Washington – Die Senatsanhörung von Robert F. Kennedy Jr., dem von Donald Trump nominierten Kandidaten für das Amt des Gesundheitsministers, verlief kontrovers. Kennedy wies die Bezeichnung als Impfgegner zurück: „Ich bin nicht gegen Impfungen“, sagte er am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Senats. Impfungen seien ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Zudem seien seine Kinder geimpft.
Diese Aussagen stehen im Widerspruch zu seinen früheren Äußerungen. Kennedy hatte wiederholt vor angeblichen Gesundheitsrisiken durch Impfstoffe gewarnt und dabei Verschwörungstheorien verbreitet – etwa eine angebliche Verbindung zwischen Impfungen und Autismus. Kritiker werfen ihm vor, durch seine Behauptungen das Vertrauen in die öffentliche Gesundheitsversorgung massiv beschädigt zu haben.
Die Anhörung wurde von hitzigen Debatten begleitet. Der demokratische Senator Ron Wyden attackierte Kennedy scharf: „Sie haben es zu Ihrem Lebenswerk gemacht, Zweifel zu säen und Eltern davon abzuhalten, ihre Kinder impfen zu lassen.“ Auch andere demokratische Abgeordnete warfen Kennedy vor, eine Schlüsselrolle in der Verbreitung von Fehlinformationen über Impfstoffe gespielt zu haben.
Politische Brisanz: Senatsmehrheit auf der Kippe?
Kennedy ist einer der umstrittensten Ministerkandidaten Trumps. Der 71-Jährige, ein Neffe des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, wechselte erst vor wenigen Monaten ins Lager der Republikaner. Nachdem er zunächst als unabhängiger Präsidentschaftskandidat antrat, schloss er sich später Trump an. Seine Kandidatur ist auch ein strategisches Signal: Trump will mit Kennedy Wähler aus dem moderaten und impfskeptischen Lager für sich gewinnen.
Die Entscheidung über Kennedys Ernennung liegt nun beim Senat. Die Republikaner haben dort nur eine knappe Mehrheit, und bereits wenige abweichende Stimmen könnten die Nominierung scheitern lassen. Sollte Kennedy durchfallen, wäre das ein schwerer Rückschlag für Trumps Kabinettspläne.
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OZD-Kommentar:RFK Jr.: Minister oder Märchenerzähler?
Die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister ist mehr als nur eine Personalentscheidung – sie ist ein Lackmustest für die Glaubwürdigkeit der US-Gesundheitspolitik. Kann ein Mann, der jahrzehntelang Fehlinformationen über Impfungen verbreitet hat, plötzlich als oberster Hüter der öffentlichen Gesundheit auftreten?
Sein Bekenntnis zur Impfmedizin wirkt angesichts seiner Vergangenheit fragwürdig. Vielmehr steht die Frage im Raum, ob Kennedy seine Rhetorik nur anpasst, um seine Senatsbestätigung zu sichern. Sollte er das Amt tatsächlich übernehmen, drohen neue Konflikte – insbesondere im Bereich der Impfpolitik und der wissenschaftlichen Standards im Gesundheitsministerium.
Für Trump könnte sich die Kennedy-Wahl als riskantes Manöver erweisen: Sollte der Kandidat scheitern, wäre das nicht nur eine Niederlage für seine Regierung, sondern auch ein Beleg dafür, dass sein Einfluss auf den Senat Grenzen hat. Bleibt Kennedy hingegen im Amt, könnte er die Impfdebatte weiter polarisieren – mit unvorhersehbaren Folgen für das Vertrauen in die öffentliche Gesundheitsversorgung.
Erklärungen & Hintergründe:
Wer ist Robert F. Kennedy Jr.?
Robert F. Kennedy Jr. ist der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn des 1968 ermordeten Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy. Der Umweltanwalt und Aktivist war lange ein prominenter Kritiker von Impfungen und trat 2024 zunächst als unabhängiger Präsidentschaftskandidat an, bevor er sich dem Lager von Donald Trump anschloss.
Warum ist Kennedy so umstritten?
Kennedy hat in der Vergangenheit wiederholt unbelegte Theorien über Impfungen verbreitet. Er behauptete unter anderem, dass Impfstoffe Autismus verursachen könnten – eine These, die von Wissenschaftlern weltweit als widerlegt angesehen wird.
Wie stehen die Chancen für seine Bestätigung?
Die Republikaner haben im Senat eine knappe Mehrheit, doch einige Senatoren könnten sich gegen Kennedy stellen. Sollten ihn mehrere Parteikollegen ablehnen, könnte seine Nominierung scheitern.
Welche Auswirkungen hätte eine Ablehnung?
Ein Nein des Senats wäre ein schwerer Rückschlag für Trump, der Kennedy als Symbolfigur für seine impfskeptische Wählerschaft aufgebaut hat. Gleichzeitig könnte es den Weg für einen gemäßigteren Kandidaten im Gesundheitsministerium ebnen.
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