Israel erwartet in dieser Woche die Freilassung von sechs weiteren Geiseln, die durch Verhandlungen mit der Hamas in die erste Phase des Abkommens aufgenommen wurden. Drei Geiseln sollen bereits am Donnerstag und weitere drei am Samstag freikommen. Gleichzeitig wird Israel vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den bislang blockierten Nord-Gazastreifen ermöglichen. Diese Maßnahme wurde nach intensiven Gesprächen mit der Hamas beschlossen, die Israel eine Liste mit dem Status der Geiseln übergab.
Laut dem Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu wird Israel ab Montagmorgen den Bewohnern des Gazastreifens gestatten, über den zuvor von Israel blockierten Netzarim-Korridor in den Norden des Streifens zurückzukehren. Armeesprecher Avichay Adraee bestätigte, dass Rückkehrer ab 06:00 Uhr MEZ zu Fuß und ab 08:00 Uhr MEZ mit dem Auto in den Norden gelangen dürften.
Diese Entwicklung ist jedoch nicht ohne Kontroversen. Israel hatte zuvor die Freilassung der Zivilistin Arbel Yehud als Bedingung für die Rückkehr der Palästinenser ins Gazafeld gesetzt. Yehud, deren familiäre Bindung zu Deutschland Medienberichten zufolge bekannt ist, soll vor dem nächsten Austausch freikommen. Derweil wirft Israel der Hamas vor, gegen das Abkommen zur Freilassung von Zivilisten verstoßen zu haben, nachdem am Samstag vier Soldatinnen freigelassen wurden.
Die Hamas reagierte auf die Blockade der Rückkehrer, indem sie Israel einen Verstoß gegen das Abkommen vorwarf. Nach ihrer Darstellung habe sie die Vermittler informiert, dass Yehud am Leben sei und alle Garantien zur Freilassung abgegeben habe.
Parallel zu diesen Entwicklungen gibt es weiterhin die Freilassungen von palästinensischen Häftlingen und verstärkte Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Bis zum Ende der ersten Phase des Abkommens sollen insgesamt 26 Geiseln freikommen und etwa 1900 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden.
Derweil sorgt der Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zur „Räumung“ des Gazastreifens für internationale Empörung. Trump hatte das Gebiet als „Abrissgebiet“ bezeichnet und vorgeschlagen, es zugunsten eines Friedensprozesses zu räumen. Diese Aussagen stießen auf heftige Kritik, insbesondere von palästinensischen und arabischen Staaten.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte Trumps Vorschlag und erklärte, dass das palästinensische Volk niemals sein Land oder seine heiligen Stätten aufgeben werde. Auch Jordanien und Ägypten lehnten Trumps Idee einer Vertreibung entschieden ab. Der jordanische Außenminister Aiman Safadi erklärte, dass Palästina für die Palästinenser und nicht für andere Nationen bestimmt sei, und betonte, dass dies eine nicht verhandelbare Haltung sei.
Zusätzlich warnte die Arabische Liga vor Versuchen, das palästinensische Volk zu vertreiben, und bezeichnete solche Maßnahmen als ethnische Säuberung. Der Gazastreifen ist seit dem Beginn des Konflikts im Oktober 2023 schwer beschädigt, und große Teile der Infrastruktur sind zerstört oder außer Betrieb. Mehr als 2,4 Millionen Menschen leben dort, viele von ihnen sind durch den andauernden Krieg mehrfach vertrieben worden.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
„Geiseln, Vertreibungen und Trump’s gefährlicher Plan: Wie weit darf die Politik gehen?“
Die Entwicklungen im Gazastreifen werfen viele Fragen auf, vor allem in Bezug auf den Umgang mit den Geiseln und der Rückkehr der Palästinenser in den Norden des Gebiets. Während die Geisel-Freilassungen als ein positives Signal gesehen werden können, bleibt die Frage, wie weit diese Maßnahmen zu einem dauerhaften Frieden führen können. Besonders problematisch bleibt die Frage, inwieweit die internationale Gemeinschaft Trumps Vorschläge zur Umsiedlung der Palästinenser im Gazastreifen unterstützen sollte. Diese Ideen sind nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich. Die politischen Spannungen in der Region könnten durch solche Vorstöße weiter angeheizt werden, ohne eine langfristige Lösung für den Konflikt zu bieten.
Die internationale Reaktion auf Trumps Vorstoß zeigt die Grenzen einer solchen Politik auf. Während sich die USA zunehmend isoliert sehen, ist es wahrscheinlich, dass europäische und arabische Länder in den kommenden Wochen versuchen werden, ihre Haltung zu diesem Thema klarzustellen und sich von solchen politischen Entwürfen zu distanzieren.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist der Premierminister Israels und eine der zentralen Figuren in der israelischen Politik. Er ist Mitglied der konservativen Likud-Partei und hat Israel in mehreren Amtszeiten geführt. Netanjahu ist bekannt für seine harte Haltung gegenüber der Hamas und für seine Politik der Sicherheit und Verteidigung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der israelischen Regierung.
Was ist die Hamas?
Die Hamas ist eine islamistische Organisation, die den Gazastreifen kontrolliert und von vielen Ländern, darunter Israel, den USA und der EU, als terroristische Gruppe eingestuft wird. Die Hamas verfolgt das Ziel, Israel zu zerstören und einen islamischen Staat in Palästina zu etablieren. Weitere Informationen auf der Wikipedia-Seite der Hamas.
Was ist der Gazastreifen?
Der Gazastreifen ist ein schmaler Küstenstreifen im Nahen Osten, der zwischen Israel und Ägypten liegt. Er ist von etwa 2 Millionen Palästinensern bewohnt und wird seit 2007 von der Hamas kontrolliert. Der Gazastreifen hat eine schwierige politische und wirtschaftliche Lage, insbesondere aufgrund des anhaltenden Konflikts mit Israel. Weitere Informationen finden Sie auf der Wikipedia-Seite des Gazastreifens.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP
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