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Operation Eisenmauer

Israel setzt Militäreinsatz im Westjordanland fort

Wegen des israelischen Militäreinsatzes in der Flüchtlingssiedlung Dschenin im Westjordanland haben laut palästinensischen Angaben hunderte Bewohner ihre Häuser verlassen. Dies geschah, nachdem die israelische Armee laut Berichten mit Lautsprechern, die an Drohnen und Fahrzeugen befestigt waren, zur Evakuierung aufgerufen hatte. Kamal Abu al-Rub, der Gouverneur von Dschenin, bestätigte diese Informationen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Jedoch erklärte die israelische Armee, dass ihr keine Informationen vorlägen, die eine Evakuierungsanordnung bestätigen könnten. Ein Anwohner der Region, Salim Saadi, berichtete jedoch, dass die Bewohner der Flüchtlingssiedlung aufgefordert wurden, das Gebiet bis spätestens 17:00 Uhr (Ortszeit) zu verlassen. Laut Berichten verließen viele Palästinenser bereits am Mittwoch zu Fuß Dschenin. Über ihnen war das Geräusch von Drohnen zu hören, und mehrere Menschen wurden festgenommen.

Die israelische Armee gab bekannt, dass in der Nacht zum Donnerstag zwei militante Palästinenser in einem Haus im nahegelegenen Dorf Burkin getötet wurden. Diese Männer, Mohammed Nassal und Kutaiba Schalabi, hätten Verbindungen zur Miliz des Islamischen Dschihad gehabt und seien unter anderem für einen tödlichen Angriff auf einen israelischen Bus Anfang Januar verantwortlich gewesen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen.

Seit Beginn des Militäreinsatzes am Dienstag wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium mindestens zwölf Palästinenser getötet und mehr als 40 verletzt. Der Großangriff unter dem Namen „Operation Iron Wall“ (Eisenmauer) soll der Terrorbekämpfung dienen. Israel geht davon aus, dass Dschenin ein Zentrum militanten Widerstands darstellt, insbesondere durch die dort aktiven Palästinensermilizen. Der Einsatz soll auch verhindern, dass weitere Angriffe auf Israel verübt werden.

Der Einsatz kommt zu einem besonders heiklen Zeitpunkt, nachdem die Gewalt im Westjordanland aufgrund des anhaltenden Krieges im Gazastreifen wieder angestiegen ist. Dieser war durch den Angriff der radikal-islamischen Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Trotz der Feuerpause im Gaza-Konflikt gab Israel am Donnerstag bekannt, einen Kämpfer des Islamischen Dschihad im Gazastreifen getötet zu haben.

Die politische Lage bleibt angespannt: Die militärische Operation und die Konfrontationen im Westjordanland haben die ohnehin angespannte Stimmung weiter aufgeladen. Zudem lebt Israel seit dem arabisch-israelischen Krieg 1967 mit der Besetzung des Westjordanlands, wo über 490.000 Israelis in völkerrechtlich illegalen Siedlungen leben.

OZD/AFP



OZD-Kommentar:

Israelische Militäroperationen und die Auswirkungen auf den Friedensprozess

Der Einsatz der israelischen Armee in Dschenin ist ein weiterer dramatischer Höhepunkt in der ohnehin explosiven Situation im Westjordanland. Während die Armee die Operation als notwendige Maßnahme zur Terrorbekämpfung darstellt, haben die Zivilisten vor Ort mit den Folgen der Gewalt und der Unsicherheit zu kämpfen. Die Tatsache, dass die israelische Armee eine Evakuierung bestreitet, während Anwohner von Aufforderungen berichten, verdeutlicht das Informationschaos, das in solchen Krisenzeiten entsteht.

Die wiederholte Gewalt in der Region lässt wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Konflikts. Der israelische Militäreinsatz in Dschenin zeigt die Entschlossenheit Israels, gegen die militanten Gruppen vorzugehen – jedoch auf Kosten der Zivilbevölkerung, die immer mehr in den Strudel des Konflikts gerät. Sollte der Einsatz weiterhin auf eine Eskalation hinauslaufen, ist mit weiteren Flüchtlingsbewegungen und möglicherweise noch stärkeren internationalen Reaktionen zu rechnen.

Prognose: Angesichts der fortdauernden Gewalt könnte die Situation im Westjordanland in den kommenden Wochen weiter eskalieren, insbesondere wenn sich die israelischen Militäroperationen intensivieren und die internationale Gemeinschaft zunehmend in den Fokus der Geschehnisse rückt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die militärische und politische Lage entwickeln wird und welche Rolle die neuen US-amerikanischen Regierungsvertreter unter Präsident Donald Trump dabei spielen werden.



Biographien und Erklärungen:

Wer ist Kamal Abu al-Rub?
Kamal Abu al-Rub ist der Gouverneur von Dschenin im Westjordanland. Als führende Figur in der Verwaltung der palästinensischen Gebiete spielt er eine zentrale Rolle bei der Koordination zwischen den palästinensischen Behörden und den internationalen Akteuren, die das Westjordanland betreffen.

Was ist die Israelische Armee (IDF)?
Die Israelische Armee (Israel Defense Forces, IDF) ist das militärische Rückgrat Israels und eine der wichtigsten Institutionen im Land. Sie wurde 1948 gegründet und ist für die Verteidigung Israels sowie für militärische Operationen, sowohl im Inland als auch international, zuständig. Die IDF ist in verschiedene Zweige unterteilt, darunter die Landstreitkräfte, die Luftwaffe und die Marine.


Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP