Die US-Notenbank Fed hat sich dem politischen Druck von Präsident Donald Trump widersetzt und den Leitzins auf 4,25 bis 4,5 Prozent belassen. Die Entscheidung des geldpolitischen Ausschusses fiel einstimmig und stellt eine direkte Reaktion auf die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die unsichere politische Lage in den USA dar.
Trump hatte noch vergangene Woche beim Weltwirtschaftsforum in Davos eine „unverzügliche“ Zinssenkung gefordert, um die US-Wirtschaft zu beflügeln. Doch Fed-Chef Jerome Powell machte klar, dass die Notenbank unabhängig von politischen Vorgaben agiere. „Es wäre nicht angemessen, wenn ich das kommentiere“, sagte Powell auf einer Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung.
Die Inflationsrate in den USA ist zuletzt wieder gestiegen und lag im Dezember bei 2,9 Prozent. Dies ist zwar deutlich niedriger als die Hochphase während der Corona-Pandemie, aber dennoch über dem Zielwert der Fed von 2,0 Prozent. Gleichzeitig bleibt die Arbeitslosenquote stabil, was für eine robuste wirtschaftliche Entwicklung spricht.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind Trumps wirtschaftspolitische Pläne. Seine angekündigten Importzölle und verschärften Maßnahmen gegen illegale Zuwanderung könnten die Inflation zusätzlich befeuern. Besonders Branchen wie die Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Gastronomie, die stark auf günstige Arbeitskräfte angewiesen sind, dürften unter diesen Maßnahmen leiden.
Trotz dreier Zinssenkungen in den vergangenen Monaten hält die Fed nun inne. Sie verfolgt weiterhin einen vorsichtigen Kurs, um die Auswirkungen von Trumps Politik auf die Wirtschaft zu bewerten. Powell betonte, dass es einen erhöhten Grad der Ungewissheit gebe und die Zentralbank „abwarten und beobachten“ wolle.
Wirtschaftsexperten erwarten, dass eine Zinssenkung erst dann erfolgen wird, wenn klar ist, ob Trumps Maßnahmen die Inflation weiter anheizen oder die Wirtschaft dämpfen. Während die Fed abwartet, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) bereits am Donnerstag den Leitzins erneut senken – es wäre der vierte Zinsschritt in Folge.
OZD / ©AFP
Kommentar:
Fed trotzt Trump – ein Sieg für die Unabhängigkeit der Notenbank
Die Entscheidung der Fed ist ein starkes Zeichen für die Unabhängigkeit der Geldpolitik in den USA. Trump mag eine aggressive Wirtschaftsförderung durch Zinssenkungen fordern, doch die Zentralbank bleibt ihrem Kurs treu.
Dies ist umso bemerkenswerter, da Trump in der Vergangenheit nicht davor zurückschreckte, öffentlichen Druck auf die Notenbank auszuüben – und sogar darüber spekulierte, Powell aus dem Amt zu drängen. Doch die Notenbank hat eine doppelte Verantwortung: Sie muss die Inflation im Zaum halten und gleichzeitig die Wirtschaft stabilisieren.
Die zentrale Frage ist nun: Wie lange hält Powell diesem Druck stand? Sollte die US-Wirtschaft ins Straucheln geraten, könnte der politische Druck auf die Fed noch weiter steigen. Gleichzeitig wird sich zeigen, ob Trumps harte Zölle und Migrationseinschränkungen wirklich wirtschaftlichen Nutzen bringen – oder die Inflation weiter antreiben.
Prognose:
Falls
die Inflation weiter steigt, wird die Fed den Leitzins auf absehbare
Zeit nicht senken. Sollte die US-Wirtschaft jedoch erste Abschwächungstendenzen
zeigen, könnte die Notenbank im Sommer gezwungen sein, eine Kehrtwende
einzuleiten. Auch die Präsidentschaftswahl 2028 wird eine Rolle spielen:
Trump könnte die Fed noch stärker unter Druck setzen.
Wer ist Jerome Powell?
Jerome Powell (*1953) ist seit 2018 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Ursprünglich von Donald Trump für den Posten nominiert, entwickelte sich Powell schnell zum Verfechter einer unabhängigen Geldpolitik. Unter seiner Führung erhöhte die Fed mehrfach den Leitzins, um die Inflation zu bekämpfen. Seine Politik ist oft ein Konfliktpunkt mit der US-Regierung.
Was ist die Federal Reserve (Fed)?
Die Federal Reserve ist die Zentralbank der USA und bestimmt die Geldpolitik des Landes. Sie steuert den Leitzins, reguliert Banken und sorgt für finanzielle Stabilität. Ihre Hauptaufgaben sind die Bekämpfung der Inflation und die Förderung eines stabilen Arbeitsmarkts.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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