Die radikalislamische Hamas hat am Donnerstagmorgen die israelische Soldatin Agam Berger nach 15 Monaten Gefangenschaft an das Rote Kreuz übergeben. Die Übergabe erfolgte in Dschabalija im Norden des Gazastreifens. Doch zuvor wurde Berger, noch in Kampfanzug gekleidet, von Hamas-Kämpfern auf einer Bühne präsentiert – ein kalkulierter Propagandaauftritt vor der versammelten Menge, bevor sie schließlich den Vertretern des Roten Kreuzes übergeben wurde.
Die Freilassung ist Teil des aktuellen Waffenruheabkommens. Insgesamt sollen an diesem Tag acht Geiseln freikommen, darunter der Deutsch-Israeli Gadi Moses sowie Arbel Yehud, die laut Medienberichten familiäre Verbindungen nach Deutschland hat.
Nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sollen am Samstag drei weitere männliche Geiseln übergeben werden. Es wäre das erste Mal, dass die islamistischen Gruppen seit Beginn der Waffenruhe am 19. Januar Männer aus der Gefangenschaft entlassen. In den letzten zwei Wochen kehrten bereits sieben weibliche Geiseln nach Israel zurück. Israel hatte im Gegenzug mehrere hundert palästinensische Gefangene freigelassen.
OZD / AFP
Kommentar:
Zynisches Machtspiel oder echter Fortschritt?
Die Bilder der Übergabe sprechen eine klare Sprache: Die Hamas nutzt die Freilassung von Geiseln für ihre eigene Agenda. Die öffentliche Zurschaustellung einer gefangenen Soldatin zeigt, dass es hier nicht um humanitäre Gesten geht, sondern um eine gezielte Machtdemonstration.
Gleichzeitig bleibt die Frage: Wie lange hält die Waffenruhe? Israel wird sich nicht dauerhaft auf diesen Austausch einlassen, wenn es nicht zu einer langfristigen Lösung kommt. Die Hamas hingegen könnte aus den Freilassungen Kapital schlagen und versuchen, politische Zugeständnisse zu erzwingen.
Prognose: Die Verhandlungen werden weitergehen, aber nicht ohne neue Forderungen. Die Hamas wird versuchen, weiteren Druck auszuüben, während Israel zunehmend vor einem Dilemma steht: Wie viele Gefangene ist das Land bereit, für die Freilassung seiner Bürger aufzugeben?
Wer ist Agam Berger?
Agam Berger ist eine israelische Soldatin, die vor 15 Monaten von der Hamas entführt wurde. Ihre Gefangenschaft wurde zu einem Symbol für die israelischen Bemühungen, entführte Staatsbürger zurückzubekommen. Über ihre genaue militärische Rolle gibt es keine offiziellen Angaben, doch ihre Freilassung wurde als wichtiges Verhandlungsthema betrachtet.
Wer ist Gadi Moses?
Gadi Moses ist ein Deutsch-Israeli, der ebenfalls von der Hamas gefangen gehalten wurde. Seine Freilassung stand im Fokus internationaler Aufmerksamkeit, da er durch seine doppelte Staatsbürgerschaft auch die deutsche Regierung involvierte.
Was ist das Rote Kreuz?
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine weltweit agierende humanitäre Organisation mit Sitz in Genf. Ihre Aufgabe besteht darin, Kriegsopfern zu helfen und Gefangene zu betreuen. In diesem Fall übernahm das IKRK eine zentrale Vermittlerrolle zwischen Israel und der Hamas und koordinierte die Geiselübergaben.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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