Die Inflation in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn weiter abgeschwächt. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 2,3 % – ein Rückgang gegenüber den 2,6 % im Dezember, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Besonders erfreulich: Die Preise für Lebensmittel legten nur noch um 0,8 % zu – ein spürbarer Rückgang im Vergleich zu den 2,0 % im Vormonat.
Was treibt die Inflation noch an?
Während Lebensmittel kaum noch teurer werden, gibt es in anderen Bereichen weiterhin starke Preissteigerungen. Vor allem Dienstleistungen bleiben ein Preistreiber: Sie verteuerten sich um 4,0 % – getrieben unter anderem durch die Erhöhung des Deutschlandtickets von 49 auf 58 Euro.
Auch die Energiepreise gingen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 % zurück. Trotz der Erhöhung des CO₂-Preises und steigender Spritpreise war der Rückgang bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen ähnlich stark wie im Dezember.
Expertenmeinungen zur Inflation:
Die
Entwicklung der Inflation wird von Ökonomen grundsätzlich positiv
bewertet, auch wenn nicht alle Verbraucher gleichermaßen profitieren. Stephanie Schoenwald von der KfW sieht eine „richtige Richtung“, warnt aber, dass Pendler durch steigende Spritpreise besonders betroffen sind. Sie rechnet mit weiter sinkenden Inflationsraten in den kommenden Monaten.
Doch nicht alle Experten sind so optimistisch. Christoph Swonke von der DZ Bank warnt davor, dass Lohnsteigerungen weiterhin Druck auf die Preise ausüben. Zudem droht eine neue Belastung für die Wirtschaft: Falls die USA Importzölle erhöhen, könnte die EU mit Gegenmaßnahmen reagieren, was zu neuen Preisanstiegen führen könnte.
Für ING-Analyst Carsten Brzeski ist die Entwicklung eine „willkommene Überraschung für Verbraucher und die EZB“. Die Europäische Zentralbank hatte erst am Donnerstag die Leitzinsen erneut gesenkt, da die Inflation in der Eurozone zuletzt wieder angezogen hatte. Die aktuelle Entwicklung in Deutschland könnte jedoch zeigen, dass der Trend nach unten geht.
Noch optimistischer ist Silke Tober vom IMK der Hans-Böckler-Stiftung: Ihrer Meinung nach befindet sich die Inflation „auf der Zielgeraden“. Sie fordert weitere Zinssenkungen, um die Wirtschaft aus der aktuellen Stagnation zu bringen. Die EZB strebt langfristig eine Inflationsrate von 2,0 % an – Deutschland könnte diesem Ziel bald sehr nahe kommen.
OZD / ©AFP
Inflation sinkt – aber ist das die Ruhe vor dem Sturm?
Auf den ersten Blick scheint es eine gute Nachricht: Die Inflation fällt, Lebensmittel werden kaum noch teurer, und auch die Energiepreise sind rückläufig. Doch die Freude könnte verfrüht sein – denn es gibt drei große Unsicherheiten, die die Teuerung bald wieder antreiben könnten:
Steigende Löhne:
Gewerkschaften
konnten zuletzt hohe Tarifabschlüsse durchsetzen. Höhere Löhne bedeuten
oft auch höhere Preise für Dienstleistungen – und damit weiteren
Inflationsdruck.
Mögliche US-Strafzölle:
Sollten die USA unter Präsident Biden oder einem möglichen neuen Präsidenten Trump Importzölle erhöhen,
könnte dies zu einem Handelskonflikt mit der EU führen. Die Folge wären
steigende Preise für importierte Waren und höhere Produktionskosten für
die Industrie.
Ungewisse Energiepolitik:
Auch
wenn die Energiepreise derzeit sinken, könnten geopolitische Krisen –
wie Spannungen im Nahen Osten oder neue Sanktionen gegen Russland – die
Preise schnell wieder in die Höhe treiben.
Prognose:
Kurzfristig dürften sich die Inflationsraten weiter in Richtung 2,0 %
bewegen, was die EZB in ihrem Zinssenkungskurs bestärken könnte.
Langfristig bleibt die Situation jedoch unsicher – besonders, wenn der
geopolitische Druck steigt oder sich Handelskonflikte verschärfen.
Verbraucher sollten sich daher nicht zu früh auf dauerhaft niedrige
Preise verlassen.
Was ist die Inflationsrate?
Die Inflationsrate gibt an, wie stark sich die Preise für Waren und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist ein Jahr) verteuern. Sie wird vom Statistischen Bundesamt ermittelt und ist eine wichtige Kennzahl für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Was bedeutet die Zinspolitik der EZB?
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert die Inflation durch die Anpassung der Leitzinsen. Sinkende Zinsen machen Kredite günstiger und sollen die Wirtschaft ankurbeln. Steigende Zinsen hingegen sollen eine überhitzte Inflation bremsen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
Bitte empfehlen Sie uns weiter! Wir brauchen Dich! Wir für Deutschland! Vielen Dank!