Die Diskussion um die Zukunft der Bundesliga erreicht einen neuen Höhepunkt: Vor der Außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) machen vor allem kleinere Klubs wie der FC St. Pauli und Werder Bremen Druck für grundlegende Veränderungen. Im Mittelpunkt stehen die Verteilung der TV-Gelder und die Einführung einer Gehaltsobergrenze, um die Wettbewerbsintegrität zu stärken.
Für Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, ist das derzeitige System nicht nachhaltig. „Das aktuelle Modell fokussiert sich zu stark auf wenige Spitzenklubs. Das ist eine fatale Entwicklung, die Solidarität und demokratisches Miteinander in der Liga gefährdet“, kritisierte Göttlich scharf. Seiner Ansicht nach müsse die Liga die Interessen aller Vereine stärker in den Blick nehmen.
Doch nicht alle teilen diesen Ansatz. Bayerns Finanzchef Michael Diederich wehrte sich gegen die Forderungen nach noch mehr Umverteilung. „Solidarität darf keine Einbahnstraße sein. Der FC Bayern generiert rund 30 Prozent der Bundesliga-Reichweite, erhält aber nur 6,5 Prozent aus dem nationalen TV-Topf. Das ist bereits ein erheblicher Beitrag zur Solidarität“, erklärte Diederich und warnte davor, den Begriff überzustrapazieren.
Auch Klaus Filbry, Geschäftsführer von Werder Bremen, forderte ein Umdenken. „Die Liga muss ihre Herausforderungen als Ganzes betrachten. Eine Gehaltsobergrenze wäre ein Schritt, um die Kostenexplosion im Fußball einzudämmen und für mehr Chancengleichheit zu sorgen.“ Filbry sieht in der Einführung einer solchen Regelung einen Schlüssel, um die Glaubwürdigkeit und Integrität des Wettbewerbs wiederherzustellen.
Die Debatte um die Verteilung der TV-Gelder wird durch den neunköpfigen DFL-Vorstand um Hans-Joachim Watzke entschieden, da die Satzung den Vereinen keine Entscheidungsbefugnis einräumt. Ab der kommenden Saison stehen rund 1,1 Milliarden Euro aus deutschsprachigen Medienrechten zur Verfügung, über deren Verteilungsschlüssel am Donnerstag jedoch nicht final abgestimmt wird. ozd/afp
OZD-Kommentar
„Wie viel Solidarität verträgt die Bundesliga?“
Die Diskussion um die Verteilung der TV-Gelder zeigt erneut die Spannungen zwischen den Top-Klubs und den kleineren Vereinen der Bundesliga. Die Forderung nach Solidarität ist berechtigt, doch wo liegt die Grenze? Es stimmt, dass Klubs wie Bayern München erheblich zur Attraktivität der Liga beitragen und bereits großzügig umverteilen. Gleichzeitig ist die Forderung nach mehr Chancengleichheit nachvollziehbar, insbesondere angesichts wachsender finanzieller Ungleichgewichte.
Eine Gehaltsobergrenze, wie von Filbry vorgeschlagen, wäre ein mutiger Schritt, der jedoch nur auf europäischer Ebene wirksam wäre. Die Bundesliga allein kann diese Maßnahme nicht durchsetzen, ohne international den Anschluss zu verlieren.
Prognose:
Die
kommende Versammlung wird keine endgültigen Entscheidungen bringen,
sondern die Kluft zwischen den Lagern weiter offenlegen. Langfristig
könnte jedoch ein ausgewogener Kompromiss entstehen, der die Liga
finanziell stabiler und fairer mach
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Biographien und Erklärungen
Wer ist Oke Göttlich?
Oke
Göttlich ist seit 2014 Präsident des FC St. Pauli. Der studierte
Betriebswirt und Musikmanager setzt sich für soziale und nachhaltige
Fußballprojekte ein. Göttlich gilt als Befürworter von mehr Solidarität
innerhalb der Bundesliga und einer stärkeren Unterstützung kleinerer
Vereine.
Wer ist Michael Diederich?
Michael
Diederich ist seit Juli 2023 Finanzvorstand des FC Bayern München. Der
promovierte Wirtschaftswissenschaftler war zuvor Vorstandssprecher der
Unicredit Bank AG. In seiner Rolle bei Bayern verantwortet er die
wirtschaftliche und strategische Ausrichtung des Klubs.
Was ist die Deutsche Fußball Liga (DFL)?
Die
Deutsche Fußball Liga (DFL) ist die Dachorganisation der Bundesliga und
2. Bundesliga. Sie koordiniert den Spielbetrieb, die Vermarktung der
Medienrechte und die Lizenzierung der Klubs. Das DFL-Präsidium trifft
wichtige Entscheidungen, wie etwa die Verteilung der TV-Gelder.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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