Die symbolische Weltuntergangsuhr, ein Warninstrument des Magazins "Bulletin of the Atomic Scientists", zeigt so wenig Zeit bis Mitternacht wie nie zuvor: 89 Sekunden. Mit diesem neuen Rekord rücken die Wissenschaftler näher an die Warnung vor einer globalen Katastrophe heran als jemals zuvor in der 78-jährigen Geschichte der Uhr.
Die Entscheidung, den Sekundenzeiger voranzustellen, sei ein "Alarmruf", erklärte das "Bulletin" am Dienstag. Atomwaffen, Klimawandel, Künstliche Intelligenz und geopolitische Konflikte, wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, würden die Menschheit an den Rand des Abgrunds führen. Die Hauptverantwortung für einen Richtungswechsel trügen dabei die großen Weltmächte: USA, China und Russland.
Ein historisches Symbol der Warnung
Seit
ihrer Einführung im Jahr 1947 symbolisiert die Doomsday Clock das
Risiko für globale Katastrophen. Anfangs stand die Uhr auf sieben
Minuten vor Mitternacht, nach dem Ende des Kalten Krieges war sie mit
23.43 Uhr am weitesten von der Katastrophe entfernt. Nun jedoch, so der
Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, sei die Uhr "näher an der
Katastrophe als je zuvor".
Santos, der als Vorsitzender der von Nelson Mandela gegründeten Gruppe The Elders spricht, verurteilte insbesondere die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auszutreten. Gleichzeitig begrüßte Santos Trumps Bemühungen, diplomatische Lösungen mit Russland und China zu suchen.
Ein beispielloses Risiko
Die
Forscher bezeichneten den neuen Kurs der Welt als "eine Form des
Wahnsinns". Die Bedrohung durch Nuklearwaffen steige, während die
Klimakrise unkontrolliert fortschreite. Hinzu kämen die Risiken durch
Künstliche Intelligenz, unkontrollierbare Infektionskrankheiten und die
eskalierenden geopolitischen Konflikte.
Vor einem Jahr stand die Uhr noch bei 90 Sekunden vor Mitternacht – bereits damals ein Rekord. Die Entscheidung, sie weiter vorzustellen, zeigt, wie ernst die Wissenschaftler die aktuelle Lage nehmen. Eine Rückkehr zu globalem Frieden und Stabilität sei notwendig, betonten die Forscher, um die Zeiger wieder zurückzustellen.
OZD / ©AFP
Kommentar:
89 Sekunden: Ein Signal, das niemand ignorieren darf
Die neue Stellung der Weltuntergangsuhr ist ein Symbol dafür, wie gefährlich die aktuelle Weltlage ist. Mit jedem Konflikt, jeder Verschärfung geopolitischer Spannungen und jedem Versäumnis im Klimaschutz nähern wir uns einer Schwelle, die nicht überschritten werden darf.
Besonders die Entscheidungen der Großmächte USA, China und Russland stehen im Fokus. Sie haben nicht nur die Macht, die Welt zu destabilisieren, sondern auch die Pflicht, sie zu schützen. Doch anstatt Lösungen zu schaffen, wird oft durch Eigeninteresse und Machtpolitik das Gegenteil bewirkt.
Die Symbolik der Uhr zeigt auch: Es gibt noch Zeit – wenn auch sehr wenig. Mit vereinten internationalen Anstrengungen könnten die Zeiger wieder zurückgestellt werden. Doch dafür braucht es mehr als bloße Lippenbekenntnisse. Konkrete Maßnahmen im Klimaschutz, der Abrüstung und der Förderung von Frieden sind unverzichtbar.
Prognose: Ohne einen grundlegenden Wandel in der internationalen Politik werden die Zeiger weiter vorrücken. Die Welt kann sich nicht länger erlauben, Warnungen wie die der Weltuntergangsuhr zu ignorieren.
Hinweis:
Wer ist Juan Manuel Santos?
Juan Manuel Santos, geboren 1951 in Bogotá, ist ein kolumbianischer Politiker und Friedensnobelpreisträger. Als Präsident von 2010 bis 2018 führte er Verhandlungen mit der FARC-Guerilla und erreichte ein historisches Friedensabkommen, das ihm den Nobelpreis einbrachte. Seitdem engagiert sich Santos international für Frieden und Konfliktlösungen, unter anderem als Vorsitzender von The Elders, einer Gruppe führender Staatsmänner und -frauen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen.
Was ist die "Weltuntergangsuhr"?
Die Doomsday Clock wurde 1947 von Wissenschaftlern des "Bulletin of the Atomic Scientists" eingeführt, um die Nähe der Menschheit zu einer globalen Katastrophe darzustellen. Die Position der Zeiger wird jährlich von einem Gremium aus Wissenschaftlern und Experten neu bewertet. Die Uhr dient als Mahnmal für Risiken wie Atomwaffen, Klimakrise, Pandemien und technologische Gefahren.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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