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‚Biodeutsch‘ zum Unwort des Jahres gekürt

Das Unwort des Jahres 2024 lautet „biodeutsch“. Die Jury kritisiert, dass der Begriff eine biologistische Form von Nationalität fördert und Alltagsrassismus unterstützt. Doch auch der Begriff „Heizungsverbot“ sorgt für Diskussionen.

Die sprachkritische Jury der Aktion „Unwort des Jahres“ hat am Montag das Wort „biodeutsch“ als Unwort des Jahres 2024 ausgezeichnet. Der Begriff, der häufig in sozialen Medien genutzt wird, fördere eine rassistische und biologistische Sichtweise auf Nationalität, wie die Jury in Marburg erklärte.

„Biodeutsch“ werde genutzt, um Menschen auf Basis ihrer vermeintlichen biologischen Abstammung in Kategorien einzuteilen und sie entsprechend zu bewerten, so die Jury. Dieser Sprachgebrauch spiegele eine Form von Alltagsrassismus wider, indem er eine Hierarchie zwischen „echten“ Deutschen und anderen Menschen konstruiere.

Auf den zweiten Platz wählte die Jury den Begriff „Heizungsverbot“. Dieses Wort sei irreführend und werde genutzt, um das reformierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu diskreditieren. Das GEG, das seit 2024 gilt, zielt darauf ab, klimaschützende Maßnahmen voranzutreiben, wird jedoch durch den Begriff „Heizungsverbot“ in der öffentlichen Diskussion verzerrt dargestellt.

Die Aktion „Unwort des Jahres“ besteht seit 1991 und wird von einer unabhängigen Jury aus Sprachwissenschaftler:innen durchgeführt. Ziel ist es, auf problematische Entwicklungen in der öffentlichen Sprache aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für deren Auswirkungen zu schaffen. ozd/afp


OZD-Kommentar

„Biodeutsch“: Warum Sprache Macht hat

Die Wahl von „biodeutsch“ zum Unwort des Jahres 2024 zeigt eindringlich, wie Sprache als Instrument von Ausgrenzung und Diskriminierung genutzt werden kann. Der Begriff spiegelt eine tief verwurzelte gesellschaftliche Problematik wider: die Konstruktion von Zugehörigkeit anhand vermeintlicher Abstammung.

Die Wahl der Jury ist ein notwendiges Signal, das uns daran erinnert, wie Worte nicht nur die Realität beschreiben, sondern sie auch formen. Begriffe wie „biodeutsch“ stärken ein wir/ihnen-Narrativ, das spaltet, anstatt zu verbinden.

Auch der zweite Platz, „Heizungsverbot“, offenbart, wie Sprache im politischen Diskurs manipulativ genutzt wird, um Ängste zu schüren und progressive Maßnahmen zu blockieren.

Prognose:
Die Wahl des Unworts wird die Debatte um bewusste und diskriminierungsfreie Sprache weiter anfachen. Politische Akteure und Medien werden sich verstärkt mit der Verantwortung auseinandersetzen müssen, die Sprache im öffentlichen Diskurs mit sich bringt.


Biographien und Erklärungen

Was ist die Aktion „Unwort des Jahres“?
Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ wurde 1991 ins Leben gerufen. Ziel ist es, auf problematische Begriffe hinzuweisen, die diskriminierend, irreführend oder gesellschaftsspaltend wirken. Die Wahl erfolgt durch eine unabhängige Jury aus Sprachwissenschaftler:innen.

Was ist das Gebäudeenergiegesetz (GEG)?
Das GEG ist ein deutsches Gesetz, das im Januar 2024 reformiert wurde. Es regelt Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden und fördert den Einsatz umweltfreundlicher Heiztechnologien, um den Klimaschutz voranzutreiben.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP