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Ex-Bundespräsident Horst Köhler mit 81 Jahren gestorben – Deutschland verliert einen engagierten Staatsmann

Horst Köhler ist tot. Der frühere Bundespräsident starb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie.

Deutschland trauert um Horst Köhler. Der ehemalige Bundespräsident verstarb am Samstagmorgen im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Berlin, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Von 2004 bis 2010 stand er an der Spitze der Bundesrepublik, ehe er mit einem völlig überraschenden Rücktritt für Aufsehen sorgte.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte seinen Vorgänger als geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat – für das Land und in der Welt. In einem Kondolenzschreiben an Köhlers Witwe Eva Luise Köhler erinnerte Steinmeier an dessen Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und seinen Optimismus. Doch es seien auch seine klaren, oft unbequemen Mahnungen gewesen, die ihm Respekt und Anerkennung eingebracht hätten.

Horst Köhler war kein Berufspolitiker. Als Ökonom hatte er eine beeindruckende internationale Karriere hinter sich, bevor er auf Vorschlag von Angela Merkel 2004 überraschend zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Zuvor war er Chef des Internationalen Währungsfonds und leitete die Europäische Entwicklungsbank in London.

Als Horst Köhler zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er einer größeren Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Doch er gewann rasch Anerkennung und Sympathie, schrieb Steinmeier. Köhler sei ein gewissenhafter Mensch gewesen, dessen Worte und Taten meist tief reflektiert und wohlüberlegt waren.

Seine Präsidentschaft endete abrupt. Nachdem er 2009 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden war, zog er im Mai 2010 völlig unerwartet die Reißleine. Hintergrund war ein Interview, in dem er sich für Bundeswehreinsätze zum Schutz deutscher Wirtschaftsinteressen aussprach. Die Aussagen lösten eine politische Welle der Empörung aus – Köhler fühlte sich missverstanden und trat zurück. Sein plötzlicher Abgang hinterließ viele bestürzte und ratlose Beobachter.

Neben seinen wirtschaftspolitischen Impulsen setzte Köhler klare außenpolitische Akzente. Afrika lag ihm besonders am Herzen – er besuchte den Kontinent mehrfach und setzte sich für eine faire Globalisierung ein. Sein Büroleiter Sven Behnke schrieb, nicht müde wurde er, auf die Bedeutung und Potenziale Afrikas für die globale Entwicklung hinzuweisen. Die Beschäftigung mit Afrika schien ihm nicht nur klug und vorausschauend, sondern auch ethisch geboten.

Auch nach seinem Rücktritt blieb Köhler aktiv. Er engagierte sich unter anderem als UN-Gesandter für die Westsahara, saß im hochrangigen Ausschuss des UN-Generalsekretärs und war Schirmherr des Bürgerrats Klima. Sein Weitblick reichte weit über Deutschland hinaus – er warnte früh vor den Risiken eines unkontrollierten Finanzkapitalismus.

Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten, schrieb Steinmeier. Köhler hinterlässt eine Lücke, die nur wenige füllen können.

OZD / AFP



Kommentar: Ein Präsident, der sich selbst treu blieb

Horst Köhler war kein typischer Politiker – und genau das machte ihn so wertvoll. Ein Ökonom mit internationalem Renommee, ein Mann mit klarer Haltung, jemand, der nicht nach Popularität strebte, sondern nach Verantwortung.

Sein plötzlicher Rücktritt 2010 bleibt eines der außergewöhnlichsten Kapitel in der Geschichte des Bundespräsidentenamts. Während andere an der Macht kleben, ging Köhler aus Prinzip – weil er spürte, dass sein Wort nicht mehr das gleiche Gewicht hatte.

Seine Vision für Deutschland war geprägt von wirtschaftlicher Vernunft, sozialer Verantwortung und globaler Gerechtigkeit. Sein Engagement für Afrika, seine Warnungen vor entfesseltem Finanzkapitalismus, sein Glaube an ein Land der Ideen – all das machte ihn zu einem Präsidenten, der weit über Deutschland hinausdachte.

Prognose:
Horst Köhlers politisches Vermächtnis wird bleiben. Seine Themen – soziale Verantwortung, faire Globalisierung, eine neue Rolle für Afrika – sind aktueller denn je. Deutschland hat einen unbequemen, aber ehrlichen Denker verloren.



Wer war Horst Köhler?

Horst Köhler war von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident Deutschlands. Zuvor leitete er den Internationalen Währungsfonds und die Europäische Entwicklungsbank. Er setzte sich besonders für Afrika, eine faire Globalisierung und nachhaltige Finanzpolitik ein. Sein plötzlicher Rücktritt 2010 wegen umstrittener Äußerungen zu Bundeswehreinsätzen sorgte für Aufsehen.

Was war Horst Köhlers Rücktrittsgrund?

Köhler trat 2010 überraschend zurück, nachdem er in einem Interview den Schutz wirtschaftlicher Interessen als mögliches Motiv für Bundeswehreinsätze genannt hatte. Die öffentliche Empörung und seine Enttäuschung über die Debatte führten dazu, dass er sein Amt niederlegte.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP


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