Kurz vor seiner Vereidigung hat Donald Trump, der neue Präsident der Vereinigten Staaten, seine Pläne für die Handelspolitik konkretisiert – und überrascht. Statt der erwarteten sofortigen Einführung von Strafzöllen plant Trump zunächst eine umfassende Prüfung der Handelsbeziehungen zu wichtigen Partnern wie China, Mexiko und Kanada. Laut einem Bericht des Wall Street Journal soll ein Memorandum die zuständigen Behörden anweisen, Handelsdefizite, unfaire Praktiken und Zölle detailliert zu analysieren und Empfehlungen vorzulegen.
Der Bericht, der nur wenige Stunden vor Trumps Vereidigung erschien, führte zu sofortigen Reaktionen an den Finanzmärkten. Der Dollar fiel gegenüber dem Euro um 1,1 Prozent und gegenüber dem britischen Pfund um 0,9 Prozent. Anleger hatten offenbar mit aggressiveren Maßnahmen gerechnet und reagierten enttäuscht auf die Verzögerung direkter Strafmaßnahmen.
Ein Memorandum statt eines Handelskriegs
Das
Memorandum, das zu den sogenannten präsidialen Dekreten gehört, soll
keine Zölle anordnen, sondern zunächst die Grundlage für mögliche
Maßnahmen schaffen. Trump hatte im Wahlkampf wiederholt angekündigt,
Strafzölle auf Importe aus Ländern wie China zu erheben, die nach seinen
Worten „unfaire Vorteile“ gegenüber US-Produkten haben.
„Es ist ein erster Schritt, keine vollständige Handlung“, zitierte das Wall Street Journal einen engen Berater Trumps. Neben der Untersuchung von Zöllen und Handelspraktiken sollen auch Fragen zur Währungsmanipulation und den Bedingungen zollfreier Einfuhren geprüft werden.
Märkte und globale Partner in Alarmbereitschaft
Die
Entscheidung, Strafzölle vorerst auszusetzen, könnte eine Beruhigung
der internationalen Handelsbeziehungen bedeuten. Gleichzeitig bleibt
unklar, welche Konsequenzen die Prüfungsergebnisse haben könnten. China,
Mexiko und Kanada, wichtige Handelspartner der USA, beobachten die
Entwicklungen mit Sorge.
Trumps Strategie, die auf wirtschaftlichen Protektionismus setzt, könnte langfristig jedoch erhebliche Spannungen hervorrufen. Besonders die Beziehungen zu China stehen vor einer Bewährungsprobe, da Trump das Land mehrfach der Währungsmanipulation bezichtigt hat.
OZD / AFP
Kommentar: Abwarten statt angreifen – Trumps vorsichtiger Start in der Handelspolitik
Handelskrieg vorerst vertagt
Donald
Trump hat seine Präsidentschaft mit radikalen Versprechen begonnen,
doch seine ersten Schritte in der Handelspolitik wirken unerwartet
vorsichtig. Statt sofortiger Zölle gibt es eine Prüfung – ein kluger
Schachzug, um Zeit zu gewinnen und internationale Partner nicht sofort
vor den Kopf zu stoßen.
Signal der Unsicherheit
Die
Märkte interpretieren die Verzögerung jedoch als Unsicherheit. Der
fallende Dollar spiegelt das Misstrauen der Anleger wider, ob Trumps
Wirtschaftspolitik tatsächlich die angekündigten Ergebnisse liefern
kann.
Was kommt nach der Prüfung?
Das
Memorandum könnte der Auftakt zu weitreichenden Handelskonflikten sein,
insbesondere mit China. Sollten die Prüfungen die von Trump behaupteten
„unfairen Praktiken“ bestätigen, droht eine Eskalation. Doch auch in den
USA könnten Strafzölle negative Folgen haben, etwa durch höhere
Verbraucherpreise und gestörte Lieferketten.
Prognose: Ein gefährliches Spiel
Trumps
Zögern könnte sich als taktischer Zug erweisen, doch die Gefahr bleibt.
Sollten Strafmaßnahmen folgen, könnten Handelskonflikte eskalieren und
die globale Wirtschaft belasten. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob
Trump seine Strategie überdenkt oder Kurs auf Konfrontation nimmt.
Wer ist Donald Trump?
Donald
Trump, geboren 1946 in New York, ist Unternehmer, Medienpersönlichkeit
und Politiker. Von 2017 bis 2021 war er der 45. Präsident der
Vereinigten Staaten. Nach einer Pause gelang ihm 2024 das Comeback ins
Weiße Haus. Seine Politik ist geprägt von Populismus, Protektionismus
und einer konfrontativen Außenpolitik.
Was ist ein präsidiales Dekret?
Ein
präsidiales Dekret, auch als „Executive Order“ bekannt, ist eine
Anweisung des US-Präsidenten an die Exekutive. Diese Anordnungen haben
gesetzliche Wirkung, dürfen jedoch keine neuen Gesetze schaffen oder
bestehende Gesetze ändern. Dekrete sind ein wichtiges Mittel, um die
Politik des Präsidenten direkt umzusetzen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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