Kurz vor der geplanten Freilassung von vier weiteren Geiseln hat Israel eine Liste mit den Namen der Betroffenen erhalten. Das teilte das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu am Freitag mit. Zuvor hatte der Hamas-Sprecher Abu Obeida erklärt, es handele sich bei den Freizulassenden um vier israelische Soldatinnen. Israel selbst äußerte sich dazu bislang nicht konkret.
Die geplante Freilassung soll ähnlich wie am vergangenen Sonntag ablaufen, als die ersten drei Geiseln freikamen. Laut Angaben aus Hamas-Kreisen werden die Al-Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, gemeinsam mit weiteren Gruppen die Geiseln dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben.
Am Sonntag wurden die israelischen Frauen Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari freigelassen. Sollten die vier neuen Geiseln wie angekündigt freikommen, verbleiben noch 26 israelische Geiseln, die in der ersten Phase des aktuellen Waffenruhe-Abkommens freigelassen werden können. Insgesamt sieht die erste Phase des Abkommens die Freilassung von 33 israelischen Geiseln und rund 1900 palästinensischen Häftlingen vor.
Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hatte sich im Oktober 2023 durch einen groß angelegten Angriff der Hamas auf Israel massiv verschärft. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1210 Menschen getötet und 251 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Aktuell befinden sich laut israelischen Angaben noch 91 Menschen in der Gewalt der Hamas, 34 von ihnen sind mutmaßlich tot.
Die israelischen Militäreinsätze im Gazastreifen führten zu massiven Opfern auf beiden Seiten. Laut Angaben der Gesundheitsbehörde der Hamas, die jedoch nicht unabhängig überprüft werden können, wurden mehr als 47.280 Menschen getötet. OZD / AFP
Kommentar:
Waffenruhe unter Druck: Hält die fragile Einigung?
Die Freilassung von Geiseln ist zweifellos ein Schritt hin zu einer Deeskalation. Doch wie stabil ist diese Waffenruhe wirklich? Die gegenseitigen Vorwürfe und das hohe Misstrauen zwischen den Konfliktparteien lassen die Vereinbarung auf einem wackeligen Fundament stehen. Israelische Militäreinsätze im Gazastreifen und die Aktionen der Hamas dürften die Spannungen weiter hochhalten. Besonders die Rolle internationaler Vermittler wie Katar und Ägypten wird entscheidend sein, um die fragile Einigung zu stabilisieren.
Die bevorstehende Freilassung weiterer Geiseln könnte ein diplomatischer Erfolg sein, der die Grundlage für weitere Gespräche bietet. Doch eine langfristige Lösung des Konflikts wird nur durch umfassende Verhandlungen erreicht werden können. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Waffenruhe eine solide Grundlage für diese Bemühungen bietet – oder ob sie als kurzlebige Episode in die Geschichte eingeht.
Prognose: Sollte die Waffenruhe halten, könnte die internationale Gemeinschaft verstärkt Druck auf beide Seiten ausüben, um einen nachhaltigen Friedensprozess einzuleiten. Falls nicht, droht eine Eskalation, die die gesamte Region destabilisieren könnte.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Benjamin Netanjahu? Benjamin Netanjahu ist der amtierende Premierminister Israels und eine zentrale Figur in der israelischen Politik. Er ist Mitglied der Likud-Partei und hatte bereits mehrere Amtszeiten als Premierminister inne. Netanjahu gilt als harter Verhandler und setzt in der Sicherheits- und Außenpolitik auf eine starke Verteidigungsstrategie. In der aktuellen Krise tritt er als einer der Hauptakteure im Umgang mit der Hamas und den Geiselverhandlungen auf.
Wer ist Abu Obeida? Abu Obeida ist der Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Arm der Hamas. Er agiert häufig als Sprachrohr für die militärischen Aktionen der Organisation und gibt Erklärungen zu deren Operationen und Verhandlungen ab.
Was ist die Hamas? Die Hamas ist eine palästinensische islamistische Organisation, die sowohl politisch als auch militärisch aktiv ist. Sie wurde 1987 gegründet und kontrolliert seit 2007 den Gazastreifen. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als terroristische Organisation eingestuft. Ihre Ziele umfassen den Widerstand gegen die israelische Besatzung und die Gründung eines islamischen Staates in Palästina.
Was ist das IKRK? Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine unabhängige Organisation mit Sitz in Genf. Es setzt sich weltweit für den Schutz von Opfern bewaffneter Konflikte ein und unterstützt humanitäre Hilfsmaßnahmen. Im aktuellen Konflikt spielt das IKRK eine wichtige Rolle bei der Organisation und Umsetzung von Geiselfreilassungen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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