Die Konjunkturaussichten für Deutschland sind düster. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für 2025 deutlich gesenkt. Erwartet wird nun nur noch ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um magere 0,3 Prozent – eine Abwärtskorrektur um 0,5 Prozentpunkte gegenüber der Herbstprognose. Auch für das Folgejahr zeigt sich der IWF pessimistisch: Statt 1,4 Prozent Wachstum rechnet die Organisation nur noch mit 1,1 Prozent.
Deutschland bleibt damit weiterhin das Sorgenkind unter den Industrienationen und hinkt insbesondere der globalen Wirtschaftsentwicklung hinterher. Weltweit prognostiziert der IWF für 2025 ein Wachstum von 3,3 Prozent – ein leichter Anstieg im Vergleich zur Herbstprognose. Insbesondere die USA glänzen mit verbesserten Aussichten. Dort wird ein kräftiges Wachstum von 2,7 Prozent erwartet, das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als zuvor angenommen.
Auch in Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, sieht der IWF Schwierigkeiten. Die Wachstumsprognosen wurden für 2025 um 0,3 Prozentpunkte auf 0,8 Prozent gesenkt. Für 2026 erwartet der IWF ein Wachstum von 1,1 Prozent – ebenfalls eine Korrektur nach unten. Damit bleibt die Eurozone insgesamt hinter den großen Volkswirtschaften wie den USA oder China zurück.
Neben wirtschaftlichen Problemen sorgt auch die politische Unsicherheit durch die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus für Bedenken. Der IWF hat mögliche Auswirkungen von Trumps Politikplänen, darunter Handelsbeschränkungen und Zollpolitik, noch nicht in seine Prognosen einbezogen. "Trumps Handelspläne könnten die Inflation in den USA weiter anheizen und damit auch die Weltwirtschaft belasten", warnte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas.
Die Situation in Deutschland bleibt besonders angespannt. Gründe für das schwache Wachstum sind unter anderem hohe Energiepreise, eine sinkende Exportnachfrage und strukturelle Probleme in Schlüsselindustrien wie der Automobilbranche.
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OZD-Kommentar:
Der kranke Mann Europas? Deutschlands Wirtschaft in der Krise
Deutschland droht erneut, in die Rolle des wirtschaftlichen Nachzüglers in Europa zu rutschen. Die drastische Abwärtskorrektur des IWF ist ein weiteres Warnsignal. Die Ursachen sind vielfältig: von strukturellen Schwächen in der Industrie bis hin zu den Herausforderungen der Energiewende.
Besonders bedenklich ist, dass Deutschland an Innovationskraft zu verlieren scheint. Die einstige Stärke der Exportnation wird durch eine sinkende globale Nachfrage und hohe Produktionskosten untergraben. Gleichzeitig erschwert die politische Unsicherheit – insbesondere durch Trumps unberechenbare Politik – eine klare wirtschaftliche Ausrichtung.
Prognose:
Deutschland
muss dringend gegensteuern, um den Abwärtstrend zu stoppen. Reformen in
der Industrie, Investitionen in Innovationen und eine stabile
Energiepolitik sind unverzichtbar. Ohne grundlegende Veränderungen droht
der Wirtschaftsstandort weiter ins Hintertreffen zu geraten, mit
schwerwiegenden Folgen für die Eurozone insgesamt.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Pierre-Olivier Gourinchas?
Pierre-Olivier
Gourinchas ist Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Der
französische Wirtschaftswissenschaftler hat an renommierten
Universitäten wie Berkeley und Princeton gelehrt. Seit 2022 ist er für
die globalen Konjunkturanalysen und -prognosen des IWF verantwortlich.
Gourinchas gilt als Befürworter nachhaltiger Wirtschaftspolitik und
kritischer Beobachter geopolitischer Entwicklungen.
Was ist der Internationale Währungsfonds (IWF)?
Der
Internationale Währungsfonds (IWF) ist eine Sonderorganisation der
Vereinten Nationen mit Sitz in Washington, D.C. Er wurde 1944 gegründet
und hat die Aufgabe, die Stabilität des globalen Finanzsystems zu
fördern. Der IWF vergibt Kredite an Staaten in wirtschaftlicher Not und
erstellt regelmäßig Analysen zur globalen Wirtschaftslage.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.