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Sabotagegefahr: Nato verstärkt Ostsee-Überwachung mit deutscher Beteiligung

Nach mutmaßlichen Sabotageakten an Unterseekabeln verstärkt die Nato ihre Patrouillen im Ostseeraum. Die Mission "Baltic Sentry" soll mit Drohnen, Kriegsschiffen und Satelliten hybride Angriffe verhindern. Auch Deutschland beteiligt sich mit Marinekräften.

Die Nato hat auf die mutmaßlichen Sabotageakte an Unterseekabeln in der Ostsee reagiert und eine umfangreiche Überwachungsmission gestartet. Die Mission „Baltic Sentry“ soll mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen für mehr Sicherheit im Ostseeraum sorgen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte betonte bei einem Gipfeltreffen der Ostsee-Anrainerstaaten in Helsinki, dass die Mission „auf unbestimmte Zeit“ andauern werde.

Deutschland beteiligt sich aktiv an der Überwachung. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte: „Wir werden selbstverständlich mit deutschen Schiffen für die Sicherheit in der Ostsee Sorge tragen.“ Dies schließe den Einsatz aller verfügbaren Kapazitäten der deutschen Marine ein.

Sabotageverdacht gegen Russland und Schattenflotte

In den vergangenen Monaten wurden wiederholt wichtige Telekommunikations- und Stromkabel in der Ostsee beschädigt. Die Nato geht davon aus, dass es sich um hybride Angriffe handelt, die Russland zugeschrieben werden. Auch ein chinesischer Frachter steht unter Verdacht. Insbesondere die sogenannte Schattenflotte – ältere Schiffe, die unter fremder Flagge fahren und Russlands Öl-Embargo umgehen – gilt als potenzieller Verursacher der Schäden.

Ein Vorfall am ersten Weihnachtstag hatte besondere Aufmerksamkeit erregt: Fünf Unterseekabel zwischen Finnland und Estland wurden beschädigt. Die finnischen Behörden stoppten daraufhin einen Tanker, der angeblich den Meeresboden mit einem Anker aufgerissen hatte. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) warnte eindringlich vor den Gefahren hybrider Angriffe, die laut ihm „täglich“ stattfinden.

Rechtliche Schritte und internationale Zusammenarbeit

Die Gipfelteilnehmer einigten sich auf die Gründung einer Arbeitsgruppe aus Rechtsexperten, die mögliche Schritte gegen verdächtige Schiffe prüfen soll. Bundeskanzler Scholz forderte zudem neue gesetzliche Rahmenbedingungen auf nationaler und EU-Ebene, um effektiver gegen hybride Bedrohungen vorgehen zu können.

Die Spannungen in der Ostsee haben seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine massiv zugenommen. Mit dem Beitritt Schwedens und Finnlands zur Nato hat das Verteidigungsbündnis seine Präsenz in der Region deutlich ausgeweitet.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar

Untersee-Konflikt: Eine gefährliche Front im Verborgenen

Die Angriffe auf Unterseekabel verdeutlichen eine neue, schwer greifbare Dimension moderner Kriegsführung. Hybride Angriffe auf kritische Infrastruktur gefährden nicht nur die Energie- und Kommunikationsversorgung, sondern auch die Stabilität ganzer Regionen.

Russlands mutmaßliche Sabotageaktionen offenbaren die Schwächen westlicher Verteidigungsstrukturen. Die Nato reagiert mit einer verstärkten Präsenz, doch die Herausforderungen bleiben enorm: Wer kontrolliert internationale Gewässer? Wie kann rechtlich gegen die Schattenflotte vorgegangen werden?

Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Sollte es der Nato gelingen, durch die Mission „Baltic Sentry“ weitere Angriffe zu verhindern, könnte dies die Sicherheitslage stabilisieren. Gleichzeitig bleibt unklar, wie Russland auf die verstärkte Überwachung reagieren wird. Eine Eskalation im Ostseeraum ist nicht ausgeschlossen.



Biographien und ErklärungenWer ist Mark Rutte?

Mark Rutte ist der aktuelle Nato-Generalsekretär und ehemaliger Premierminister der Niederlande. Seit seinem Amtsantritt bei der Nato setzt er auf eine verstärkte Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten und hat die Reaktion des Bündnisses auf hybride Bedrohungen intensiviert.

Wer ist Olaf Scholz?

Olaf Scholz ist Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Mitglied der SPD. Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2021 setzt er auf eine starke Rolle Deutschlands in der EU und der Nato. Seine Regierung betont die Bedeutung einer robusten Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Was ist die Nato?

Die Nordatlantikpakt-Organisation (Nato) ist ein militärisches Bündnis aus 31 Mitgliedstaaten, das 1949 gegründet wurde. Ziel ist die kollektive Verteidigung ihrer Mitglieder. Die Nato spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherung der Sicherheit und Stabilität in Europa und Nordamerika. Website: www.nato.int

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP