Mit nur einer Stimme Vorsprung hat der US-Senat Pete Hegseth als neuen Verteidigungsminister bestätigt. Der 44-Jährige, einer der umstrittensten Kandidaten von Präsident Donald Trump, übernimmt die Leitung des Pentagons und wird Chef von rund 2,9 Millionen Soldaten und Zivilbeschäftigten. Nachdem alle Demokraten und drei republikanische Senatorinnen und Senatoren gegen ihn stimmten, entschied Vizepräsident JD Vance das Patt im Senat zugunsten Hegseths.
Besonders überraschend war die Gegenstimme des langjährigen Republikaner-Führers Mitch McConnell. Neben ihm lehnten auch Lisa Murkowski (Alaska) und Susan Collins (Maine) die Nominierung ab. Die Kritik an Hegseth ist laut und vielschichtig: Ihm wird nicht nur mangelnde Erfahrung in der Leitung großer Organisationen vorgeworfen, sondern auch persönliches Fehlverhalten. Unter anderem werden ihm Alkoholmissbrauch und bedrohliches Verhalten gegenüber seiner zweiten Ehefrau sowie Vorwürfe sexueller Gewalt zur Last gelegt.
In seiner Anhörung bezeichnete Hegseth die Vorwürfe als „koordinierte Verleumdungskampagne“. Er versprach, im Falle seiner Ernennung dem Alkohol zu entsagen, und verteidigte seinen Führungsstil. Seine Befürworter sehen in ihm einen engagierten Offizier mit Erfahrung aus Afghanistan und dem Irak, während Kritiker vor einer Spaltung innerhalb des Militärs warnen.
Hegseth plant, eine „Kriegerkultur“ ins Pentagon zurückzubringen. Gleichzeitig steht er weiterhin zu seiner Ablehnung von Diversitäts- und Inklusionsprogrammen in der Armee, die er als spaltend bezeichnete. „Frauen werden Zugang zu Kampfeinsätzen haben, vorausgesetzt, die Standards bleiben hoch“, relativierte er frühere Aussagen, in denen er den Einsatz von Frauen an der Front ablehnte.
Präsident Trump verteidigte seinen Kandidaten erneut und betonte: „Pete ist ein sehr, sehr guter Mann.“ Die Entscheidung ist ein politischer Sieg für den seit Montag amtierenden Präsidenten, jedoch ein hoch umstrittener. Neben Hegseth stehen weitere umstrittene Nominierungen Trumps bevor, darunter Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister und Tulsi Gabbard als Geheimdienstkoordinatorin.
Mit Hegseths Bestätigung könnte sich die Ausrichtung des Pentagons erheblich verändern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob er den hohen Anforderungen des Amtes gewachsen ist – oder ob die Spannungen innerhalb und außerhalb der Armee zunehmen.
OZD / AFP
Bitte empfehlen Sie uns weiter! Wir brauchen Dich! Wir für Deutschland! Vielen Dank!
Kommentar: Hegseth im Pentagon – Ein Risiko für die Einheit der US-Armee?
Die knappe Bestätigung Pete Hegseths als Verteidigungsminister zeigt die politische und gesellschaftliche Spaltung der Vereinigten Staaten. Hegseth, ein Kandidat, der sowohl durch seine radikalen Positionen als auch durch persönliche Skandale polarisiert, ist kaum geeignet, das mächtigste Militär der Welt zu führen.
Sein Plan, eine „Kriegerkultur“ ins Pentagon zurückzubringen, könnte zwar die Effizienz einiger Bereiche fördern, gleichzeitig aber wichtige Fortschritte in Sachen Diversität und Inklusion gefährden. Gerade in einer zunehmend komplexen Welt, in der multinationale Einsätze und kulturelle Sensibilität entscheidend sind, wirken seine Positionen wie ein Rückschritt. Die Ablehnung von Diversitätsprogrammen könnte die Einheit der Truppen schwächen und das Vertrauen vieler Soldatinnen und Soldaten in die Führung erschüttern.
Prognose: Hegseth wird das Pentagon in eine umstrittene und möglicherweise instabile Ära führen. Sollten seine Entscheidungen zu internen Spannungen oder internationalen Konflikten führen, könnte die Kritik an ihm und an Trump erheblich wachsen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie belastbar das amerikanische Militär unter dieser Führung ist.
Biographien und Erklärungen:Wer ist Pete Hegseth?
Pete Hegseth ist ein ehemaliger Offizier der Nationalgarde, konservativer Kommentator und ehemaliger Moderator des rechtsgerichteten TV-Senders Fox News. Geboren 1980, diente er im Irak und in Afghanistan. Kritiker werfen ihm mangelnde Führungsqualitäten und persönliche Verfehlungen vor. Seine Ernennung zum Verteidigungsminister durch Donald Trump spaltet die Politik und das Militär.
Was ist das Pentagon?
Das Pentagon ist das Hauptquartier des US-Verteidigungsministeriums und symbolisiert die militärische Macht der Vereinigten Staaten. Mit rund 2,9 Millionen Soldaten und Zivilbeschäftigten verwaltet das Pentagon das größte Militärbudget der Welt und ist verantwortlich für die strategische, operative und taktische Leitung der Streitkräfte.
Was bedeutet eine 50:50-Abstimmung im US-Senat?
Bei einer 50:50-Abstimmung im Senat gibt die Stimme des Vizepräsidenten den Ausschlag. Als Vorsitzender des Senats kann der Vizepräsident in solchen Fällen entscheiden. Im Fall von Pete Hegseth nutzte JD Vance, der amtierende Vizepräsident, seine Stimme, um die Nominierung durchzusetzen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP