Am Freitagabend wurden mindestens sieben Menschen verletzt, teilte Regionalgouverneur Oleh Kiper in Onlinenetzwerken mit. Innerhalb von drei Minuten schlugen drei ballistische Raketen in die zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Stadt ein und beschädigten dabei mehrere historische Gebäude.
Laut Kiper wurden Fensterscheiben und Fassaden mehrerer Denkmäler durch die Detonationen beschädigt. Betroffen sind unter anderem das Archäologische Museum, das Museum für westliche und östliche Kunst sowie die Philharmonie.
Auf Fotos, die Kiper veröffentlichte, ist zu sehen, wie Rettungskräfte eine verletzte Frau auf einer Bahre vor dem historischen Hotel Bristol transportieren. Weitere Aufnahmen zeigen Schäden an der kunstvollen Fassade des Hotels aus dem 19. Jahrhundert sowie an der Inneneinrichtung, einschließlich der großen Treppe. Der ukrainische Rettungsdienst verbreitete ein Video, das Trümmer auf der Straße vor dem Bristol zeigt.
Der Bürgermeister von Odessa, Gennadiy Truchanow, sprach von „vielen Schäden und Zerstörungen“ in der Altstadt. Bereits im Juli 2023 war die dortige Verklärungskathedrale bei einem russischen Angriff schwer beschädigt worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die Attacke als "absolut vorsätzlichen Angriff russischer Terroristen". Es sei pures Glück gewesen, dass es keine Todesopfer gegeben habe. Selenskyj zufolge waren unter den Menschen am Ort des Angriffs auch Diplomaten aus Norwegen.
Russische Militärblogger behaupteten, in dem getroffenen Hotel hätten sich ausländische Militärspezialisten aufgehalten.
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OZD-Kommentar
Russlands Krieg gegen die Ukraine – eine Eskalation ohne Ende?
Der erneute Angriff auf Odessa verdeutlicht die anhaltende Eskalation im Krieg gegen die Ukraine. Besonders brisant ist die Tatsache, dass erneut Weltkulturerbe-Stätten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Attacke zeigt einmal mehr, dass Russland gezielt die Infrastruktur und kulturelle Identität der Ukraine zerstören will.
Odessa bleibt strategisch von großer Bedeutung – sowohl militärisch als auch symbolisch. Angriffe auf die Stadt sind daher nicht nur ein taktisches Mittel, sondern auch ein Teil der psychologischen Kriegsführung.
Prognose: Angesichts der wiederholten Angriffe auf Odessa und andere Städte ist nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen. Vielmehr könnte sich die Zerstörung historischer Stätten als weiteres Druckmittel im Krieg etablieren.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Vor seiner politischen Karriere war er als Schauspieler und Komiker bekannt. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen sein Land ist er international für seinen entschlossenen Widerstand gegen die Invasion bekannt.
Was ist das Unesco-Weltkulturerbe?
Das Unesco-Weltkulturerbe umfasst Orte von außergewöhnlicher kultureller oder natürlicher Bedeutung. Odessa wurde 2023 auf die Liste gesetzt, um seine historische Altstadt zu schützen. Die Zerstörung solcher Stätten wird international als schweres Vergehen gegen das Kulturerbe gewertet.
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Titelbild: AFP