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Opioidkrise

Purdue und Sackler-Familie zahlen 7,4 Milliarden Dollar an US-Staaten

Purdue Pharma, der Hersteller des umstrittenen Schmerzmittels OxyContin, und die Sackler-Familie, die das Unternehmen kontrollierte, haben sich mit 15 US-Bundesstaaten auf eine Vereinbarung geeinigt, die sie verpflichtet, insgesamt 7,4 Milliarden Dollar (rund 7,1 Milliarden Euro) zur Behebung der Schäden im Zusammenhang mit der Opioidkrise zu zahlen. Laut der Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York, Letitia James, sieht die Vereinbarung vor, dass die Sackler-Familie über 15 Jahre hinweg bis zu 6,5 Milliarden Dollar zahlt, während Purdue Pharma weitere 900 Millionen Dollar beisteuert. Die Vereinbarung muss noch von einem Gericht bestätigt werden.

James erklärte, dass die Sackler-Familie „versucht habe, auf Kosten gefährdeter Patienten Gewinne zu erzielen“ und eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Verbreitung der Opioidkrise gespielt habe. Der Deal beendet „die Kontrolle der Sacklers über Purdue und die Möglichkeit, Opioide in den Vereinigten Staaten zu verkaufen“, hieß es in einer offiziellen Erklärung. Das Geld wird über die kommenden 15 Jahre an Gemeinden im ganzen Land verteilt, um Programme zur Behandlung und Prävention von Opioidabhängigkeit zu unterstützen.

Die Opioidkrise in den USA, ausgelöst durch den weit verbreiteten Missbrauch von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln wie OxyContin, hat seit 1999 Hunderttausende von Todesfällen verursacht. Purdue Pharma und die Sackler-Familie stehen im Mittelpunkt zahlreicher Klagen, da ihnen vorgeworfen wird, das süchtig machende Potenzial von OxyContin bewusst verschleiert und massiv für das Medikament geworben zu haben.

Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) berichten, dass zwischen 1999 und 2022 mehr als 700.000 Menschen in den USA an den Folgen von Opioid-Überdosierungen gestorben sind, viele von ihnen durch die Einnahme verschreibungspflichtiger Schmerzmittel. Seit 2018 gibt es jedoch erste Anzeichen einer leichten Abnahme der Todesfälle, die vor allem durch den Missbrauch von Fentanyl verursacht werden.

Auch die Strafverfolgungsbehörden haben in den letzten Jahren einen massiven Anstieg illegaler Fentanyl-Pillen beschlagnahmt. 2023 wurden mehr als 115 Millionen Pillen gefunden – 2300 Mal mehr als im Jahr 2017. Purdue Pharma und die Sackler-Familie sind zudem mit Tausenden von Klagen konfrontiert und meldeten 2019 Insolvenz an. Doch auch andere Unternehmen wie die Medikamenten-Großhändler CVS, Walgreens und Walmart sehen sich strafrechtlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Krise gegenüber.

Die Vereinbarung könnte ein wichtiges Signal für die Aufarbeitung der Opioidkrise sein, doch bleibt abzuwarten, welche weiteren rechtlichen und finanziellen Schritte gegen Purdue und andere Verantwortliche unternommen werden.

OZD / ©AFP



OZD-Kommentar:

Purdue und Sackler zahlen Milliarden – aber ist das genug für die Opfer?

Die Einigung zwischen Purdue Pharma, der Sackler-Familie und den US-Bundesstaaten über eine Zahlung von 7,4 Milliarden Dollar ist ein bedeutender Schritt in der Bewältigung der Opioidkrise. Doch für viele Opfer und Familien, die durch die Sucht und den Missbrauch von OxyContin betroffen sind, könnte dieser Deal zu wenig und zu spät kommen. Die Sackler-Familie, die lange Zeit versucht hat, ihre Verantwortung zu verschleiern, zahlt nun Milliarden – aber wird dies die Wunden der betroffenen Gemeinden heilen können?

Die Frage bleibt, ob diese finanziellen Mittel tatsächlich effektiv eingesetzt werden, um die Krisenregionen zu unterstützen und den Opioidmissbrauch langfristig zu bekämpfen. Angesichts der weiterhin hohen Zahl an Opioidüberdosen und der zunehmenden Verbreitung von Fentanyl bleibt viel zu tun. Die Hoffnung liegt auf weiteren rechtlichen Schritten und einer fortgesetzten Bekämpfung des illegalen Drogenmarktes. Doch diese Einigung könnte als Wendepunkt in der Verantwortung von Pharmaunternehmen und deren Eigentümern gesehen werden – es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Purdue Pharma?
Purdue Pharma ist ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen, das 1892 gegründet wurde und vor allem für die Herstellung des Schmerzmittels OxyContin bekannt ist. Das Unternehmen geriet weltweit in die Kritik, als der Missbrauch von OxyContin eine massive Opioidkrise auslöste, die in den USA zu hunderttausenden Todesfällen führte. Purdue meldete 2019 Insolvenz an und setzte sich mit mehreren US-Bundesstaaten auf eine Einigung wegen seiner Rolle in der Krise.

Wer ist die Sackler-Familie?
Die Sackler-Familie war die Eigentümerin von Purdue Pharma und spielte eine zentrale Rolle bei der Einführung und Vermarktung von OxyContin. Mitglieder der Familie wurden wiederholt beschuldigt, das süchtig machende Potenzial des Medikaments verschleiert und aktiv zur Verbreitung der Opioidkrise beigetragen zu haben. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche rechtliche Auseinandersetzungen um die Sacklers entwickelt.

Was ist die Opioidkrise?
Die Opioidkrise bezeichnet die weit verbreitete Abhängigkeit und den Missbrauch von Opioid-Schmerzmitteln, insbesondere OxyContin, und die daraus resultierenden Überdosierungen und Todesfälle. Seit den 1990er Jahren hat sich die Krise in den USA dramatisch verschärft, wobei jährlich Tausende von Menschen an den Folgen von Opioidüberdosen sterben.


Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP


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