Washington – Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Mittwoch ihren Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,5 Prozent belassen. Dies ist die erste geldpolitische Entscheidung der Fed seit dem erneuten Amtsantritt von Präsident Donald Trump – und ein klares Signal der Unabhängigkeit der Zentralbank.
Trump hatte die Notenbank zuletzt massiv unter Druck gesetzt und öffentlich eine "unverzügliche" Zinssenkung gefordert. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos kritisierte er die Fed scharf und warf ihr vor, mit einer zu restriktiven Geldpolitik das Wirtschaftswachstum zu bremsen.
Doch die Fed bleibt bei ihrem Kurs: Zwar sei die Arbeitslosenquote stabil niedrig, doch die Inflation habe sich in den vergangenen Monaten wieder leicht erhöht. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erlauben derzeit keine weitere Zinssenkung“, erklärte der geldpolitische Ausschuss der Fed in seinem Statement.
Kampf um die Geldpolitik: Trump vs. Fed
Die Entscheidung der Fed dürfte Trump verärgern, denn Zinssenkungen könnten seinen wirtschaftspolitischen Kurs stützen. Günstigere Kredite würden Unternehmen entlasten, die Börsenkurse treiben und das Wachstum ankurbeln – Faktoren, die für seine Wiederwahlkampagne 2028 entscheidend sein könnten.
Allerdings verfolgt die Fed eine langfristige Strategie: Die letzten Zinssenkungen im September und Dezember 2024 waren eine Reaktion auf die gesunkene Inflation. Doch die jüngsten Zahlen zeigen wieder einen Anstieg – ein klares Warnsignal für die Zentralbank, die den Kampf gegen die Inflation als vorrangig ansieht.
Wie geht es weiter?
Die Fed betont, dass sie die weitere Entwicklung genau beobachten werde. „Sollte sich die Inflation stabilisieren und das Wachstum anhalten, könnten weitere Zinssenkungen möglich sein“, heißt es in der Mitteilung. Doch ob das schnell genug für Trump ist, bleibt fraglich.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob sich die Fed ihrem Kurs treu bleibt – oder ob der politische Druck aus dem Weißen Haus zunimmt.
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OZD-Kommentar:Unabhängige Notenbank? Trump testet die Grenzen
Die US-Notenbank hält am Prinzip der Unabhängigkeit fest – ein Grundpfeiler der modernen Finanzpolitik. Doch die Spannungen mit Präsident Trump sind unübersehbar.
Sein offener Druck auf die Fed ist ungewöhnlich, aber nicht neu: Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Ex-Fed-Chef Jerome Powell attackiert und Zinssenkungen gefordert. Nun wiederholt sich das Spiel – doch diesmal mit unklarerem Ausgang.
Wird die Fed standhaft bleiben, oder wird Trump Wege finden, seinen Einfluss auszubauen? Sollte die Inflation weiter steigen, könnte sich die Debatte um die Zinsentwicklung sogar noch verschärfen. Denn Trump braucht eine boomende Wirtschaft für seine politische Agenda – und für seine Wiederwahl.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Notenbank ihre Unabhängigkeit bewahren kann. Ein ständiger Kampf zwischen Geldpolitik und Präsidentenmacht scheint programmiert.
Erklärungen & Hintergründe:
Was ist der Leitzins?
Der Leitzins bestimmt, zu welchen Konditionen sich Banken Geld leihen können. Er beeinflusst Kreditzinsen für Unternehmen und Verbraucher und hat großen Einfluss auf Konjunktur und Inflation.
Warum fordert Trump Zinssenkungen?
Ein niedrigerer Zinssatz erleichtert Kredite für Unternehmen und Konsumenten. Das kurbelt Investitionen an, steigert das Wirtschaftswachstum und kann Börsenkurse nach oben treiben – ein Vorteil für Trumps wirtschaftspolitische Agenda.
Warum bleibt die Fed hart?
Die Inflation ist in den letzten Monaten wieder gestiegen. Die Fed fürchtet, dass eine verfrühte Zinssenkung die Preisstabilität gefährden könnte.
Wie geht es weiter?
Die Fed will abwarten, ob sich die Inflation wieder senkt. Eine Zinssenkung ist nicht ausgeschlossen – aber nur, wenn sich die Wirtschaftsdaten verbessern.
Alle Angaben ohne Gewähr.
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