Weltmeeren?
Der Vorfall rund um den Tanker „Eventin“ hat erneut die Frage aufgeworfen, wie sicher und überwacht die so genannte „Schattenflotte“ wirklich ist. Während die Bergung des Schiffes vorerst erfolgreich abgeschlossen wurde, bleibt die große Unsicherheit, wie viele weitere veraltete Schiffe aus dieser Flotte ungestraft Öl transportieren und Sanktionen umgehen.
Angesichts der steigenden Zahl von Schiffsunfällen, die mit maroden Tankern und mangelhaften Sicherheitsstandards zusammenhängen, ist es fraglich, ob die derzeitigen Maßnahmen gegen diese Flotte ausreichend sind. Zwar ist das Havariekommando als Krisenmanager vor Ort eingetreten, aber die internationale Gemeinschaft wird langfristig neue Lösungen zur Überwachung solcher Flotten finden müssen.
In den kommenden Wochen dürfte die Diskussion über strengere Kontrollen und Sanktionen weiter an Fahrt aufnehmen. Auch die EU wird nicht untätig bleiben können, da dieser Vorfall eine nachhaltige Bedrohung für die Umwelt und die internationale Schifffahrt aufzeigt.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Boris Pistorius?
Boris Pistorius ist der Bundesverteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war er von 2017 bis 2023 Innenminister des Landes Niedersachsen und hat einen umfangreichen Erfahrungshorizont in Sicherheitsfragen. Pistorius ist bekannt für seinen klaren Standpunkt zu sicherheitsrelevanten Themen und hat sich als Minister für die Stärkung der deutschen Verteidigungs- und Sicherheitsarchitektur eingesetzt.
Was ist das Havariekommando?
Das Havariekommando ist die zentrale Organisation für die Koordination von maritimen Unfällen und Notfällen auf Nord- und Ostsee. Es wurde 2003 gegründet und agiert als Expertengremium bei der Bergung von havarierten Schiffen und bei der Verhinderung von Umweltkatastrophen. Es wird vom Bundesverkehrsministerium sowie den Küstenländern unterstützt und spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherheit auf den deutschen Gewässern.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
3 Tipps:
und