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Tarifverhandlungen bei der Bahn

Schwere Zeiten für die Bahn: EVG fordert Millionen für die Kolleginnen und Kollegen

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) startet mit klaren Forderungen in die anstehenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft verlangt eine Lohnerhöhung von 7,6 Prozent für die rund 190.000 Beschäftigten der Bahn sowie 2,6 Prozent mehr Lohn für Schichtarbeiter. Zusätzlich fordern die Verhandler eine Einmalzahlung von 500 Euro netto für alle Gewerkschaftsmitglieder. „Wir haben gute und realistische Forderungen für unsere Kolleginnen und Kollegen gestellt“, erklärte Cosima Ingenschay, die Ko-Verhandlungsführerin der EVG, am Donnerstag.

Die EVG und die Deutsche Bahn haben sich auf vorgezogene Tarifgespräche geeinigt. Die erste Verhandlungsrunde ist für kommenden Dienstag in Berlin angesetzt. Ingenschay betonte die schwierige wirtschaftliche Lage und die politische Unsicherheit, die die Verhandlungen begleiten: „Es gibt derzeit Forderungen nach einer Zerschlagung der Bahn und weniger Geld für die Schiene“, erklärte sie. Aus diesem Grund wolle man frühzeitig verhandeln, um den Beschäftigten Planungssicherheit zu bieten.

Die Gewerkschafterin stellte jedoch klar, dass der Ausgang der Verhandlungen nun vor allem vom Arbeitgeber abhängt. „Ob wir schnell zu einem Ergebnis kommen, hängt davon ab, ob ein verhandelbares Angebot vorliegt. Falls nicht, sind wir auf alle weiteren Szenarien vorbereitet“, so Ingenschay. In früheren Tarifrunden hatte die EVG mehrfach zu langen Streiks aufgerufen, um ihre Forderungen durchzusetzen.

Im Sommer 2023 erzielte die EVG aufgrund der hohen Inflation einen der höchsten Tarifabschlüsse der Geschichte. In diesem Vertrag war unter anderem eine steuerfreie Einmalzahlung von 2.850 Euro sowie eine Gehaltserhöhung um insgesamt 410 Euro enthalten, was im Schnitt eine Lohnerhöhung von 14,5 Prozent ausmachte. Dieser Tarifvertrag läuft jedoch Ende März 2025 aus.

Für die bevorstehenden Verhandlungen strebt die EVG zudem mehr Flexibilität für Schichtarbeiter an. Angestellte im Schichtdienst sollen künftig die Möglichkeit haben, zugunsten von mehr Freizeit auf einen Teil ihres Lohns zu verzichten. Besonders für Mitarbeiter mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen soll dieses Modell gelten. Die genaue Regelung, wer als Schichtarbeiter gilt, muss jedoch noch mit der Deutschen Bahn geklärt werden. Schätzungen der EVG zufolge müsste etwa die Hälfte der DB-Beschäftigten von diesem Zusatz profitieren.

Angesichts politischer Veränderungen plädiert die EVG auch für eine Beschäftigungsgarantie für alle DB-Beschäftigten bis Ende 2027. Die Deutsche Bahn hat die Forderungen der Gewerkschaft bislang nicht kommentiert, erklärte jedoch, dass sie die Vorschläge „genau prüfen und bewerten“ werde.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Tarifverhandlungen: Was passiert, wenn der Lohn nicht reicht?

Die EVG tritt mit klaren und ambitionierten Forderungen in die anstehenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Ein Lohnplus von 7,6 Prozent sowie zusätzliche Zahlungen für Schichtarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder sind auf den ersten Blick nachvollziehbar, insbesondere angesichts der anhaltend hohen Inflation und der Belastungen durch die aktuelle Wirtschaftslage. Doch die Frage bleibt: Wird die Deutsche Bahn diese Forderungen erfüllen können und wollen?

Die Forderungen sind politisch und wirtschaftlich hoch angesiedelt – und das in einer Zeit, in der die politische Landschaft rund um die Bahn auf den Kopf gestellt wird. Sollte die DB sich weigern, zu einem akzeptablen Angebot zu kommen, könnten Streiks und Eskalationen die Folge sein, die auch die Zukunft der Schiene betreffen könnten.

Eine Prognose: Falls es der Bahn nicht gelingt, schnell ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, könnte die EVG erneut zu umfangreichen Streiks aufrufen, was die ohnehin schon angespannte Situation für Pendler und die Branche insgesamt weiter verschärfen würde. Besonders die Forderung nach einer Beschäftigungsgarantie bis 2027 könnte den Verhandlungsdruck enorm erhöhen.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Cosima Ingenschay?
Cosima Ingenschay ist eine führende Gewerkschafterin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Als Ko-Verhandlungsführerin spielt sie eine zentrale Rolle in den Tarifverhandlungen der EVG mit der Deutschen Bahn und setzt sich intensiv für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechte Entlohnung für die Beschäftigten der Bahn ein.

Was ist die EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft)?
Die EVG ist eine deutsche Gewerkschaft, die die Interessen der Arbeitnehmer im Bereich der Eisenbahnen und Verkehrsinfrastruktur vertritt. Sie hat etwa 190.000 Mitglieder, darunter Eisenbahner, Busfahrer und andere Verkehrsbeschäftigte. Die EVG setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und soziale Sicherheit in der Verkehrsbranche ein.


Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP


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