Die Deutsche Bahn (DB) geht mit einem ersten Angebot in die Tarifverhandlungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Bahn-Personalvorstand Martin Seiler erklärte am Dienstag in Frankfurt am Main, dass er „ein klares Signal für eine zügige Lösung“ setzen wolle. Dies sei besonders wichtig, da die Mitarbeiter „wirklich einen tollen Job“ machen und die Bahn in einer schwierigen Phase der Sanierung stehe. Details zum Angebot nannte Seiler jedoch nicht.
Die EVG, die rund 192.000 Beschäftigte der Bahn vertritt, fordert eine Lohnerhöhung von 7,6 Prozent sowie einen Zuschlag für Schichtarbeitende. Besonders das Thema Schichtarbeit ist für viele Mitarbeiter ein zentraler Punkt der Forderungen, da sie mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten und zusätzlichen Belastungen konfrontiert sind.
Seiler betonte, dass es für die Bahn eine hohe Priorität habe, „zügig zu einem Ergebnis zu kommen“, da die Planungssicherheit für das Unternehmen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage besonders wichtig sei. Dabei sei man sich bewusst, dass die Mitarbeiter eine angemessene Anerkennung für ihre Arbeit verdient hätten.
Die Tarifverhandlungen wurden aufgrund der anstehenden Bundestagswahlen im Februar vorgezogen, da politisch brisante Themen wie die mögliche Zerschlagung der Bahn und eine Kürzung der Mittel für den Schienenverkehr diskutiert werden. Cosima Ingenschay, Ko-Verhandlungsführerin der EVG, verwies auf die politische Lage und die Bedeutung der Tarifgespräche für die Beschäftigten.
Die zweite Verhandlungsrunde ist für kommenden Dienstag in Berlin angesetzt. Streiks sind aktuell noch nicht zu erwarten, da die Friedenspflicht erst Ende März endet. Beide Parteien streben an, die Gespräche bis dahin abzuschließen.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
Die Bahn im Spannungsfeld von Tarifforderungen und politischem Druck
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der EVG stehen unter einem enormen Spannungsbogen. Einerseits fordert die Gewerkschaft eine spürbare Lohnerhöhung und zusätzliche Zuschläge für Schichtarbeit, andererseits muss die Bahn in einer Phase der Sanierung wirtschaftlich konsolidiert bleiben. Das Angebot von Martin Seiler ist ein Versuch, beide Seiten zu besänftigen – jedoch bleibt abzuwarten, ob die Forderungen der EVG vollständig erfüllt werden können, ohne dass dies zu massiven Einschnitten in den Betrieb führt.
Die politische Dimension ist nicht zu unterschätzen: Wenn die Union in naher Zukunft mehr Einfluss auf die Bahnpolitik nimmt, könnte dies die Verhandlungen und die Finanzierung des Schienenverkehrs stark beeinflussen. Die nächste Verhandlungsrunde wird zeigen, wie kompromissbereit beide Seiten wirklich sind. Streiks bleiben vorerst aus, doch eine Einigung vor Ablauf der Friedenspflicht wird immer wahrscheinlicher.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Martin Seiler?
Martin Seiler ist der Personalvorstand der Deutschen Bahn AG. Seit 2019 leitet er die Personalabteilung des Unternehmens und ist für alle Personalthemen sowie die Arbeitsbeziehungen innerhalb der Bahn verantwortlich. Seiler ist ein erfahrener Manager mit langjähriger Erfahrung in der Wirtschaft und hat in verschiedenen Führungspositionen in der Deutschen Bahn gearbeitet. Er setzt sich für eine gerechte Entlohnung der Mitarbeiter ein, ohne die wirtschaftliche Stabilität der Bahn zu gefährden.
Wer ist Cosima Ingenschay?
Cosima Ingenschay ist Ko-Verhandlungsführerin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). In ihrer Rolle vertritt sie die Interessen von rund 192.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn und anderer Verkehrsunternehmen. Ingenschay ist eine erfahrene Gewerkschafterin und hat in der Vergangenheit erfolgreich Tarifverhandlungen geführt. Sie tritt für eine faire Entlohnung und gute Arbeitsbedingungen in der Verkehrsinfrastrukturbranche ein und sieht die politische Lage als maßgeblichen Einfluss auf die Verhandlungen.
Was ist die EVG?
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist eine deutsche Gewerkschaft, die sich auf die Belange der Beschäftigten im Schienenverkehr und verwandten Bereichen konzentriert. Sie vertritt etwa 200.000 Mitglieder, darunter Zugpersonal, Lokführer, aber auch Mitarbeiter in anderen Bereichen des Verkehrs. Die EVG setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für tarifliche Regelungen ein, die den Interessen ihrer Mitglieder gerecht werden. Sie ist eine der größten Gewerkschaften im Verkehrssektor und spielt eine zentrale Rolle in den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn.
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