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Atomkraft auf Rekordkurs: IEA erwartet neuen Höchststand in 2025

Besonders China treibt den Trend an. Lesen Sie, wie neue Technologien wie Künstliche Intelligenz zur steigenden Nachfrage beitragen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert für 2025 einen neuen Rekord bei der Stromproduktion aus Atomkraft. Laut einer aktuellen Schätzung wird die weltweite Atomstromproduktion voraussichtlich rund 2900 Terawattstunden (TWh) erreichen, was etwa zehn Prozent der globalen Stromproduktion ausmacht. Zum Vergleich: 2023 erzeugten Atommeiler noch 2742 TWh, und für 2024 wird ein Anstieg auf 2843 TWh erwartet.

„Wir treten in eine neue Ära der Kernenergie ein“, erklärte IEA-Chef Fatih Birol der Nachrichtenagentur AFP. Die Produktion von Atomstrom werde 2025 „die höchste in der Geschichte“ erreichen. Besonders der wachsende Strombedarf durch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) werde den Trend zur Kernkraft weiter anheizen.

Der Anstieg in der Atomkraftnutzung wird vor allem durch den Bau neuer Reaktoren vorangetrieben. Derzeit sind weltweit Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 70 Gigawatt im Bau. Dabei spielt China eine führende Rolle: Von den insgesamt 52 Reaktoren, mit deren Bau weltweit seit 2017 begonnen wurde, stammen 25 aus chinesischer Produktion. „Die globale Geografie der Atomindustrie ändert sich“, so Birol. Seit den 1970er Jahren dominierten die USA und Europa die Atomkraftindustrie. Doch in den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil des Atomstroms in Europa und den USA kontinuierlich gesunken.

In Europa fiel der Anteil des Atomstroms von 35 Prozent in den 1990er Jahren auf unter 25 Prozent, und es wird erwartet, dass er in den nächsten zehn Jahren auf weniger als 15 Prozent sinken wird. Auch in den USA ist ein ähnlicher Trend zu beobachten, mit einem Rückgang der Atomstromproduktion in den letzten Jahrzehnten.

China hingegen hat sich zum globalen Vorreiter in der Kernkraft entwickelt und trägt maßgeblich zu der steigenden globalen Atomstromproduktion bei. Die wachsende Nachfrage nach sauberer Energie, unterstützt durch Technologien wie KI, fördert die Investitionen in Atomkraft, die zunehmend als stabile und emissionsfreie Energiequelle betrachtet wird.

OZD / ©AFP



OZD-Kommentar:

Der Aufstieg der Atomkraft – Ein Wendepunkt für die Energiezukunft?

Die zunehmende Bedeutung der Atomkraft im globalen Energiemix stellt einen bemerkenswerten Wendepunkt dar. Lange Zeit wurde die Kernenergie nach der Katastrophe von Fukushima von vielen Ländern kritisch betrachtet, doch heute führt China die Welt in einem rasanten Ausbau von Kernkraftwerken an. In Europa und den USA hingegen schwinden die Anteile, während der globale Trend eine andere Richtung nimmt.

Ob diese Entwicklung ein langfristiger Erfolg für die globale Energiewende ist, bleibt abzuwarten. Die Frage, ob Atomkraft als nachhaltige Lösung im Kampf gegen den Klimawandel bestehen kann, wird weiterhin kontrovers diskutiert. Angesichts des wachsenden Energiebedarfs durch neue Technologien wie KI könnte die Kernkraft jedoch eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen.

Prognose: In den kommenden Jahren wird der Atomstromanteil weltweit weiter steigen, vor allem in China und anderen asiatischen Ländern. In Europa und den USA ist hingegen ein Rückgang zu erwarten, was zu einer noch stärkeren geopolitischen Verschiebung in der Kernkraftnutzung führen könnte. Die internationale Debatte über die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Atomenergie dürfte jedoch weiter an Intensität gewinnen.



Biographien und Erklärungen:

Wer ist Fatih Birol?
Fatih Birol ist der Executive Director der Internationalen Energieagentur (IEA), einer der wichtigsten Institutionen für die weltweite Energiepolitik. Birol spielt eine entscheidende Rolle bei der globalen Energiewende und bei der Beratung von Regierungen und Unternehmen zu nachhaltigen Energiefragen. Unter seiner Führung hat die IEA einen stärkeren Fokus auf die Bekämpfung des Klimawandels und die Förderung sauberer Energien gelegt.

Was ist die Internationale Energieagentur (IEA)?
Die Internationale Energieagentur (IEA) ist eine autonome Organisation innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Gegründet 1974, überwacht die IEA den globalen Energiemarkt, berät Länder bei der Energiepolitik und unterstützt die Entwicklung von nachhaltigen und sicheren Energiequellen. Besonders in Zeiten von Energiekrisen spielt die IEA eine zentrale Rolle in der internationalen Zusammenarbeit.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP