Eine Studie des Digitalverbands Bitkom hat offenbart, wie tief die deutsche Wirtschaft bei digitalen Technologien und Dienstleistungen von den USA abhängig ist. Ganze 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland bewerten sich als "stark" oder "eher" abhängig von US-Importen. Gleichzeitig sind auch chinesische Lieferungen essenziell für viele Betriebe, wobei 79 Prozent eine starke oder moderate Abhängigkeit von der Volksrepublik sehen.
Die neue Regierung unter Donald Trump verstärkt den Druck: Über die Hälfte der Unternehmen plant, ihre Lieferketten zu überarbeiten, und 56 Prozent wollen ihre Geschäftsstrategien anpassen. Die Unsicherheiten, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und die wachsende Rolle der USA im globalen Technologiehandel, verschärfen die Lage.
Kritischer Blick auf Schlüsseltechnologien
Besonders
betroffen sind Schlüsseltechnologien wie Halbleiter oder Software für
Künstliche Intelligenz. Laut der Bitkom-Studie geben 90 Prozent der
Unternehmen an, auf ausländische Hardware wie Laptops und Smartphones
angewiesen zu sein, und 72 Prozent importieren sicherheitsrelevante
Systeme wie Firewalls.
"Digital souverän ist ein Land, das über eigene Fähigkeiten in Schlüsseltechnologien verfügt", erklärt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Die Abhängigkeit mache Deutschland angreifbar, sowohl wirtschaftlich als auch politisch.
Reaktionen der Unternehmen
Unternehmen
reagieren zunehmend auf die Abhängigkeiten. Viele diversifizieren ihre
Lieferanten, lagern größere Mengen an kritischen Gütern oder investieren
in Risikomanagement. Dennoch hat ein beunruhigender Anteil von 13
Prozent bislang keinerlei Maßnahmen ergriffen.
Bitkom fordert klare Schritte von der deutschen Politik, um die digitale Souveränität zu stärken. Wintergerst betont: "Deutschland braucht dringend starke Partner und eine wirtschaftsorientierte Politik, die digitale Abhängigkeiten reduziert."
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Kritischer Kommentar: Ein Weckruf für Deutschlands digitale Zukunft
Gefangen in der Abhängigkeit
Die
alarmierende Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von
US-amerikanischen und chinesischen Technologien zeigt die strukturellen
Schwächen des Standorts Deutschland. Jahrzehnte des technologischen
Rückstands und mangelnder Innovationskraft haben das Land in eine
gefährliche Lage gebracht. Ohne Importe droht vielen Unternehmen das
Aus.
Politik und Wirtschaft müssen handeln
Die
neue Bundesregierung steht in der Pflicht, digitale Souveränität als
zentrales Ziel zu verfolgen. Doch es geht nicht nur um staatliche
Investitionen: Unternehmen müssen ihre Strategien überdenken,
Produktionsketten diversifizieren und stärker in eigene Innovationen
investieren. Nur so kann die Wirtschaft widerstandsfähiger werden.
Prognose: Ein langsamer Weg zur Unabhängigkeit
Kurzfristig
bleibt Deutschland weiterhin auf Importe angewiesen. Mittelfristig
könnten jedoch Maßnahmen wie der Aufbau europäischer Halbleiterwerke
oder verstärkte Investitionen in KI-Technologien erste Fortschritte
bringen. Die Zeit drängt – die Abhängigkeiten müssen dringend reduziert
werden.
Biographien und ErklärungenWer ist Ralf Wintergerst?
Ralf Wintergerst ist Präsident des Digitalverbands Bitkom und eine zentrale Stimme im Bereich Digitalisierung in Deutschland. Als ehemaliger Geschäftsführer eines Technologieunternehmens setzt er sich für digitale Unabhängigkeit und Innovation ein. Bitkom vertritt die Interessen von über 2.000 Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche.
Was ist die Bitkom?Der Digitalverband Bitkom ist die größte Interessenvertretung der digitalen Wirtschaft in Deutschland. Er setzt sich für die Förderung digitaler Technologien, die Verbesserung der digitalen Infrastruktur und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ein. Mit Studien und Analysen liefert die Organisation regelmäßig wichtige Impulse für die politische und wirtschaftliche Entscheidungsfindung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP