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Wut über Korruption: Serbiens Proteste eskalieren weiter - Mit Kommentar

Drei Monate nach dem verheerenden Einsturz eines Bahnhofsvordachs mit 15 Toten halten die Proteste in Serbien an. Zehntausende blockierten in Novi Sad wichtige Brücken und fordern Konsequenzen. Die Demonstrationen richten sich längst gegen mehr als nur das Unglück.

Zehntausende Menschen haben am Samstag erneut in der serbischen Stadt Novi Sad demonstriert und dabei zentrale Brücken über die Donau blockiert. Hintergrund ist der Einsturz eines Bahnhofsvordachs vor drei Monaten, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. Die Proteste richten sich nicht mehr nur gegen die unmittelbaren Verantwortlichen des Unglücks, sondern längst gegen die gesamte Regierung und die weitverbreitete Korruption im Land.

Die Demonstrierenden schwenkten Fahnen, hielten Plakate hoch und skandierten regierungskritische Slogans. Bereits vor dem Protest war der Verkehr in der zweitgrößten Stadt Serbiens stark eingeschränkt, lange Staus waren die Folge. Die Blockade der Brücken sollte mindestens drei Stunden, eine davon sogar 24 Stunden andauern.

Seit dem Unglück im November gibt es fast täglich Demonstrationen. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass Ministerpräsident Milos Vucevic am Dienstag seinen Rücktritt erklärte. Doch die Proteste halten an – für viele ist der Einsturz nur ein weiteres Symbol für die Missstände im Land.

Zum zentralen Zeichen der Protestbewegung wurde eine blutige Hand. Die Demonstranten fordern, dass die Verantwortlichen für das Unglück nicht straflos davonkommen. Doch die Wut geht weiter: Immer mehr Menschen prangern Korruption, Misswirtschaft und den Einfluss der Regierung auf die Justiz an. Die serbische Regierung hingegen behauptet, die Demonstrationen seien von „ausländischen Kräften“ gesteuert.

Besonders Studentenorganisationen haben sich in den letzten Wochen als treibende Kraft der Proteste etabliert. Sie besetzten bereits Universitäten im ganzen Land und mobilisieren immer größere Menschenmengen. „Es gibt kein Zurück, keine Angst, und wir werden nicht locker lassen“, sagte die Philosophiestudentin Jelena Vuksanovic der Nachrichtenagentur AFP.

Das tragische Unglück ereignete sich am 1. November, als das Vordach des erst kürzlich renovierten Hauptbahnhofs von Novi Sad einstürzte. 15 Menschen im Alter zwischen sechs und 74 Jahren starben.

OZD / AFP



OZD-Kommentar: Serbien am Wendepunkt?

Die Proteste in Serbien sind längst mehr als nur eine Reaktion auf ein tragisches Unglück. Sie sind ein Aufschrei gegen ein System, das für viele Menschen korrupt, ungerecht und übermächtig geworden ist. Der Rücktritt von Ministerpräsident Milos Vucevic zeigt, dass der Druck Wirkung zeigt – doch reicht das?

Die blutige Hand als Symbol der Proteste steht für mehr als nur Gerechtigkeit für die Opfer des Einsturzes. Sie steht für den Zorn einer Bevölkerung, die sich nicht länger mit ausweichenden Antworten abspeisen lassen will. Der Regierung bleibt kaum noch Spielraum: Entweder sie geht auf die Forderungen ein, oder die Proteste werden weiter eskalieren.

OZD-Prognose:

Die Demonstrationen in Serbien dürften nicht so schnell abflauen. Sollte die Regierung weiterhin keine klaren Konsequenzen ziehen und sich auf Verschwörungstheorien berufen, könnte die Bewegung weiter anwachsen. Ein heißer Frühling für Serbien ist nicht ausgeschlossen – mit ungewissem Ausgang.



OZD-Wissen to go! Was war das Unglück von Novi Sad?

Am 1. November 2023 stürzte das Vordach des neu renovierten Hauptbahnhofs von Novi Sad ein. 15 Menschen kamen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Der Vorfall löste massive Proteste gegen die Regierung und die angebliche Korruption im Bauwesen aus.

OZD-Wissen to go! Warum ist die blutige Hand das Symbol der Proteste?

Die blutige Hand steht für die Wut der Demonstranten über die politischen Missstände und die mutmaßliche Verantwortung der Regierung für das Unglück in Novi Sad. Sie soll die Forderung nach Gerechtigkeit und tiefgreifenden Reformen unterstreichen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP


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