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Stefan Raab soll jetzt 'den toten Gaul reiten'

Nach fast 30 Jahren übernimmt der SWR die Federführung beim Eurovision Song Contest. Der Wechsel folgt auf jahrelange Kritik ...

Nach fast 30 Jahren gibt es einen Wechsel der Zuständigkeiten beim Eurovision Song Contest (ESC) in der ARD: Ab dem kommenden Jahr wird der Südwestrundfunk (SWR) anstelle des Norddeutschen Rundfunks (NDR) die Federführung übernehmen. Der SWR erklärte am Montag in Baden-Baden, dass die Entscheidung im Zuge der ARD-Reform getroffen wurde, bei der Kräfte gebündelt werden sollen. Zuvor war es immer wieder zu Kritik am NDR gekommen, vor allem wegen der häufig erfolglosen Auftritte deutscher ESC-Teilnehmer.

Die Änderung tritt in Kraft, wenn im Mai 2024 das ESC-Finale in Basel stattfindet. Der deutsche Vorentscheid, der nach jahrelanger Pause wieder von Entertainer Stefan Raab organisiert wird, beginnt bereits im Februar. In einer Show am 1. März soll das Publikum entscheiden, wer Deutschland beim ESC vertreten wird. Um einen nahtlosen Übergang zu garantieren, wird der SWR bereits dieses Jahr beim ESC mitwirken und sich auf die Planung für die Zukunft vorbereiten.

Für den NDR gibt es jedoch eine „Hintertür“: Sollte Deutschland das ESC-Finale 2024 gewinnen, würde der NDR im Jahr 2026 das internationale Finale organisieren. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl erklärte, dass der Gewinn des Wettbewerbs in diesem Jahr das Ziel sei, insbesondere durch die Partnerschaft mit Stefan Raab, der bereits beim letzten deutschen Sieg 2010 mit Lena Meyer-Landrut erfolgreich war.

Strobl äußerte sich auch zur Veränderung der Zuständigkeiten: „Ich danke dem SWR, dass er bereit ist, den ESC erfolgreich in die Zukunft zu führen. Der ESC ist das größte Show-Event der ARD – ein Symbol für ein weltoffenes Europa.“ Sie betonte, dass der NDR die Marke des ESC mit großem Einsatz über viele Jahre entwickelt habe.

Der NDR hatte 1996 die Verantwortung für den ESC übernommen, als Deutschland das erste und einzige Mal am Einzug ins Finale scheiterte. Seitdem war Deutschland regelmäßig für das ESC-Finale gesetzt, aufgrund der Mitgliedschaft der fünf größten finanziellen Beitragszahler des Wettbewerbs.

SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler erklärte, dass der Sender alles tun werde, damit der ESC auch weiterhin „spannend, bunt, lebendig, gesprächswerdig und überraschend“ bleibe. Dabei wolle der SWR ohne zusätzliche Mittel auskommen, indem er intern umschichte und mit anderen ARD-Häusern kooperiere.

NDR-Programmdirektor Frank Beckmann zeigte sich stolz auf die lange Betreuung des ESC und betonte, dass der Wettbewerb immer auch „ein bisschen unkalkulierbar“ bleibe. Er unterstützte das Ziel, gemeinsam mit Raab den ESC zu gewinnen.

Die Entscheidung für den Wechsel war nicht ganz überraschend, da es in den letzten Jahren immer wieder Spekulationen über eine Neuausrichtung gegeben hatte. Insbesondere die wiederholte Kritik an den Ergebnissen deutscher Teilnehmer trug zu dieser Veränderung bei. Seit 2015 belegte Deutschland fast jedes Jahr die letzten oder vorletzten Plätze – mit Ausnahme des vierten Platzes von Michael Schulte im Jahr 2018 und des zwölften Platzes von Isaak im letzten Jahr.

In diesem Jahr wird der deutsche Vorentscheid nach langer Pause wieder von Stefan Raab verantwortet, der auch die Shows zusammen mit RTL gestalten wird. Nach vier Shows soll der deutsche Teilnehmer am 1. März feststehen. Das ESC-Finale wird am 17. Mai 2024 ausgetragen.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

ESC-Wechsel: Ein frischer Wind für Deutschland, aber auch eine riskante Wette

Der Wechsel der Federführung für den Eurovision Song Contest von NDR zu SWR ist ein mutiger Schritt, der die deutschen ESC-Strategien grundlegend verändern könnte. Nach jahrelanger Kritik an den deutschen Platzierungen und dem wiederholten Fehlen eines ernsthaften Erfolgs ist der Zeitpunkt für diesen Wandel gekommen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie der SWR die Marke ESC neu gestalten wird. Die Erwartungen sind hoch, und die Herausforderung, den Wettbewerb sowohl für das heimische Publikum als auch international spannend zu halten, bleibt bestehen.

In den kommenden Wochen wird entscheidend sein, ob Stefan Raab und der SWR es schaffen, das ESC-Konzept wirklich zu revitalisieren und Deutschland mit einem starken, konkurrenzfähigen Beitrag zu präsentieren. Ein Sieg würde nicht nur den Druck auf den NDR mildern, sondern auch das Vertrauen in die deutsche ESC-Teilnahme langfristig wiederherstellen.


Biographien und Erklärungen:

Wer ist Stefan Raab?

Stefan Raab ist ein deutscher Entertainer, Moderator, Produzent und Musiker. Bekannt wurde er vor allem durch seine langjährige Tätigkeit im deutschen Fernsehen, insbesondere bei der Show „TV total“. Raab war auch maßgeblich an der Auswahl der deutschen ESC-Teilnehmer beteiligt und gewann 2010 mit Lena Meyer-Landrut den Wettbewerb. Nach einer längeren Pause kehrt Raab nun zurück und übernimmt die Verantwortung für den deutschen Vorentscheid zum ESC 2024.

Was ist der Eurovision Song Contest (ESC)?

Der Eurovision Song Contest ist ein internationaler Musikwettbewerb, der seit 1956 jährlich von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) veranstaltet wird. Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern singen ein Lied, und die Zuschauer stimmen ab. Der Wettbewerb hat nicht nur musikalische Bedeutung, sondern wird auch als wichtiges politisches und kulturelles Ereignis wahrgenommen. Deutschland nimmt seit 1956 am ESC teil und hat zweimal gewonnen: 1982 mit Nicole und 2010 mit Lena.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Titelbild: AFP